- Von Karen Schmidt
- 20.10.2023 um 13:48
Das Analyshaus DFSI Ratings hat für das aktuelle Rating zur „Unternehmensqualität der Lebensversicherer“ 36 Anbieter bewertet. Diese decken zusammen rund 75 Prozent des deutschen Lebensversicherungsmarkts ab. Für das Rating werden die drei Faktoren finanzielle Substanzkraft, Produkt- und Servicequalität untersucht. Substanzkraft und Produktqualität fließen dabei mit je 40 Prozent in das Ergebnis ein, der Service mit 20 Prozent.
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Wie im Vorjahr erreicht im aktuellen Qualitäts-Rating von den 36 untersuchten Lebensversicherern nur die WWK die Bestnote „Exzellent (1,0)“. Die Lebensversicherer Europa und Hannoversche schrammen mit der Note „Sehr Gut (1,1)“ knapp an der Bestnote vorbei.
Neben diesen beiden bestanden weitere sechs Lebensversicherer den DFSI-Test mit „Sehr Gut“: Allianz, BL die Bayerische, Continentale, Ergo Vorsorge, Ideal und LV 1871. Das Gros der Lebensversicherer – 23 Unternehmen – erhielt die Endnote „Gut“. Vier Versicherer bekamen die Note „Befriedigend“.
Was treibt die Lebensversicherer im Moment an? Die Zinsen zum Beispiel. Grundsätzlich sind steigende Zinsen für Lebensversicherer positiv. Aber die Geschwindigkeit mit der die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen angehoben hat, macht der Branche zu schaffen. Lagen sie Anfang 2022 noch bei minus 0,5 beziehungsweise 0,0 Prozent sind es jetzt 4,0 und 4,5 Prozent.
„Generell sind steigende Zinsen zwar gut für die Branche und ihre Kunden“, sagt Sebastian Ewy, Senior-Analyst bei DFSI-Ratings. „Erwerben die Versicherer neue Anleihen, so holen sie sich damit höhere Renditen ins Depot.“ Doch umgekehrt geraten die Kurse bereits emittierter Anleihen unter Druck. „Das kann dazu führen, dass der aktuelle Marktwert der Anleihen, die in den Depots der Lebensversicherer liegen, niedriger ist als deren Buchwert in der Bilanz. Dann entstehen bei dem Versicherer Stille Lasten“, so Ewy. Branchenweit sollen sich diese auf rund 150 bis 200 Milliarden Euro belaufen.
Das sei kein Problem, solange diese Anleihen nicht verkauft werden müssten. Komme es aber zu einer Stornierungswelle bei Lebensversicherungen, müssten im schlimmsten Fall Stille Lasten realisiert werden. Wertpapiere müssten also weit unter Kaufwert abgestoßen werden, erklärt Ewy. „Doch so weit ist es bisher noch längst nicht.“ Allerdings sei das zinssensible Einmalgeschäft der Lebensversicherer 2023 kräftig eingebrochen, beobachtet der Senior-Analyst.
Erschwerend komme für die Lebensversicherer derzeit hinzu, dass gerade in Krisenzeiten – Stichworte: Ukraine-Krieg und Nahost-Konflikt – langfristige (Alters-) Vorsorge gerne auf die lange Bank geschoben wird. Auch die hohe Inflation verleite nicht zum Abschluss neuer Policen. Die stark gestiegenen Preise wirken sich negativ auf das Budget privater Verbraucher für ihre langfristige Vorsorge aus – was sich an den Beitragseinnahmen der Lebensversicherer ablesen lasse. Sie sollen nach ersten Schätzungen 2023 um gut 3 Prozent sinken. Und das, nachdem sie bereits 2022 um rund 7 Prozent zurückgegangen sind.
Andererseits bringen die gestiegenen Zinsen den Lebensversicherern Entlastung bei der Zinszusatzreserve (ZZR). Bis Ende 2021 wurden rund 97 Milliarden Euro in die ZZR gesteckt. Ewy: „Laut Berechnungen sind 2022 branchenweit 4 Milliarden Euro frei geworden, die zuvor in der ZZR gebunden waren. In den kommenden Jahren sollte die ZZR mindestens in gleichem Tempo weiter abgebaut werden können.“ Mit den frei werdenden Mitteln können die Versicherer zum Beispiel die Überschussbeteiligungen erhöhen oder Stille Lasten abbauen.
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