- Von Karen Schmidt
- 18.10.2023 um 17:35
Die Lebensversicherer haben mit einem deutlichen Einbruch des Neugeschäfts zu kämpfen. Insbesondere bei den Einmalbeiträgen ist das der Fall. Gründe dafür sind gestiegene Lebenshaltungskosten, die zu weniger privaten Investitionen führten. Und das deutlich gestiegene Zinsniveau, das andere Anlage wieder attraktiver machte. Das ist ein Ergebnis des Ratings LV-Unternehmen des Analysehauses Morgen & Morgen.
„Die veränderten Marktgegebenheiten führten bei einigen Kennzahlen im Jahr 2022 zu starken Bewegungen. Was im Einzelnen extrem aussieht, relativiert sich im Zusammenspiel. Vor allem die Mechanismen der Zinszusatzreserve konnten die Marktbewegungen gut abfangen“, sagt Thorsten Saal, Bereichsleiter Mathematik bei Morgen & Morgen. „Im Teil-Rating Sicherheit zeigen sich die Lebensversicherer sehr stabil, sodass sich das Rating-Ergebnis im Vergleich zum Vorjahr sogar leicht verbessert.“
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Das aktuelle Rating betrachtet 13 Bilanzkennzahlen von 63 Lebensversicherern über die Jahre 2018 bis 2022. Im Gesamtergebnis zeigt sich eine leichte Verbesserung in der Sterneverteilung. 19 Gesellschaften sind mit der Bestbewertung von fünf Sternen ausgezeichnet. Das sind vier mehr als im letzten Rating-Jahrgang. Dafür erhalten mit 26 Unternehmen sechs Gesellschaften weniger als 2022 eine Vier-Sterne-Bewertung. Mit drei Sternen belegen drei Unternehmen mehr als im vergangenen Jahr das Mittelfeld. Vier Versicherer und damit ein Versicherer weniger als 2022 erhalten die schlechteste Bewertung im Ergebnis mit nur zwei Sternen.
>>> Hier geht es zu den Rating-Ergebnissen
Ergebnisse im Teil-Rating „Erfolg“
Im Teilrating Erfolg wird die Frage nach Geschäftserfolg und Anlageerfolg beleuchtet. Hierbei werden wesentliche Indikatoren bewertet, die die Ertragssituation des Unternehmens zeigen. Im Ergebnis zeigen sich 17 Gesellschaften besonders stark und erhalten fünf Sterne. Das sind vier Unternehmen mehr als im Vorjahr.
Bei den Erfolgskennzahlen zeigt sich aktuell durch einen Rückgang im Neugeschäft ein Anstieg der Kostenquoten, besonders bei den Abschlusskosten. Der Zinsanstieg führt insgesamt zu einem Rückgang der Bewertungsreserven, hauptsächlich sind im Saldo nur noch stille Lasten vorhanden. „Das ist jedoch nicht weiter schlimm, da diese in der Regel nicht realisiert werden müssen. Jedoch kommt es stellenweise zu Abgangsverlusten oder Abschreibungen, die die Nettoverzinsung verringern“, heißt es im Rating-Bericht.
Im Vergleich zum Vorjahr sei die Nettoverzinsung deutlich gesunken. Neben den Abgangsverlusten und Abschreibungen sei dafür vor allem das Ausbleiben der Realisation von Bewertungsreserven maßgeblich. Zunächst, weil kaum Bewertungsreserven mehr vorhanden seien, aber auch, weil die in den letzten Jahren aufgebaute Zinszusatzreserve in diesem Jahr dafür sorge, dass weniger Zinserträge notwendig sind. Aufgrund der gestiegenen Zinsen musste die Zinszusatzreserve im Jahr 2022 nicht weiter aufgebaut werden. Im Gegenteil: Bei fast allen Versicherern konnte sie wieder verringert werden. Daraus resultierten Erträge, die auch den Kunden zugutekommen.
Nachdem im Vorjahr noch branchenweit rund 8,5 Milliarden Euro der Zinszusatzreserve zugeführt wurden, konnte die Zinszusatzreserve im Jahr 2022 um mehr als drei Milliarden Euro verringert werden. Im Rating zeigt sich das durch eine gestiegene Überschussquote. „Trotz turbulentem Kapitalmarktumfeld besteht noch kein Grund zur Sorge, das zeigt die im Schnitt leicht angestiegene Zins-Überschussquote. Das Zusammenspiel von sinkenden Kapitalerträgen und verminderten Anforderungen aus Garantien und Zinszusatzreserve lässt die Versicherer also besser als im Vorjahr die Rechnungszinsanforderungen finanzieren“, sagt Saal.
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