Olaf Stotz ist Professor of Asset Management und Pension Economics an der Frankfurt School. © Frankfurt School
  • Von Oliver Lepold
  • 01.06.2021 um 15:56
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Sind Teilgarantien die Zukunft für die Lebensversicherung? Ökonom Olaf Stotz sagt im Interview mit Pfefferminzia, warum es falsch sei, den Deutschen generell eine Risikoscheu zu unterstellen – und wie sinnvoll die Riester-Rente und das Sozialpartnermodell in der bAV sind.

In der neuen bAV-Welt des Sozialpartnermodells aus dem Betriebsrentenstärkungsgesetz sind Garantien untersagt. Ist das der richtige Weg?

Im Betriebsrentenstärkungsgesetz (BRSG) kann man neue garantiefreie Tarife nur anbieten, wenn man viele Partner mit ins Boot holt. Es wäre so viel einfacher, wenn der Arbeitgeber einfach zwei Tarife anbieten würde, einen nicht garantierten und einen wie auch immer garantierten Tarif. Der Arbeitnehmer könnte dann einfach diese beiden individuell so kombinieren, dass er genau das Garantieniveau erhält, dass er braucht. Eine solche Flexibilität wird aber ad absurdum geführt, wenn man auf extrem risikoaverse Partner wie die Gewerkschaften angewiesen ist – wie es aktuell im BRSG reguliert ist. Da macht man den Bock zum Gärtner. Und ein Mittelständler ohne Tarifvertrag kann seinen Mitarbeitern, die zu etwas mehr Risiko bereit sind und sich so auch mehr Rente erarbeiten könnten, heute noch kein passendes bAV-Produkt anbieten. Hier muss die zukünftige Bundesregierung bessere Rahmenbedingungen schaffen!

Was ist das größte Hindernis auf dem Weg zu einer weiteren Verbreitung der bAV: die politischen Rahmenbedingungen, die Produkt-Konzepte der Versicherer oder die Einstellung der Arbeitgeber?

Ich denke, es liegt am ehesten an der Politik und den Produktanbietern. Generell ist das deutsche Rentensystem „übergaraniert“ und bietet dem Anleger vor allem risikoarme und renditeschwache Produkte an. Es scheint so, als würden die Rahmenbedingungen mit den Anbietern konformgehen, aber nicht mit den Ansprüchen der Kunden. Denn dann würde man mehr Flexibilität zulassen, die es bisher so nicht gibt. Wenn Mitarbeiter neu eingestellt werden, können sie sich für oder gegen die bAV entscheiden, also nach dem Motto  „nimm das Produkt oder lass es“. Auswahlmöglichkeiten oder Wettbewerb um das beste Produkt gibt es kaum. Solange diese Mentalität in der bAV herrscht, wird es zu keiner größeren Verbreitung kommen. Würde jeder Kfz-Hersteller nur ein Modell mit einer Ausstattungsvariante in der Golfklasse anbieten, wäre das Automobil bestimmt nicht so weit verbreitet, wie das heute der Fall ist.

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Oliver Lepold

Oliver Lepold ist Dipl.-Wirtschaftsingenieur und freier Journalist für Themen rund um Finanzberatung und Vermögensverwaltung. Er schreibt regelmäßig für Pfefferminzia und andere Versicherungs- und Kapitalanlage-Medien.

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