Alina vom Bruck ist Mitglied des Vorstands von Gothaer Asset Management und designierte Vorstandsvorsitzende der Gothaer Leben. © Gothaer
  • Von Redaktion
  • 21.06.2024 um 12:30
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Jede fünfte Frau über 65 Jahre ist armutsgefährdet – zu diesem Ergebnis kommt das Statistische Bundesamt für das Jahr 2023. Derzeit liegen die Renteneinkünfte von Frauen um fast 30 Prozentpunkte unter denen von Männern. Frauen müssen in Sachen Altersvorsorge also aktiv werden. Hier liegt großes Potenzial für die Beratung, schreibt Alina vom Bruck, Mitglied des Vorstands von Gothaer Asset Management und designierte Vorstandsvorsitzende der Gothaer Leben, in ihrem Gastbeitrag.

Viele Jahre gearbeitet, Kinder großgezogen und vielleicht sogar die Eltern gepflegt – und dann das böse Erwachen: Die Rente reicht nicht aus, um den Lebensstandard zu halten. Vor diesem Problem stehen leider auch heute noch vor allem Frauen. Die Gründe dafür sind vielfältig. Trotz vieler gesellschaftlicher Fortschritte und Gleichberechtigungsbestrebungen verdienen Frauen in zahlreichen Branchen immer noch weniger als ihre männlichen Kollegen. Auch Erwerbsunterbrechungen wegen Kindererziehung oder Pflege von Angehörigen weisen nach wie vor häufiger Frauen in ihrer Erwerbshistorie auf, als dies Männer tun.

Diese Lohnlücken oder Lohnunterbrechungen wirken sich unmittelbar auf die Altersvorsorge aus, denn geringere Gehälter führen zu geringeren Einzahlungen in die gesetzliche Rentenversicherung und in private Vorsorgeprodukte. Hinzu kommt, dass Frauen oft in Teilzeit arbeiten – auch das reduziert die Rentenansprüche deutlich.

Leider verlassen sich noch immer viele Frauen auf das Einkommen des Partners. Im Trennungsfall sind Frauen doppelt benachteiligt: Sie verlieren die Altersvorsorge durch die Renteneinkünfte des Partners und sie haben wertvolle Zeit für den Aufbau einer eigenen Altersvorsorge verloren.

Vorsorge statt Sorge

Wie die aktuelle Anlegerstudie der Gothaer zeigt, sind sich Frauen der Gefahr der Altersarmut durchaus bewusst – 59 Prozent befürchten, dass ihre Geldanlagen später nicht ausreichen werden, um ihren derzeitigen Lebensstandard zu halten. Daher ist es ratsam, sich schon frühzeitig und intensiv mit der Berechnung der Rentenlücke und der gezielten Investition in mögliche Vorsorgeprodukte zu beschäftigen.

Wie das beste Vorgehen hier aussehen kann, zeigt der 4-Punkte-Plan auf dem Weg zur richtigen Vorsorge.

#1 Prüfung gesetzlicher Möglichkeiten

Im ersten Schritt sollte geprüft werden, ob alle vom Gesetzgeber vorgesehenen Möglichkeiten genutzt werden, darunter fällt beispielsweise die betriebliche Altersversorgung (bAV). Jeder Arbeitnehmende – mit Ausnahme der Beschäftigten in Kleinstbetrieben – hat Anspruch auf eine bAV. Sofern der Arbeitgeber zusätzlich vermögenswirksame Leistungen anbietet, können diese ebenfalls für die Altersvorsorge genutzt werden.

#2 Rentenlücke berechnen

Im zweiten Schritt muss Klarheit geschaffen werden! Wie hoch wird die Rente ausfallen, das heißt welche Rentenansprüche bestehen aus der gesetzlichen Rente, der betrieblichen Altersversorgung und der privaten Vorsorge? Dem werden die monatlichen Kosten im Alter gegenübergestellt. Die Differenz ergibt die individuelle Rentenlücke.

#3 Vorsorgebetrag ermitteln

Im dritten Schritt wird der notwendige Betrag ermittelt, der jeden Monat in die Altersvorsorge fließen soll. Dabei sollte die Planung partnerschaftlich und unter Berücksichtigung der spezifischen Bedürfnisse und Herausforderungen der Frau erfolgen. Die Idee, dass der Ehepartner Ausgleichszahlungen für die Altersvorsorge leistet, wenn die Frau wegen der Kindererziehung zu Hause bleibt oder in Teilzeit arbeitet, kann dabei eine faire Möglichkeit sein, das Altersvorsorgebudget aufzustocken.

#4 Auswahl der Geldanlage

Der vierte Schritt besteht darin, sich über Anlagemöglichkeiten zu informieren, denn diese sind vielfältig und reichen von Aktien über Fonds bis hin zu Immobilien oder staatlichen Vorsorgeangeboten. Vor der Entscheidung für ein bestimmtes Investment müssen einige Fragen geklärt werden: Welches Risiko bin ich bereit einzugehen, lege ich Wert auf nachhaltige Anlagen, um neben der finanziellen Rendite auch positive soziale oder ökologische Effekte zu erzielen, und gibt es Anlagen, die ich kategorisch ausschließe? Wer selbst nicht über die notwendige Zeit oder Erfahrung verfügt, um sich intensiv und regelmäßig mit seiner Geldanlage zu befassen, sollte professionelle Finanzberater*innen zu Rate ziehen.

Chance für Makler: Potenziale in der Frauenberatung

Die gezielte Beratung von Frauen in Sachen Altersvorsorge bietet für Maklerinnen und Makler großes Vertriebspotenzial. Durch maßgeschneiderte Vorsorgelösungen kann Frauen zu finanzieller Sicherheit im Alter verholfen werden. Dabei gilt es, die besondere Situation von Frauen zu berücksichtigen und ihnen Wege aufzuzeigen, wie sie trotz möglicher Erwerbsunterbrechungen und Teilzeitarbeit eine ausreichende Altersvorsorge aufbauen können. Mit einer Spezialisierung auf Frauen als Zielgruppe können Makler nicht nur ihre Marktposition stärken, sondern auch einen bedeutenden Beitrag zur Bekämpfung der Altersarmut bei Frauen leisten.

Über die Autorin

Alina vom Bruck, 1986 in Velbert geboren, ist seit 2024 Mitglied der Vorstände des Gothaer Konzerns und verantwortet die Geschäftsfelder Vorsorge und Vermögen im Gothaer Konzern. Sie hat ihre Laufbahn bei der Gothaer 2009 parallel zum Studium mit Stationen in der Konzernrückversicherung und im Aktuariat der Gothaer Leben begonnen. Von 2010 bis 2015 war sie im Risikomanagement tätig und hat die Einführung von Solvency II begleitet.

Nach einer ersten Führungsaufgabe bei der DEVK kehrte sie 2017 zur Gothaer Leben zurück und übernahm dort zunächst die Leitung der mathematischen Produktentwicklung. Von 2020 bis 2022 leitete sie den Bereich Leben Innovation und wurde dann in den Vorstand der Gothaer Asset Management AG berufen, wo sie die Leitung des Middle- und Backoffice übernahm. Zum 1. Juli 2024 wird sie in den Vorstand der Gothaer Finanzholding AG berufen und den Vorstandsvorsitz bei der Gothaer Lebensversicherung AG übernehmen.

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