René Schoenauer ist Direktor Produktmarketing EMEA bei Guidewire Software. © Guidewire Software
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  • 09.02.2023 um 08:08
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Ob Cyberangriffe, neues Lieferkettensorgfaltsgesetz oder das Metaverse – vieles, was heute passiert sorgt für Unsicherheit bei (Gewerbe-)Kunden. Das kann eine Chance für die Versicherungsbranche sein, schreibt René Schoenauer, Direktor Produktmarketing EMEA bei Guidewire Software, in seinem Gastbeitrag.

Ob Naturkatastrophe, Cyberangriff, Ausfall in der Lieferkette, oder Protestunruhen – die Risiken, die Versicherer dieses Jahr beschäftigen werden, haben eines gemeinsam: Sie sind kaum vorhersehbar. Wenn eine gezielte Vorbereitung schwierig ist, hilft gegen unerwartete Herausforderungen nur Widerstandsfähigkeit – operative Resilienz ist für Unternehmen das Gebot der Stunde. Trotz düsterer Stimmung auf den Märkten ist das für Versicherer eine Chance, denn besonders in turbulenten Zeiten möchten Versicherungskunden sich bestmöglich absichern.

Lieferketten-Management als Stolperfalle für Versicherungspolicen

Im Hinblick auf Lieferketten wird sich dieses Jahr bei Verbrauchern die Sorge um Betriebsstörungen durch Ausfälle bei Zulieferern kaum legen. Die Pandemie hat Schwachstellen in globalen Lieferketten offengelegt und Betriebsunterbrechungen traten immer wieder auf. Die Zero-Covid-Politik des Exportgiganten China hat Lieferketten stark beeinträchtigt. Trotz Lockerungen sind Schließungen von Fertigungsstätten, das feststeckende Containerschiff im Suez-Kanal und politische Unruhen vielerorts immer noch sehr präsent in den Köpfen der Versicherten. Versicherungen gegen Betriebsunterbrechungen werden deshalb generell mehr Nachfrage erfahren. Besonders Policen, die Rückwirkungsschäden abdecken, werden für Geschäftskunden interessant sein.

Bei Rückwirkungsschäden müssen Versicherer auf Kumulrisiken achten, während Versicherte die genaue Abdeckung im Auge behalten müssen – und ob sie auch einen Zweit- oder Drittzulieferer einschließt. Dadurch lässt sich ein hoher Beratungsbedarf erwarten: Bestandskunden werden existierende Verträge ausweiten wollen, während mehr Neukunden denn je an der Abdeckung von Rückwirkungsschäden interessiert sein werden.

Hinzukommt, dass mit dem Jahreswechsel das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LKSG) in Kraft trat. Das Gesetz verpflichtet zunächst Unternehmen mit Sitz in Deutschland unter anderem zu einer Risikoanalyse und -bewertung entlang der gesamten Produktions- und Lieferkette. Dadurch könnte in vielen Fällen die versicherungstechnische Anforderung zur Dokumentation der Lieferkette erfüllt sein und Unternehmen direkt in eine Position bringen, eine Versicherung abschließen zu können. Insgesamt ist zu erwarten, dass das neue Gesetz die operative Resilienz erhöhen wird.

Cyberrisiken: Eine wachsende Bedrohung

Betriebsunterbrechungen können auch entstehen, wenn ein Cyberangriff das eigene Unternehmen oder ein kritisches Element der digitalen Infrastruktur trifft. Gerade Ransomware-Angriffe nehmen stark zu. Laut der Sophos-Studie „State of Ransomware 2022“ waren 67 Prozent der in Deutschland befragten Unternehmen im Jahr 2021 von Ransomware betroffen, gegenüber 46 Prozent im Jahr 2020.

In letzter Zeit zogen sich vermehrt Versicherer aus dem Bereich Cyber zurück, denn bis dato fehlen in Unternehmen oft noch die nötigen Werkzeuge, Datensätze und Analytics, um die Risiken richtig zu beurteilen. Aber mit einer leistungsfähigen Data-Analytics-Lösung lässt sich Licht ins Dunkel bringen. Hier bieten sich vor allem SaaS-Modelle an, deren Skaleneffekte es Unternehmen ermöglichen, Unmengen an Daten zu verarbeiten und die Risikomodellierung damit auf eine neue Stufe zu heben.

Im Bereich Cyberrisiko können auch Rückwirkungsschäden entstehen, dies führt wiederum zu Kumulrisiken und erklärt den Rückzug von Versicherern. Jedoch wird dieser Bereich in Zukunft kaum schrumpfen. Dass hier noch Entfaltungspotenzial für Versicherer besteht, zeigen auch die Zusammenschlüsse von unter anderem BASF und Airbus zur Gründung eines eigenen Versicherungsvereins für Cyberrisiken namens Miris.

Aber der Bereich Cyberrisiken ist noch jung. Hier lässt sich viel aus der Herangehensweise von Sachversicherern lernen und die Abhängigkeiten ähneln bei Rückwirkungsschäden denen der globalen Lieferketten. Die operative Resilienz eines potenziellen Geschäftskunden könnte hier eine nützliche Bewertungsgröße für Versicherer darstellen: Welche digitalen Abhängigkeiten stecken hinter kritischen Prozessen? Und wie sieht der Disaster-Recovery-Plan aus?

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