- Von Redaktion
- 11.04.2017 um 11:10
Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Fernseher kaputt geht, sprich: eine Garantie in der Altersvorsorge greifen muss, um das eingezahlte Kapital zu erhalten?
Der Garantiefall ist vergleichbar mit dem Schaden beim Fernseher und wird nicht oft eintreten. Wir haben ausgerechnet, dass er selbst bei einer Anlage in Aktien im niedrigen Prozent-, teilweise sogar nur im Promillebereich liegt. Und je länger die Anlagedauer, desto geringer ist der Garantiefall, wenn er eintritt. Mit anderen Worten: Sie zahlen einen hohen Preis für die Absicherung eines Garantiefalls, der so gut wie nicht eintrifft.
„Sie zahlen einen hohen Preis für die Absicherung eines Garantiefalls, der so gut wie nicht eintrifft.“
Olaf Stotz
… und wenn ein Garantiefall eintrifft, ist nicht zwangsweise das ganze Kapital weg.
Wenn Sie etwas verlieren, dann vielleicht 10 bis 30 Prozent. In der Vergangenheit sind diese Fälle umso seltener eingetreten, je länger Sie angelegt haben. Dementsprechend ist das für jemanden, der langfristig anlegt, ein vernachlässigbares Risiko.
Warum ist das Thema „Garantiekosten“ wieder stärker in die öffentliche Wahrnehmung gerückt?
Das Thema war sehr stark vernachlässigt, hat aber in verschiedenen Bereichen wieder mehr Aufmerksamkeit erreicht – ob Sie jetzt Lebensversicherungen nehmen, die Garantieprodukte einstellen, oder Bausparkassen, die eine garantierte Verzinsung auf einen Bausparplan zugesagt haben und jetzt Altverträge kündigen. Das heißt, dass sich jetzt in Zeiten der Niedrigzinsen die Vorteile der Garantien sozusagen in einen Nachteil umkehren. So lange das Zinsniveau in einem normalen Bereich liegt – sagen wir bei einer Umlaufrendite von 4 Prozent –, sind auch die Garantiekosten nicht so hoch, dass sich der Anleger große Gedanken machen muss. Wenn man sich allerdings das Zinsniveau ab 2008 und insbesondere ab 2011 betrachtet, als die Verzinsung deutscher Staatsanleihen unter 2 Prozent gesunken ist, springt so eine Garantiekostenkomponente deutlich an. Und seitdem haben sich auch die Problemberichte über Versicherungen und Bausparkassen verstärkt.
„Es wäre gut, wenn sich diese Denkweise – ich muss ein Risiko eingehen, um etwas zu bekommen – zumindest in Ansätzen durchsetzte.“
Olaf Stotz
Was sollte geschehen, damit Anlegern die wahren Kosten einer Garantie klarer werden?
Wenn einem Kunden eine Anlage empfohlen wird, ist es oft noch so, dass er sich für oder gegen die Anlage entscheidet, etwa einen Bausparplan oder einen Fonds. Der Vertrieb ist von daher noch sehr produkt-, weniger konzeptlastig. Noch werden die Anlageoptionen weniger von ihrer Risiko- und Asset-Klassen-Seite betrachtet, sondern nach ihrer Hülle beurteilt: Ist es eine Versicherung, ein ETF oder ein Fonds? Wenn man sich aber mehr Gedanken darüber macht, was in dem Produkt drinsteckt, als über die Hülle, könnte man sich auch viel leichter für eine der verschiedenen Optionen entscheiden. Dann kann man die Ertrags- und potenziellen Risikoszenarien miteinander vergleichen und eine Art Preis-Leistungsverhältnis erstellen. Also mehr auf die Inhalte, weniger auf die Verpackung schauen.
Der Anleger will aber bei allem kein Geld verlieren.
Ja, wenn er das nicht möchte, dann wird er auch kein Geld gewinnen. Nur wenn Sie ein gewisses Risiko eingehen, können Sie auch Mehrertrag erzielen. Letztendlich zeigt die Garantiekostenstudie ja das Gegenteil: Wenn ich viel Garantie haben will, muss ich auf etwas verzichten, eben auf Rendite. Wenn sich aber die Denkweise – ein Risiko wird über eine Mehrrendite entlohnt– zumindest in Ansätzen durchsetzte, wäre das gut. Momentan ist der Ansatz leider, sich nur auf die Risikoseite zu fokussieren und ein Preis-Leistungsverhältnis gar nicht erst zuzulassen.
0 Kommentare
- anmelden
- registrieren
kommentieren