- Von Barbara Bocks
- 22.04.2025 um 14:35
Ganz traditionell gehören Zinsrisiken zu den Hauptsorgen von Versicherern weltweit. Insbesondere Versicherer aus dem asiatisch-pazifischen Raum und der Emea-Region, also Europa, Nordafrika und Nahem Osten, machen sich darüber auf Sicht der kommenden zwölf Monate am meisten Sorgen. Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle Studie der Investmentfirma Schroders. Für die Studie haben die Tester im Sommer 2024 205 Versicherer aus 23 Ländern interviewt.

Bafin sieht Kreditrisiken als Problem für Versicherer
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Die befragten Versicherungsunternehmen verteilen sich wie folgt:
- 60 aus Nordamerika und Bermuda,
- 60 aus der Emea-Region,
- 30 aus dem Vereinigten Königreich,
- 50 aus dem asiatisch-pazifischen Raum und
- 5 aus Lateinamerika.
Zinsrisiken sind deshalb so im Fokus vieler Versicherer, weil die Zinssätze in den Jahren 2022 und 2023 stark gestiegen sind. Die Folgen davon: Bei großen Versicherungsunternehmen kam es zu nicht realisierten buchhalterischen Verlusten bei ihren Kapitalanlagen (stille Lasten) und zu höheren Rückzahlungsraten bei Versicherungsnehmern.
Neben Zinsrisiken fürchten sich Versicherer auch vor Kreditausfallrisiken
Wie sehr Versicherer sich vor Kreditausfallrisiken fürchten, hängt von deren Hauptsitz ab. Vor allem Versicherer aus Nordamerika und Bermuda sind besorgt über diese Art an Risiken. 68 Prozent gaben dort an, dass dieses Risiko für sie erheblich sei. Das könnte daher kommen, dass sie Credit-Spread-Produkte, also Produkte mit Kreditrisiko-Aufschlägen, höher gewichtet haben. Insbesondere sind es Produkte mit gewerblichen Immobilienkrediten. Deshalb fürchten die Versicherer vor allem Rezessionsszenarien und die Auswirkungen der Post-Covid-19-Pandemie auf den Immobilienmarkt.
Diese Sorgen waren in der Umfrage weniger ausgeprägt in den Regionen Emea und Asien-Pazifik (APAC). Dort haben Versicherungsunternehmen auch weniger in diese Anlageklassen investiert.
Kreditrisiken sind aber aus Sicht von Julia Wiens von der Bafin durchaus auch ein heikles Thema für deutsche Versicherer. Wieso, weshalb, warum, lesen Sie hier.
Inflationsrisiken beschäftigen vor allem Versicherer aus Europa und dem nahen Osten
Inflationsrisiken sind für Versicherer der Emea-Region eine größere Bedrohung als für Versicherungsunternehmen in Nordamerika. Das liegt unter anderem an der unterschiedlichen Wirtschaftsstruktur und dem Einmarsch der Russen in die Ukraine. Die Inflationsrate in Europa erreichte im Oktober 2022 in der Spitze 11 Prozent, in den USA nur einen Höchststand von 9 Prozent.
Was ihre generelle Kapitalstrategie angeht, sehen sechs von zehn Versicherern die Kapitalrendite als oberste Priorität und zwar noch vor der Rendite des regulatorischen Kapitals. Mehr als die Hälfte der Versicherungsunternehmen planen, mehr globale Aktien zu kaufen. Vor allem Versicherer aus dem asiatisch-pazifischen Raum haben sich das vorgenommen.
Dekarbonisierung ist nicht die wichtigste Kennzahl
Generell stellen die Studienleiter von Schroders fest, dass Versicherungsunternehmen mehrmals im Jahr überprüfen, wie sie verfügbare Anklageklassen aufsichtsrechtlich behandeln und bewerten sie auch neu. Damit wollen sie sicherzustellen, dass sie das Kapital effizient einsetzen.
Außerdem haben in jüngster Zeit Versicherungsunternehmen ihre Ambitionen zur Dekarbonisierung klarer definiert. Um potenzielle Verluste aufgrund des Klimawandels zu mindern, beziehen sie Kennzahlen zum CO2-Fußabdruck in ihre Anlagestrategien ein. Aber jetzt kommt das große Aber: Diese Kennzahl hat in der Studie für viele Befragte nicht die oberste Priorität.

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