- Von Karen Schmidt
- 23.06.2023 um 13:57
Welchen Nutzen zieht der Münchener Verein aus bestehenden/neuen Kooperationen mit Insurtechs? Inwieweit zahlt dies auf die Unternehmensstrategie ein?
Lohmöller: Derzeit arbeiten wir mit sieben Start-ups zusammen, welche zu unserer Unternehmensstrategie passen, weitere Kooperationen befinden sich in der Anbahnungsphase. Wir erhalten regelmäßig Impulse, die uns neue Perspektiven und zukunftsweisende Lösungen aufzeigen. Mit den Partnerschaften gelingt es, unsere ohnehin starke Kunden- und Serviceorientierung weiter zu steigern und bei den relevanten Trends der Digitalisierung wie ChatGPT und Automatisierung auf dem aktuellen Stand zu bleiben. Die Partnerschaften und unsere Mitgliedschaft im ITHM sind für uns daher ein wichtiger externer Innovationsbaustein, der uns bei der Erreichung unserer strategischen Wachstumsziele unterstützt und einen wichtigen Beitrag zu unserer Unternehmenskultur leistet.
Der Austausch mit Start-ups und Gründungsmitgliedern führt stets zu neuen Perspektiven und somit zu Ideenfindungen für alternative Lösungsansätze – unabhängig davon, ob es zu einer konkreten Kooperation kommt. Und nicht zuletzt behalten wir bei allen unseren Start-up-Kooperationen auch den wirtschaftlichen Nutzen im Auge, wir erwarten also unabhängig von Innovationsimpulsen einen messbaren langfristigen Return on Invest und monitoren diesen.
Wie unterscheidet sich die Zusammenarbeit mit Start-ups beziehungsweise die Herangehensweise von Konzernen im Vergleich zu Mittelständlern?
Wagner: Mitglieder beim Insurtech Hub Munich sind global agierende Konzerne ebenso wie Regionalversicherer – für all diese Unternehmen liefern wir Mehrwerte. Die Herangehensweise ist aber nicht nur von der Größe der Organisation abhängig, sondern in jedem Haus unterschiedlich. Grundsätzlich nehmen wir aber wahr, dass die Entscheidungsprozesse bei größeren Organisationen manchmal weniger schnell sind. Start-ups schielen dennoch zunächst oft auf die globalen Unternehmen. Der Insurtech Hub Munich leistet hier auch Aufklärungsarbeit und macht deutlich, wie groß die Chancen auf schnelle Realisierung eines gemeinsamen Projektes bei den in Deutschland regional agierenden Versicherern sind. Wichtig ist: Es gibt für alle im Insurtech Hub Munich engagierten Versicherungsunternehmen keinen besseren und einfacheren Weg, sich über die international besten Innovationen und Technologien zu informieren. Man lernt Start-ups kennen, die einem sonst unbekannt bleiben. Sie werden aber auch vorausgewählt und vorbereitet. Das spart Zeit und schafft Qualität.
Verfolgt der Münchener Verein weitere Innovationsaktivitäten über den ITHM hinaus? Gibt es weitere alternative Angebote auf dem Markt?
Lohmöller: Neben unserer aktiven Nutzung des ITHM haben wir uns durchaus weitere internationale Plattformen angesehen, die wir aus diversen Gründen bislang nicht oder nur punktuell nutzen. Darüber hinaus haben wir intern Formate wie einen regelmäßigen Innovationstalk mit Experten aus der Wirtschaft etabliert, agile Projekte und neue Räumlichkeiten für spartenübergreifende Zusammenarbeit geschaffen sowie Freiraum für Innovationen in einem Resonanzraum Digitalisierung sowie ein regelmäßiges Reporting an den Vorstand ins Leben gerufen. Innovationsorientierte Themen und Innovationsbudget haben Eingang in unsere neue Unternehmensstrategie „Wachstum25“ und somit als Kriterium in unsere allen Mitarbeitenden bekannte Vorhabenspriorisierung gefunden. Darüber hinaus pflegen wir natürlich unser branchenübergreifendes Netzwerk, fachliche Verbandsarbeit und besuchen zielgerichtet einschlägige Veranstaltungen – wie eingangs gesagt, nichts ist so beständig wie der Wandel.
Über die Interviewpartner
Dr. Stefan Lohmöller ist seit 2021 Vorstandsmitglied der Versicherungsgruppe Münchener Verein und verantwortet dort die Bereiche IT, Operations, Interne Revision und die Komposit-Sparte.
Johannes Wagner ist seit Gründung 2017 Vorstand beim Insurtech Hub Munich e.V. (ITHM). Im Konzern Versicherungskammer ist er Geschäftsführer der Bavaria Versicherungsvermittlungs-GmbH, Leiter der Start-up-Kooperation und Geschäftsführer der Versicherungskammer-Stiftung.
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