- Von Lorenz Klein
- 24.04.2023 um 15:43
Versicherungswissenschaftler Jörg Schiller von der Universität Hohenheim hat sich gegen eine provisionskritische Studie der Universität Regensburg positioniert. „Ich halte Provisionen weiterhin für ein geeignetes Instrument, wenn sie richtig ausgestaltet sind“, sagte Schiller in einem Podcast-Interview mit Pfefferminzia (hier geht es zum Gespräch).
Zum Hintergrund: Die Universität Regensburg hat in einer Studie untersucht, wie sich ein Provisionsverbot in OECD-Ländern auswirkte, in denen es schon besteht. Danach hätten Anleger in Ländern mit Provisionsverbot in der Zeit von 1997 bis 2020 eine 1,5 Prozent bis 2 Prozent höhere jährliche Rendite auf ihr Vermögen erreicht, was nahezu zu einer Verdopplung des Haushaltvermögens nach 40 Jahren geführt habe (Pfefferminzia berichtete). Das Fazit der Autoren: „Somit sprechen die Ergebnisse für die Einführung von Provisionsverboten zur Förderung der Vermögensbildung privater Haushalte.“
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Verbraucherzentrale stützt Forderung nach Provisionsverbot auf neue Studie
Jörg Schiller von Uni Hohenheim will dieser These seiner Kollegen so aber nicht folgen – und mahnte bei der Interpretation der Studienergebnisse zur Vorsicht: „Eine einzelne Studie kann noch keine Zusammenhänge beweisen, sondern liefert nur empirische Belege dafür, dass dies gelten könnte.“
So sei eines der zentralen Probleme der Studie, dass die Provisionsverbote in den einzelnen Ländern zu sehr unterschiedlichen Zeitpunkten eingeführt wurden, wie Schiller erklärte. Finnland etwa sei 2005 schon sehr früh dabei gewesen, Australien hingegen erst 2019. Dies mache eine Vergleichbarkeit dieser Länder sehr schwierig, auch wenn es sehr moderne ökonometrische Methoden gebe, „die hier auch verwandt werden, um das bestmöglich zu machen“, wie Schiller den Autoren immerhin zugutehielt.
„Vorsichtig sein, mit welchen Ergebnissen man hier trommelt“
Zugleich gab sich Schiller verwundert darüber, wie offensiv die Autoren der Uni Regensburg für ihre provisionskritische These eintraten: „Ich finde, man muss auch vorsichtig sein, mit welchen Ergebnissen man hier trommelt. Und auf Basis dieser Studie komme ich nicht zu dieser Schlussfolgerung.“ Zwar merkte Schiller gegenüber Pfefferminzia an, dass auch das Provisionssystem „nicht optimal“ sei. Man müsse dieses aber in seiner Gesamtheit analysieren.
So sei eine relevante Frage, die gestellt werden müsse, „wie wir es schaffen, breite Bevölkerungsschichten zu beraten?“. Großbritannien etwa, wo ein Provisionsverbot gilt, habe auf Robo Advice gesetzt – und das sei „relativ gefloppt, muss man sagen“. Vielmehr sei im Vereinigten Königreich ein „Advice-Gap“ aufgetreten, weil sich viele Menschen auf Honorarbasis nicht mehr beraten ließen – das habe man in Großbritannien sehr eindeutig gesehen, so Schiller.
Darüber hinaus bezeichnete es der Versicherungswissenschaftler von der Uni Hohenheim als „unterkomplex“, wenn in der Studie suggeriert werde, dass es in der Honorarberatung überhaupt keine Anreizprobleme gebe. Da sei „die Literatur schon wirklich weiter“. Warum ein Provisionsdeckel aus Schillers Sicht hingegen keinen geeigneten Nutzen stiftet, erfahren Sie im Podcast-Gespräch.
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