Stellen auf der Pressekonferenz den neuen Koalitionsvertrag 2025 vor (v.l.n.r.): Markus Söder (CSU), Friedrich Merz (CDU), Lars Klingbeil (SPD) und Saskia Esken (SPD) © picture alliance / Geisler-Fotopress | Frederic Kern
  • Von Andreas Harms
  • 10.04.2025 um 10:54
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Es ist vollbracht, der Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD liegt vor. 146 Seiten ist er stark, und wir haben nachgesehen, was die Beteiligten für Rente und Altersvorsorge planen. Vor allem bei der Riester-Rente wird es reichlich vage. Eine andere Vorsorgeform taucht gar nicht erst auf.

Wer hätte gedacht, dass es mal nicht nur ums Geben geht, sondern auch darum, wo es herkommen soll? Aber tatsächlich beschäftigt sich der nun vorliegende Koalitionsvertrag 2025 von CDU/CSU und SPD nicht nur mit Rentenniveau und anderen freundlichen Gaben. Er verliert auch Worte darüber, woher das Geld dafür kommen soll. Wenn auch unbefriedigende.

Aber der Reihe nach: Offenbar haben die Christlichen und die Sozialdemokraten nun zueinandergefunden. Der Koalitionsvertrag liegt vor, und darin finden sich auch Punkte zur Rente und zur Altersvorsorge. Sehen wir also mal nach, was in den kommenden vier Jahren auf uns zukommen könnte.

Gesetzliche Rentenversicherung

Da schwingt zunächst ein gewaltiger Hauch von Sozialdemokratie durch den Koalitionsvertrag. Denn auch die neue Koalition will das Rentenniveau bei 48 Prozent per Gesetz bis 2031 absichern. Das ist bekanntermaßen teuer, weil die Babyboomer demnächst in Rente gehen, und deutlich weniger Beitragszahler nachrücken. Aber dann kommt das, was bisher stets fehlte: „Die Mehrausgaben, die sich daraus ergeben, gleichen wir mit Steuermitteln aus. Am Nachhaltigkeitsfaktor halten wir grundsätzlich fest.“

Sollten sich also die aktuellen Prognosen zur Demografie erfüllen, steigt der Rentenzuschuss aus dem Steuersäckel von den aktuellen 120 Milliarden Euro noch kräftig weiter. Die Rente zahlen also: wir alle. Gleichwohl soll der Nachhaltigkeitsfaktor bestehen bleiben und somit Demografie und Wirtschaft in Rente und Beiträge einfließen lassen. Allerdings legt das Wörtchen „grundsätzlich“ nahe, dass die Beteiligten das nicht allzu ernst meinen. In welchem Ausmaß das alles passiert, bleibt also erstmal offen.

Zudem sollen drei Faktoren das Rentensystem stützen:

  • Wachstumsorientierte Wirtschaftspolitik
  • Hohe Beschäftigungsquote
  • Angemessene Lohnentwicklung

Menschen sollen weiterhin nach 45 Beitragsjahren abschlagsfrei in Rente gehen können. Aber Anreize sollen die Lust wecken, freiwillig weiterzuarbeiten. Überhaupt soll das gesetzliche Renteneintrittsalter nicht steigen. Wer länger arbeiten will, soll das freiwillig tun. Das Gehalt soll dann bis zu 2.000 Euro im Monat steuerfrei bleiben. Das Vorbeschäftigungsverbot will man aufheben.

Selbstständige und Mütter

Alle neuen Selbstständigen, die „keinem obligatorischen Alterssicherungssystem zugeordnet sind“, will man „gründerfreundlich“ in die gesetzliche Rentenversicherung einbeziehen. Andere zuverlässige Vorsorgeformen sollen aber weiter möglich sein.

Die Mütterrente will man über drei Rentenpunkte für alle vollenden. Egal, wann die Kinder geboren wurden. Das Geld dafür soll aus dem Steuerhaushalt kommen.

Kinder

Anfang 2026 soll die Frühstart-Rente in Kraft treten (die auch CDU/CSU im Wahlprogramm hatte). Jedes Kind bekommt vom 6. bis zum 18. Lebensjahr monatlich 10 Euro in ein „individuelles, kapitalgedecktes und privatwirtschaftlich organisiertes Altersvorsorgedepot“.

Das sind zwar insgesamt lediglich 1.440 Euro, die in der Altersvorsorge kaum ins Gewicht fallen dürften. Aber sie sorgen dafür, dass jedes Kind so ein Depot überhaupt erstmal hat. Weitere Vorsorgeaktionen werden dadurch deutlich einfacher. In der Tat sollen sie später als Erwachsene weiter in das Depot einzahlen können. Die Erträge sollen bis zum Renteneintritt steuerfrei sein, und der Staat kommt auch nicht an das Vermögen ran.

Die betriebliche Altersversorgung (bAV) will die Koalition weiterverbreiten. Geringverdiener will sie besser fördern. Es soll einfacher werden, bAV-Verträge beim Jobwechsel mitzunehmen.

Riester-Rente

Ganze sechs Zeilen umfasst der Passus, wie es mit der staatlich geförderten Altersvorsorge, der Riester-Rente, weitergehen soll. Ein neues Vorsorgeprodukt soll her, und dahin will man die Riester-Rente überführen. Es soll auch ein Standardprodukt geben – was der Finanzwirtschaft nicht wirklich schmecken dürfte. Sie mag es nicht, wenn der Staat eigene Produkte auflegt.

Bürokratie und Garantiezwang sollen wegfallen. Verwaltungs-, Produkt- und Abschlusskosten sollen sinken. Klein- und Mittelverdiener will man möglichst einfach fördern. Ob mehr Förderberechtigte hinzukommen, will man prüfen.

An dieser Stelle fragen wir uns: Und was ist mit der Basisrente, in der Branche auch als Rürup-Rente bekannt? Nichts. Sie taucht im Koalitionsvertrag nicht auf. Damit lassen die Parteien den absolut sinnvollen Vorschlag des Instituts für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP) links liegen. Denn das hatte angeregt, Riester- und Rürup-Rente einfach zusammenzulegen. Danach sieht es nun aber nicht aus.

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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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