- Von Juliana Demski
- 22.09.2020 um 16:48
Die große Mehrheit der deutschen Versicherer (90 Prozent) nimmt die Corona-Krise aktuell nicht mehr ausschließlich negativ wahr, sondern erkennt durch sie auch neue Chancen. Das zeigt eine aktuelle Umfrage des Beratungsunternehmens EY und des Analysehauses V.E.R.S. Leipzig. Zum Vergleich: Im Frühjahr lag dieser Anteil noch bei 62 Prozent. Für die Studie haben die Autoren im September 30 Vorstände beziehungsweise leitende Repräsentanten von Versicherungsunternehmen in Deutschland und Österreich befragt.
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Die positive Stimmung spiegelt sich auch in den Erwartungen für das Neugeschäft wider: 14 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass die Branche insgesamt leicht wachsen wird. In der vorangegangenen Befragung hatte lediglich ein befragtes Unternehmen ein stark wachsendes Neugeschäft erwartet. Bei zwölf der 30 befragten Versicherer entwickelte sich das Neugeschäft seit Ausbruch der Pandemie bereits positiv.
Dahinter stehen laut Umfrage vor allem Erfahrungen aus der Corona-Krise: Wegen der vielen abgesagten Veranstaltungen und geschlossenen Geschäften, Restaurants und Unternehmen erwarten knapp zwei Drittel der Versicherer ausgerechnet bei den in Verruf geratenen Betriebsschließungsversicherungen (63 Prozent), aber auch bei Veranstaltungsausfallversicherungen (61 Prozent), ein wachsendes Neugeschäft für 2020 und 2021.
Fast ebenso viele Manager (59 Prozent) sehen mehr Abschlüsse bei Krankenzusatzversicherungen. Unter dem Strich rechnen die Versicherer zudem bei der Reiserücktrittsversicherung, der Rechtsschutzversicherung, der Risikolebensversicherung sowie der Berufsunfähigkeitsversicherung mit einem Plus für die Branche, wie die Studie zeigt.
Wenig Stellenabbau und kaum Beitragserhöhungen
Gleichzeitig geht zwar – wie bereits im Frühjahr dieses Jahres – ein Fünftel der Unternehmen davon aus, dass es in den kommenden zwei Jahren eher zu einem Personalabbau kommt. Allerdings schließen weitere 35 Prozent der Befragten einen Personalabbau komplett aus – im Frühjahr war das bei keinem einzigen Versicherer der Fall. Mit Prämienerhöhungen rechnen nur 12 Prozent der Befragten; im Frühjahr waren es noch 21 Prozent. Noch unwahrscheinlicher wurden indes Prämienerhöhungen wegen der Krise: Damit rechnen heute nur noch 12 Prozent der Befragten, im Frühjahr waren es noch 21 Prozent.
„Nach anfänglicher Unsicherheit hat sich die Versicherungsbranche mittlerweile gut auf die Veränderungen durch die Corona-Pandemie einstellen können“, kommentiert Thomas Korte, Leiter des Versicherungsbereiches bei EY, die Studienergebnisse. Auch er findet: „Wie jede Krise bietet auch diese Krise eine Chance.“ Die nötigen „Umstellungen zur Digitalisierung und die Transformation ihrer Geschäftsmodelle“ könnten und müssten die Versicherungsunternehmen daher jetzt konsequenter angehen, so der Experte.
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