- Von Redaktion
- 28.02.2025 um 14:13
Norman Wirth, geschäftsführender Vorstand des AfW Bundesverband Finanzdienstleistung, eröffnete den 23. MCC-Kongress „Versicherungsvertrieb der Zukunft“ mit einer nicht allzu optimistischen Prognose. Mit Blick auf die gescheiterte Ampelregierung stellte er zunächst fest: „Leider ist die geförderte Altersvorsorge nicht mehr durchgekommen.“ Und was die kommende Regierung angeht, drohe, dass sich bei den wichtigen Themen der Branche Mehltau über das Land zu legen.

„In der ersten Säule wird sich nicht viel tun, in der zweiten Säule auch nicht und in der dritten vielleicht ein bisschen“, ergänzte er mit Blick auf die vermutlich neue Koalition aus CDU und SPD. Es böte sich an, auf die Ergebnisse der Fokusgruppe aufzubauen.
Doch von der SPD sei nicht besonders viel zu erwarten. Im Wahlprogramm der CDU/CSU fände sich zwar das Frühstarter-Depot. Das sei aber kein umwälzendes Thema und erst recht nichts zur Bekämpfung kurzfristiger Probleme der Altersvorsorge. Es sei aber wenigstens ein kleiner Beitrag dazu, Menschen an Kapitalbildung zu gewöhnen.
Immerhin prognostizierte Wirth, dass das Thema Provisionsverbot bei einer CDU-geführten Regierung nicht weiterverfolgt werde.
Open Finance nützt den Vermittlern
Ein weiteres großes Thema ist Open Finance, in dem sich der AfW engagiert. Open Finance, Open Insurance, Open Data: Das alles sei gut für Vermittler – und deswegen sei sein Verband dafür. Gerade werde zur German Open Finance Charta 2025 geladen. An die Vermittler gerichtet zitierte er aus dem AfW-Vermittlerbarometer, wonach 38 Prozent der Befragten angaben, noch nichts von Open Finance gehört zu haben. Weitere 34 Prozent gaben an, schlecht informiert zu sein.
Wirth forderte die Vermittlerschaft auch auf, sich mit der Digitalen Rentenübersicht (DRÜ) zu beschäftigen und diese zum Kunden zu tragen: „Das ist die Rentenlücke mit staatlichem Siegel.“
Kritische Töne gab es zur ESG-Beratung. Das Thema sei viel zu komplex für Vertrieb und Kunde. Die Regulierung sei weit über das Ziel hinausgeschossen. „Der normale Vertriebler ist kein ESG-Spezialist“, sagte Wirth. „Das Konzept ist schlicht praxisfern.“
Außerdem drohe, dass der Begriff „Nachhaltigkeit“ allzu verwässert werde. Die Aufnahme von Gas- und Atomkraftwerken unter den Begriff Nachhaltigkeit sei eher kontraproduktiv gewesen. Ebenso wie die anhaltende Diskussion, ob sogar Rüstung vor dem Hintergrund des russischen Krieges in der Ukraine, nicht auch als nachhaltig einzustufen sei.
Er begrüße Initiativen, wie das neue Nachhaltigkeitsscoring der DIN. Das sei ein Schritt, um das Thema ESG in der Beratung umsetzbar zu machen.

0 Kommentare
- anmelden
- registrieren
kommentieren