- Von Juliana Demski
- 25.11.2019 um 14:07
Schon lange müssen pflegebedürftige Menschen einen Eigenanteil zur Pflege leisten. Seit Jahren wird dieser immer teurer – nun sind die Kosten vor allem in den neuen Bundesländern wieder enorm gestiegen. Das zeigt eine aktuelle Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW).
Vor allem in Mecklenburg-Vorpommern ist diese Entwicklung zu spüren. Hier ging es in diesem Jahr bei den Pflege-Eigenanteilen um ganze 78 Prozent nach oben – von durchschnittlich 292 Euro im vergangenen Jahr auf nun 520 Euro. In Sachsen-Anhalt gab es ein Plus von 76 Prozent (von 271 auf 476 Euro) und in Thüringen kamen 66 Prozent Mehrkosten hinzu (von 214 auf 355 Euro). Das alles schaut auf den ersten Blick nach sehr hohen Beträgen aus.
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Jedoch gleicht sich der Osten damit nur dem Bundesdurchschnitt an – denn bislang mussten die Menschen dort erheblich weniger zahlen als im Westen. Nach wie vor liegen die Zuzahlungen laut IW-Studie nach wie vor auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau. Deutschlandweit habe es indes ein Kostenplus von 17 Prozent auf durchschnittliche 693 Euro gegeben.
Den geringsten Anstieg verzeichnete Berlin mit 8,8 Prozent plus auf 915 Euro, gefolgt von Nordrhein-Westfalen (9,3 Prozent auf 755 Euro) und dem Saarland (9,6 auf 856 Euro). In Baden-Württemberg müssen die Menschen bundesweit den höchsten Eigenanteil zahlen – hier ging es ein Plus von 15 Prozent auf 953 Euro (eine interaktive Grafik zu den Eigenanteilen finden Sie hier).
Die Gründe
Aber warum steigen die Pflege-Eigenanteile eigentlich? Vor allem aus diesem Grund: Weil zunehmend Personen mit hohen Pflegegraden Versorgung brauchen – da sie auf mehr Pflege angewiesen sind, verursachen sie auch höhere Kosten. Gleichzeitig wird auch die Gesellschaft hierzulande immer älter.
Ebenso könnten auch steigende Löhne für das Pflegepersonal solche Kostensteigerungen verursachen, berichten die Studienautoren. Genau dafür will die Regierung aufgrund des Pflegemangels nun zunehmend einsetzen: für bessere Löhne und eine damit bessere Versorgung. Das wiederum hat zur Folge, dass Pflegekosten weiterhin immer mehr steigen müssen. Einer Studie im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung zufolge werden vor allem junge Menschen diese Last tragen müssen. Bis 2050 rechnet die Stiftung mit einem Anstieg des Beitragssatzes von derzeit gut 3 Prozent auf knapp 5 Prozent.
Ein Lösungsvorschlag der Bertelsmann Stiftung
Daher schlägt die Stiftung einen „Generationenausgleich“ vor – im Rahmen einer baldigen und moderaten Anhebung des Beitragssatzes. Gleichzeitig müsse es einen Zuschuss aus Steuermitteln geben, der über die Jahre steigen solle – von anfangs jährlich 9,6 Milliarden Euro auf 24,5 Milliarden Euro im Jahr 2050. Überschüsse könnten in den Pflegevorsorgefonds fließen und den Beitragssatz stabil halten.
„Durch den Ausbau des Fonds würden die künftigen Generationen am wenigsten zusätzlich belastet“, erklärt Brigitte Mohn, Vorstand der Bertelsmann Stiftung. Gleichzeitig würden Besserverdienende mehr zur Finanzierung herangezogen. „Aktuell sei diese Bevölkerungsgruppe oftmals privat versichert und somit dem Solidarausgleich der sozialen Pflegeversicherung entzogen“, so Mohn.
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