- Von Manila Klafack
- 22.10.2018 um 10:53
Die europäische Versicherungsaufsicht Eiopa will prüfen, ob sich die aktuellen Dokumentations- und Berichtspflichten der Versicherer vereinfachen lassen. „Wir müssen uns fragen, ob die Regeln den Verbrauchern wirklich nützen oder nicht eher eine Last für sie sind“, sagte Gabriel Bernardino, Eiopa-Chef vergangene Woche auf einer Konferenz des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) in Berlin. Verteilt über mehrere Regelwerke gebe es einen „Flickenteppich“ an Vorgaben, so Bernardino. Sein Anliegen sei es, die Regeln „schlanker, konsistenter und kundenfreundlicher“ zu gestalten.
Eiopa fordert einheitlichen Insolvenzschutz
Auf welche Kennzahlen es bei der Bewertung von Versicherern ankommt
„Einen Regulierungsstopp wird es nicht geben“
Die deutsche Finanzaufsicht Bafin sieht nach GDV-Angaben ebenfalls Handlungsbedarf. Ein Weg wäre, kleinere Versicherer von einigen Solvency-II-Vorgaben auszunehmen, berichtet der Verband und verweist auf entsprechende Äußerungen von Frank Grund, Exekutivdirektor für Versicherungen bei der Bafin. „Das Thema Proportionalität sollte man angehen. Das Ob und nicht das Wie ist eine Frage, die zu diskutieren wäre“, wird Grund zitiert.
GDV-Präsident Wolfgang Weiler begrüßte diese Schritte. „Solvency II hat sich mit der Zeit zu einem äußerst komplexen und detaillierten Regelwerk entwickelt“, so Weiler. Es gehe um effiziente und konsistente Regeln sowie einfache Abläufe. Das täte auch der Innovationskraft der Versicherer gut. Immo Querner, Mitglied im Vorstand der Talanx AG, sagte auf der GDV-Konferenz: „Es ist unsinnig, sich mit sinnvollen Innovationen zu beschäftigen, wenn der Regulierungsrahmen zu häufig über den Haufen geworfen wird.“
EU will Finanzsystem ökologischer ausrichten
Allerdings gehe es andererseits nicht ohne neue Regeln. Die Politik müsse Martin Merlin, Direktor der EU-Kommission, zufolge, neu auftretende Risiken und Trends berücksichtigen. Der Klimawandel gehört offenbar dazu. Denn das Finanzsystem soll mit dem „Aktionsplan zur Förderung nachhaltiger Investments“ ökologischer ausgerichtet werden. Dazu gehören ein einheitliches Klassifizierungssystem für nachhaltige Kapitalanlagen, standardisierte Produkte und erhöhte Transparenzanforderungen.
Diese Pläne würden von der Bundesregierung zwar unterstützt, jedoch dürften nachhaltige Investments nicht bevorzugt werden. „Wenn darunter eine pauschale Reduzierung der Kapitalunterlegung gemeint ist, scheint uns Vorsicht geboten“, äußerte sich Staatssekretär Jörg Kukies. Grüne Investitionen seien nicht automatisch risikoärmer. Vielmehr müssten die Unternehmen ihre Risiken beherrschen.
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