- Von Lorenz Klein
- 15.01.2019 um 17:11
Dieser Satz dürfte bei so manchem Versicherungsmakler in einem goldenen Rahmen über dem Bett, wahlweise über dem Schreibtisch, hängen: „Wer den Provisionsvertrieb als Hort des Bösen betrachtet und Honorarberater als die besseren Menschen, dem kann ich nur sagen: Träum weiter.“
Der Absender dieser Worte ist niemand geringeres als Felix Hufeld, Präsident der Finanzaufsicht Bafin. Er müsse immer „ein wenig schmunzeln, wenn manche Lobbyisten die Beratung auf Honorarbasis als Lösung aller Probleme hinstellen“, führte Hufeld im Spiegel-Interview aus. Und dann kommt der Hammer-Satz: „Man riskiert sozialpolitische Verwerfungen, wenn man provisionsbasierte Beratung verbietet“ (wir berichteten).
„Wollen Sie die Versicherungsvertreter arbeitslos machen?“
„Verbraucher bemerken Beratungsfehler oft nicht“
„Man riskiert sozialpolitische Verwerfungen“
Während Hufeld für seine ungewöhnlich deutliche Wortwahl insbesondere von Finanzanlage- und Versicherungsvermittlern gefeiert wird (wie auch viele Reaktionen von Pfefferminzia-Lesern in den sozialen Netzwerken zeigen), dürfte auf Seiten der Verbraucherschützer pures Entsetzen geherrscht haben.
Nachdem man sich beim Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) vermutlich erstmal kräftig geschüttelt hat, liegt nun eine Reaktion aus Berlin vor. In einem achtseitigen „Positionspapier“ verteidigt das Team Finanzmarkt unter der Leitung von Dorothea Mohn ihre Forderung nach einem Provisionsverbot.
Darin taucht der Name Felix Hufeld nicht auf, doch der Titel des Papiers dürfte auch an den Bafin-Chef gerichtet sein: „Europäische Provisionsverbote und deutsche Fehldarstellungen“ heißt dieser.
In dem Schreiben verwahrt sich der VZBV vor allem gegen die Meinung, dass man in Großbritannien schlechte Erfahrungen mit dem 2013 eingeführten Provisionsverbot gemacht habe – auch Hufeld unterstützt diese These.
Der VZBV predigt trotzdem weiter
Es gebe „deutliche Anzeichen“, dass breite Bevölkerungsschichten im Königreich seitdem von der Altersvorsorgeberatung „faktisch abgeschnitten“ seien, sagte Hufeld. „Jemand, der wenig Geld hat, gibt einfach keine 150 oder 200 Pfund aus für einen Finanzberater – da können Sie predigen, so viel Sie wollen“, betonte der Bafin-Chef.
Doch der VZBV will sich das Predigen nicht verbieten lassen – und beruft sich zur Festigung des eigenen Standpunkts auf bereits bekannte Studienergebnisse, wonach sich keinesfalls „Beratungslücken“ auf den britischen Inseln infolge des Provisionsverbots aufgetan hätten.
„Von den 25 Prozent der Bevölkerung im Vereinigten Königreich, die potenziell Finanzberatung gebraucht hätten, sagten 9 Prozent, sie wollten oder konnten sich keine Beratung leisten“, berichten die Autoren auf Basis von Untersuchungen durch das britische Finanzministerium in Kooperation mit der Finanzaufsicht FC (Financial Conduct Authority).
„Das bedeutet, nur ungefähr 2 Prozent der Gesamtbevölkerung wollten oder konnten sich keine Beratung leisten.“ Ähnliches gehe auch aus den Berichten der niederländischen Behörden hervor: „Nur 2 Prozent der Verbraucher dort sahen die Kosten einer Finanzberatung als Hindernis, sich beraten zu lassen“, fahren die Autoren fort.
„Provisionsverbot ist ein Erfolgsmodell“
In Feldversuchen der Briten habe sich zudem gezeigt, dass auch Verbraucher mit vergleichsweise geringen Anlagesummen von 10.000 Pfund keine Schwierigkeiten hatten, eine Finanzberatung zu bekommen.
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