Regina Göbel möchte Frauen bei der Vermögensplanung unterstützen. © Foto: Regina Göbel
  • Von Oliver Lepold
  • 16.05.2023 um 12:48
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lesedauer Lesedauer: ca. 03:30 Min

Der Vermögensaufbau für Frauen ist Regina Göbel eine Herzensangelegenheit. Die Beraterin erläutert, womit sie in der Praxis oft konfrontiert wird und was sie für wesentlich hält. 

Pfefferminzia: Welche Faktoren hemmen junge Frauen zwischen 17 und 29 Jahren bei einem zielführenden Vermögensaufbau? Gibt es hier Unterschiede zu jungen Männern? 

Regina Göbel: Aus meiner Erfahrung gibt es da grundsätzlich keine Unterschiede. In dieser Altersklasse starten junge Menschen gerade erst ins Berufsleben und verdienen das erste eigene Geld. Wer denkt da schon an die Rente?  

Und wie begeistern Sie dann die jungen Kundinnen für den Vermögensaufbau? 

Ich missioniere meine Kundinnen nicht oder mache Ihnen Angst. Vielmehr nehme ich mit Hilfe eines Finanzplanungsprogramms zunächst die Ist-Situation auf. Dabei versetzte ich mich gemeinsam mit der Kundin in die Zukunft und kläre zunächst die Wünsche für das dritte Lebensdrittel: Wie lange willst Du leben? Wieviel soll monatlich im Portemonnaie sein, wenn kein Arbeitseinkommen mehr fließt? In der Regel deckt sich der Liquiditätswunsch mit dem aktuellen Einkommen. Dann gilt es zu prüfen, ob dieser Wunsch realistisch ist. Korrekterweise muss die Inflation, also die Geldentwertung über die Jahre mit einbezogen werden. Wir haben alle schon die Erfahrung gemacht, dass wir uns heute nicht mehr das gleiche für 100 Euro kaufen können, wie noch vor fünf Jahren. Will Frau jetzt für ihr Auskommen in 30 bis 40 Jahren vorsorgen, ist die Einbeziehung der Inflation ein Muss. Dabei rechne ich mit durchschnittlich 3 bis 4 Prozent, auch wenn die aktuelle Inflation höher ist.  

Es ist sinnvoll, schon in jungen Jahren über die eigene Altersvorsorge nachzudenken, denn der Faktor Zeit spielt dabei eine nicht zu unterschätzende Rolle. Rentierliche Anlagen können über einen langen Zeithorizont Schwankungen – die gab es schon immer und die wird es auch in Zukunft geben – immer ausgleichen. Mache ich mir jedoch erst mit Mitte 40 Gedanken darüber, woher das Geld im Alter kommen soll, sind meine Möglichkeiten und die Ertragserwartungen begrenzt.  

Gibt es Lebenssituationen, in denen die Beratung von Frauen über 30 besonders schwierig ist?  

Beratung von Frauen in diesem Alter kann sehr ernüchternd sein. Wenn sich eine Frau für Familiengründung entschieden hat – und das ist ja gut so – verschwindet der Blick auf die eigne Altersvorsorge in einem Hinterzimmer. Viele junge Mütter nehmen sich hier zurück, reduzieren ihre Sparpläne oder stellen sie sogar beitragsfrei, um das Haushaltseinkommen in der Familiengründungsphase nicht zu belasten. Junge Väter tun das übrigens nicht und auch das Auto wird in der Regel weiter vollkaskoversichert.  

Sind die Kinder alt genug, arbeiten viele Frauen in Teilzeit, um Familie und Beruf unter einen Hut zu kriegen. Das hat allerdings zur Folge, dass auch weniger Beiträge in die Versorgungssysteme fließen. Aber Frau hat ja einen gutverdienenden Mann. Denkste! Jede dritte Ehe in Deutschland wird geschieden. Da sieht es dann mit den Plänen für die Altersvorsorge plötzlich ganz anders aus. Ähnlich verhält es sich, wenn der Ehepartner noch während seines Arbeitslebens verstirbt. Ich habe es schon häufig erlebt, dass die Frauen sich verwundert die Augen reiben, wenn sie realisieren, wie gering eine Witwenversorgung ausfällt.   

Und die Realität sieht wie aus? 

Verstirbt der arbeitende Ehemann, jünger als 65 Jahre, ist die Grundlage für die Witwenrente die Erwerbsminderungsrente, reduziert um einen Abschlag. Von diesem Betrag wird dann noch das Einkommen der Witwe abgezogen. Hier kann die Versorgungslücke sehr groß werden. Ich kenne Fälle, in denen das Eigenheim nach dem Tod des Partners verkauft werden musste, um den Lebensunterhalt zu bestreiten, denn viele Männer haben keine Risikoabsicherung.  

Was ist Frauen besonders wichtig? Garantien? 

Nein, von Garantien rate ich immer ab, denn sie kosten zu viel in der Geldanlage. Es gibt keine Garantien für Sicherheit oder für ein sorgenfreies Leben. Ich bin ein großer Fan von Sachwerten, sprich Aktien und erkläre meinen Kundinnen gern, wie sie sich an guten Unternehmen beteiligen können. Das ist kein Hexenwerk.  

In der Presse wird derzeit viel von der mangelnden Finanzbildung gesprochen. Was ist denn Finanzbildung? Was muss ich wissen, um für mich eine gute Geld- und Anlageentscheidung zu treffen? 

Meiner Ansicht nach muss ich nur wissen, wie wirtschaften funktioniert. Selbst an Wirtschaft Uninteressierten kann ich das ganz einfach erklären: ich gehe mit ihnen durch den Tag und weise darauf hin, wo sie ständig guten Unternehmen begegnen. Diese Unternehmen verdienen Geld, machen Gewinn und daran kann Frau sich beteiligen. Kleine Kostprobe: Morgens weckt mich mein Wecker von Samsung. Im Bad benutze ich Produkte von Johnson & Johnson und Beiersdorf. Meine Handtücher sind frisch gewaschen mit Persil. Meine E-Mails checke ich mit meinem Apple Computer. Dabei trinke ich einen Kaffee von Senseo. Mit meinem VW fahre ich zur Arbeit. Immer wenn ich diese Beispiele bringe, werde ich ganz ungläubig angeschaut. So einfach ist das? Ja – so einfach! 

Welche Botschaften sind die wichtigsten bei der Beratung von Frauen?  

Sei interessiert, kümmere Dich selbst und vor allem: sei es Dir wert!  

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Oliver

Oliver Lepold

Oliver Lepold ist Dipl.-Wirtschaftsingenieur und freier Journalist für Themen rund um Finanzberatung und Vermögensverwaltung. Er schreibt regelmäßig für Pfefferminzia und andere Versicherungs- und Kapitalanlage-Medien.

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