Die Teilnehmer an der Diskussionsrunde in Dortmund (von links): Bernhard Rapp verantwortet bei Canada Life unter anderem das Produktmanagement und ist außerdem stellvertretender Deutschland-Chef des Versicherers; Guntram Overbeck leitet bei der Helvetia Lebensversicherung das Produktmanagement und ist Prokurist; Karen Schmidt ist Chefredakteurin von Pfefferminzia; Christian Nuschele leitet den Maklervertrieb der deutschen Niederlassung der Standard Life; Michael Hauer ist Geschäftsführer des Instituts für Vorsorge- und Finanzplanung (IVFP). ©
  • Von Redaktion
  • 03.12.2014 um 16:18
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Das Niedrigzinsniveau spielt Anbietern von Fondspolicen in die Hände. Pfefferminzia versammelte einige Vertreter an einem Tisch und sprach mit ihnen über Garantien, Transparenz, Honorarberatung und den fehlenden Vorsorgewillen vieler Deutscher.

Hat die Regulierung Ihrer Meinung nach bislang dazu beigetragen, dass die Berater reflektierter und die Anleger aufgeklärter sind?

Overbeck: Nehmen Sie nur mal die neue Reduction-in-Yield-Kennziffer, die wir Versicherer ab kommendem Jahr ausweisen müssen. Das ist eine absolute Sinnlos-Kennzahl, weil sie jeder anders berechnet. Was ist denn da drin? Und woher bekommt der Kunde überhaupt eine Bruttorendite von Investmentfonds – die müsste er nämlich kennen, um diese Kostenziffer sinnvoll anwenden zu können. Die Kunden waren meiner Ansicht nach mit den alten Hochrechnungen noch am besten bedient. Da war alles mit eingepreist, und sie lieferten sehr gute Anhaltspunkte zur Beurteilung von Kosten. Wenn der Gesetzgeber hier regeln würde, wie die Versicherer hochrechnen müssen, hätten wir viel eher die gewünschte sinnvolle Vergleichbarkeit von Kosten.

Rapp: Ich glaube, dass man die Frage nach der Sinnhaftigkeit der Regulierung nicht mit ja oder nein beantworten kann. Es gibt Aspekte, die die Lage verbessert haben. Aber ob Unisex zum Beispiel nun unbedingt notwendig war – ich glaube es nicht.

Nuschele: Die größten Risiken, die wir heute abfedern müssen, sind die Langlebigkeit und die drohende Altersarmut. Wenn wir es als Branche schaffen, dem Vermittler und dem Kunden klarzumachen, dass er dazu ein renditestarkes Versicherungsprodukt braucht, ist uns schon viel geholfen. Da kann der Gesetzgeber wenig tun. Das ist etwas, wo die Branche gefordert ist. Sie muss die richtige Sprache und die richtigen Mechanismen erfinden, dann sind wir weiter. Aus meiner Sicht ruft die Branche zu häufig nach dem Gesetzgeber, sie sollte viel aktiver Veränderungen anstoßen. So könnte sie ohne Zweifel auch die Reputation beim Kunden verbessern.

Hauer: Warum sind wir denn dort überhaupt gelandet, dass der Gesetzgeber diese Regularien schaffen musste? Das ist doch das Problem. Ich glaube, die gesamte Branche muss intensiver darüber nachdenken, was ihr als Nächstes blühen könnte. Ich sehe da Handlungsbedarf beim Verkauf von Fondspolicen. Der Vermittler kann dem Kunden eine Fondspolice verkaufen, ohne überhaupt die Frage zu stellen: Kunde, zu welchem Risiko bist du denn bereit? Welche Fonds-Zusammensetzung willst du haben? Diese Risikoklasseneinordnung der Kunden und die laufende Betreuung der Fondspolice – viele Makler schauen sie nach Abschluss gar nicht mehr an – fehlen einfach. Und wenn die Branche nichts tut, sitzen wir in fünf Jahren wieder zusammen und beschweren uns über den Gesetzgeber, der wieder einmal eingeschritten ist.

Würden Sie es begrüßen, wenn die Honorarberatung käme?

Hauer: Ich glaube, dass wir Vermittler brauchen, die den Ottonormalverbraucher überzeugen können, dass er etwas tun muss. Und wir brauchen Honorarberater, die vermögende und einkommensstarke Kunden beraten, die das bezahlen können und auch wollen. Der typische Deutsche ist keiner, der für eine Finanzberatung ein Honorar zahlt. Das ist bei uns historisch einfach so gewachsen, und die Menschen kriegt man auch nicht gedreht.

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