- Von Karen Schmidt
- 26.10.2022 um 11:05
Die Aufsichtsbehörde Bafin legt den deutschen Versicherern nahe, „die richtigen Schlüsse“ aus der hohen Inflation zu ziehen. Das schreibt Frank Grund, Versicherungs-Exekutivdirektor der Aufsichtsbehörde, im aktuellen Bafin-Journal. Es sei aus Sicht der Aufsicht „nicht akzeptabel, darauf zu wetten, dass sich die hohen Inflationsraten normalisieren, und in der Zwischenzeit bestehende Puffer in den Reserven restlos aufzubrauchen“, schreibt Grund weiter.
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Beispiel Schaden- und Unfallversicherung: Hier werde man schon in den diesjährigen Jahresabschlüssen deutliche Auswirkungen der gestiegenen Teuerungsrate sehen. „Durch die höhere Inflation steigen die Schadenaufwendungen signifikant, insbesondere dort, wo Reparaturleistungen anfallen oder Neuwertersatz vereinbart ist. Das führt zu höheren versicherungstechnischen Rückstellungen in den betroffenen Zweigen. Bei der Reservierung der Schäden nach den Vorgaben des Handelsgesetzbuchs gilt ein klarer Grundsatz: Die dauernde Erfüllbarkeit der Verpflichtungen aus den Versicherungsverträgen ist sicherzustellen. Wegen der hohen Teuerung müssen Unternehmen gegebenenfalls bestehende Rückstellungen bereits in diesem Jahr erhöhen“, heißt es in Grunds Kommentar im Bafin-Journal.
Auch die Schadenrückstellungen nach Solvency II müssten die Versicherer anpassen, wenn sie die Inflationserwartungen zu niedrig geschätzt hätten – was in der Regel der Fall sein dürfte, glaubt Grund. Auch die Schadenentwicklung im Hinblick auf künftige Schadenerwartungen müssten die Gesellschaften bei ihrer Tarifierung berücksichtigen. „Es ist daher im Grunde unvermeidlich, dass die gestiegene Inflation im Jahr 2023 höhere Beiträge in der Schaden- und Unfallversicherung nach sich zieht. Und zwar sowohl im Neugeschäft als auch im Bestand“, schreibt Grund weiter. Angesichts der hohen Inflation sollten Versicherer bei der Prämienqualität keine Abstriche machen, fordert der Versicherungsaufseher.
Bei den Krankenversicherern sehe die Lage etwas anders aus. „Hier sehen wir zurzeit noch keine besondere medizinische Inflation“, so Grund. „Das kann sich aber schnell ändern, nämlich dann, wenn die steigenden Kosten der Leistungserbringer und die höheren Produktionskosten für Sachmittel, Medikamente etc. zu höheren Aufwendungen führen.“ Die Branche werde das durch Beitragsanpassungen an ihre Kunden weitergeben müssen, aber erst mit der „üblichen Zeitverzögerung“.
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