- Von Lorenz Klein
- 04.10.2023 um 16:53
Die Politikverdrossenheit in der deutschen Bevölkerung ist hoch. Sehr hoch. Und der Ärger vieler Bürger scheint sich inzwischen auch auf bislang eher unverdächtige Bereiche abseits der Klimapolitik auszubreiten: So erklären mehr als zwei Drittel der Bundesbürger (67 Prozent), dass sie beim Thema Altersvorsorge das Vertrauen in die Politik verloren haben. Zu diesem Ergebnis kommt eine bevölkerungsrepräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov im Auftrag des Versicherers Axa.
Dabei ist das Misstrauen in den neuen Bundesländern (73 Prozent) höher ausgeprägt als in den alten Bundesländern (65 Prozent). Auch beim Lebensalter zeigt sich in dieser Frage eine Kluft: Während unter den 18- bis 24-Jährigen 57 Prozent das Vertrauen in die Politik verloren haben, meinen dies 72 Prozent der Über-55-Jährigen.
42 Prozent aller Deutschen gehen außerdem davon aus, dass sich ihre Lebensqualität im Ruhestand verschlechtern wird. In den neuen Bundesländern erwarten das sogar 48 Prozent. Weiter teilte Axa mit, dass etwas mehr als ein Viertel (27 Prozent) sich ausschließlich auf die gesetzliche Rente verlässt, die Mehrheit (61 Prozent) tut das nicht.
Besonders erfreulich finden es die Studienautoren, dass es unter jungen Menschen eine vergleichsweise hohe Bereitschaft gibt, regelmäßig monatlich für die private Altersvorsorge zu sparen. Während unter den 18- bis 24-jährigen Bundesbürgern schon 47 Prozent monatlich investieren, sind es unter den 25- bis 34-Jährigen sogar 63 Prozent. In keiner Altersgruppe in Deutschland sind es mehr.
Wo Axa-Vorstand Dietrich Hoffnung schöpft
„Die Ergebnisse stimmen bedenklich, geben aber auch Hoffnung“, sagt Karsten Dietrich, Vorstand Personenversicherung bei Axa Deutschland. Er betont, dass bereits vermeintlich kleine Beiträge langfristig einen wertvollen Beitrag zur eigenen Altersvorsorge leisten könnten. „Insofern stimmt es mich optimistisch, dass insbesondere jüngere Menschen ein großes Bewusstsein dafür haben“, so Dietrich.
Ob diese Botschaft ankommen wird? Fast ein Drittel (32 Prozent) der Deutschen sagt, dass sie seit dem Beginn des Ukrainekriegs und dem starken Anstieg der Inflation weniger für ihren Ruhestand vorsorgen als davor. Genauso viele Befragte (32 Prozent) behaupten, gar nicht für die private Altersvorsorge zu sparen.
Wenn gespart wird, zeigt sich dieses Bild: 15 Prozent der Deutschen investieren unter 100 Euro pro Monat in die private Altersvorsorge. Ebenso viele investieren monatlich zwischen 100 und 200 Euro für den eigenen Ruhestand. Jeder Zehnte spart 200 bis 300 Euro pro Monat. Immerhin 9 Prozent der Deutschen investieren monatlich mehr als 400 Euro. Mehr als die Hälfte (59 Prozent) sagt, dass sie gerne mehr für den eigenen Ruhestand sparen würden, es sich jedoch finanziell nicht erlauben können.
Simple aber einleuchtende Botschaft: Wer vorsorgt, ist zuversichtlicher
Mit Blick auf ihren eigenen Ruhestand sorgen sich die Befragten vor allem darum, dass sie krank oder pflegebedürftig (43 Prozent) werden. Darüber hinaus fürchten sie, dass die steigende Inflation ihre Rente stark vermindern wird (33 Prozent) und sie ihren Lebensstandard nicht halten können (27 Prozent). Unter den Befragten, die bereits im Ruhestand sind, sind die Sorgen in Bezug auf Krankheit und Pflegebedürftigkeit (53 Prozent) sowie steigender Inflation (45 Prozent) sogar noch größer. Rentner fürchten sich darüber hinaus davor, dass Deutschland in Zukunft gar seine Stabilität verlieren könnte (30 Prozent).
Zum Schluss wartet die Axa in ihrer Mitteilung noch mit einer positiven Botschaft auf: Insgesamt blicken etwa gleich viele Deutsche eher mit Gefühlen der Freude (42 Prozent) und Gefühlen der Sorge (39 Prozent) auf ihren Ruhestand. Auffällig ist laut Axa, dass all jene, die regelmäßig monatlich in die eigene private Altersvorsorge investieren, deutlich häufiger mit Freude auf die eigene Rentenphase blicken – hier sind es 51 Prozent.
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