Nahmen an unserem Roundtable am Rande der DKM in Dortmund teil (von links): Christian Nuschele, Standard Life; Jürgen Horstmann, Helvetia; Carsten Mathé, Plansecur; und Andrea Schölermann, Condor. © Rüdiger Glahs
  • Von Lorenz Klein
  • 18.12.2017 um 10:11
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Am Rande der DKM sprach Pfefferminzia mit sieben Experten über die anstehenden Herausforderungen in der Lebensversicherungsbranche. Was sich die Teilnehmer von einer neuen Regierung wünschen, was sie von Garantien halten, wie das Altersvorsorgeprodukt der Zukunft aussehen muss, und wie die Vertriebsrichtlinie IDD den Vertrieb hierzulande verändern wird, erfahren Sie in dieser zweiten Auskopplung unseres Roundtables.

Auch Sascha Risse, Inter; Claus Mischler, Gothaer; und Michael Hinz, Signal Iduna (von rechts); diskutierten bei unserem Roundtable über die Zukunft der Altersvorsorge. Foto: Rüdiger Glahs

Mathé: Aber hier haben wir das Problem der Entgeltumwandlung. Wenn der Arbeitnehmer die Summe seiner eingezahlten Beiträge nicht herausbekommt, ist das eine rückwirkende Gehaltskürzung.

Jürgen Horstmann, verantwortlich für das Lebensversicherungsgeschäft, Helvetia Deutschland: Wenn Sie 100 Euro in Fonds anlegen und der Fonds bricht ein, führt das doch nicht zu einer rückwirkenden Gehaltskürzung.

Mathé: Natürlich nicht, weil es ja keine Gehaltszahlung ist. Aber bei einer Betriebsrente ist es nun mal eine. Die bAV steht ja nicht umsonst auf den Gehaltsabrechnungen.

Mischler: Eine Beitragsgarantie von 100 Prozent über 30 Jahre ist ein Scherz. Je nachdem, welchen Inflationswert Sie nehmen, entspricht das einem garantierten Kaufkraftverlust von 40 Prozent. Ob da dann noch 5 Prozent aus Kapitalverlust oben drauf kommen, ist doch für den Kunden egal. Diese Garantie suggeriert dem Kunden eine Sicherheit, die er nicht hat.

Mathé: Das heißt, jeder Arbeitnehmer sollte die Möglichkeit bekommen, sein Gehalt zu verwetten? Denn darauf läuft es im schlimmsten Fall hinaus.

Hinz: Ich finde das Garantieversprechen ist ein Leistungsmerkmal der Versicherungswirtschaft. Man sollte jetzt nicht hingehen und fordern, dass alle Garantien aus Versicherungsprodukten verschwinden müssen. Dann stehen wir nämlich komplett im Wettbewerb mit den Kapitalanlagegesellschaften, und da weiß ich nun nicht genau, wer auf der Kostenseite interessanter ist.

Mischler: Die Kapitalgarantie ist aber keine Erfindung der Lebensversicherungsbranche. Es gibt auch Fondssparpläne, die das darstellen. Das Kerngeschäft der Versicherung ist die Absicherung des Langlebigkeitsrisikos. Ich finde es auch wichtig, dem Kunden Garantieprodukte anzubieten. Aber der Kunde sollte eben die Wahlfreiheit haben. Er soll entscheiden, ob er bei Riester eine 80-prozentige Garantie möchte, eine 100-prozentige oder gar keine.

Risse: Das Betriebsrentenstärkungsgesetz hat auf jeden Fall dazu geführt, dass das Thema Altersvorsorge weiter in den Köpfen der Verbraucher verbleibt. Wo es aber noch verbessert werden muss, ist beim Sozialpartnermodell. Da wurde die Versicherungsbranche bewusst außen vor gelassen. Ich habe von den beteiligten Tarifparteien aber noch nicht gehört, wie sie die bAV-Modelle umsetzen wollen. Ich behaupte mal, weil sich noch keiner dran traut, weil das entsprechende Wissen fehlt.

Christian Nuschele, Vertriebschef Deutschland, Standard Life: Ich glaube, wir bräuchten allgemein weniger Flickschusterei von der Politik. Riester, Rürup, die ganzen unterschiedlichen bAV-Durchführungswege – das versteht doch kein Mensch mehr. Man müsste ein übergreifendes System haben, in dem man sein Geld vernünftig anlegen kann. Die Vereinfachung dieser so wichtigen sozialen Sicherung, das wäre mein größtes Anliegen.

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Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

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