Andrea Wehner ist Multi-Asset-Spezialistin bei Standard Life. © Standard Life
  • Von Redaktion
  • 23.11.2020 um 14:00
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lesedauer Lesedauer: ca. 04:55 Min

Altersvorsorge besteht bei Privatanlegern hierzulande in aller Regel aus einer Mischung von Aktien und Anleihen. Zu Alternativen Investments wie Private Equity, Infrastruktur-Anlagen oder Versicherungsverbriefungen greifen Investoren eher selten. Das ist schade, meint Andrea Wehner, Multi-Asset-Spezialistin bei Standard Life. Denn die Alternative Anlagen können eine wertvolle Beimischung fürs Portfolio sein.

Pfefferminzia: Welche Rollen spielen Alternative Investments bisher in der privaten Altersvorsorge?

Andrea Wehner: Der Begriff „Alternative Investments“ umfasst viele verschiede Anlagen. Von Investoren werden mit Alternativen Investments zum Teil ganz unterschiedliche Anlagen assoziiert. Für manche Investoren sind damit eher Hedgefonds und Private-Equity-Investments gemeint, andere Anleger würden auch Immobilien, Infrastruktur – inklusive soziale Infrastruktur und erneuerbare Energien –, Schiffe, Flugzeugleasing, Versicherungsverbriefungen, Lizenzgebühren und vieles mehr dazu zählen.

Aber völlig unabhängig davon, wie Alternative Investments definiert werden, basiert bis dato die Altersvorsorge bei den meisten privaten Anlegern auf dem klassischen Mix von Aktien und Anleihen, wobei in Deutschland im Gegensatz zum angelsächsischen Raum der Anteil an Anleihen vergleichsweise hoch ist. Diejenigen, die auch in Multi-Asset-Konzepte investieren, haben – ohne es vielleicht immer genau zu wissen – unter Umständen indirekt auch Anlagen in Immobilien, beispielsweise über sogenannte REITs, und Rohstoffe, allen voran Gold.

Grundsätzlich lässt sich jedoch festhalten, dass Alternatives im deutschen Vorsorgemarkt bislang noch recht zurückhaltend eingesetzt werden.

Woran liegt das?

Ich denke, dass noch einige Vorurteile gegenüber Alternativen Investments bestehen. Die vergangenen Jahre haben – leider–  gezeigt, dass selbst Anleger, die glauben, einen langfristen Anlagehorizont zu haben, schwache Nerven bekommen, wenn es mal wieder etwas turbulent an den Börsen zugeht. Volatilität wird von Anlegern auch sehr unterschiedlich interpretiert. Während die Schwankungen am Aktienmarkt als „normal“ betrachtet werden, da Aktien als traditionelle Anlage oder als Basisinvestment gelten, führen jegliche Schwankungen von Alternative Investments – auch wenn sie noch so gering sind – dazu, dass diese Investments als hochriskant betrachtet werden, was in vielen Gründen jedoch unbegründet ist.

Zudem haben Alternative Investments, die am sogenannten Grauen Kapitalmarkt notiert sind, in Deutschland einen vergleichsweise schlechten Ruf. Das führt dazu, dass viele Anleger Alternative Investments von vornherein ablehnend gegenüber stehen.

Welche Alternativen Investments eignen sich denn für die private Altersvorsorge?

Das lässt sich nicht so einfach beantworten, da jedes Investment – ob traditionell oder alternativ – zu den Risikoeinstellungen, Bedürfnissen, Neigungen und auch individuellen Kenntnissen der Anleger passen sollte.

Im aktuellen Marktumfeld besteht meines Erachtens jedoch das größte Risiko darin, zu glauben, dass man in den kommenden Jahren mit traditionellen Anlagen wie Aktien und Anleihen oder einem Mix der beiden Anlageklassen, die gleichen oder ähnlich hohen Erträge erwirtschaften kann wie in den vergangenen 10, 20 oder 30 Jahren. Vor dem Hintergrund der aktuell relativ hohen Bewertungen – sowohl der Aktien- als auch der Anleihemärkte – der wirtschaftlichen und geldpolitischen Situation, sollten Anleger beginnen, sich von diesem Glauben zu verabschieden.

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