Andreas Grimm ist Geschäftsführer des Resultate Instituts für Unternehmensanalysen und Bewertungsverfahren in München. © Resultate Institut
  • Von Lorenz Klein
  • 18.12.2019 um 12:50
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„Wenn der persönliche Steuerberater sich berufen fühlt, das Maklerunternehmen seines Mandanten zu bewerten, wird es oft ganz schlimm“, sagt Andreas Grimm, Geschäftsführer des Resultate Instituts für Unternehmensanalysen und Bewertungsverfahren. Im Interview mit Pfefferminzia spricht er über Makler, die in ihr Unglück laufen und sagt, worauf es bei einer sachkundigen Bestandsbewertung ankommt.

Eine Studie zum Thema Unternehmensnachfolge in Maklerbetrieben, die die Versicherungsforen Leipzig gemeinsam mit den Maklerforen Leipzig und der Berufsakademie Dresden durchgeführt haben, kommt unter anderem zu dem Ergebnis, dass sich der Anteil der Makler, die jeweils eine Bestandswertermittlung und eine Unternehmenswertermittlung durchgeführt haben in etwa die Waage hält. Was schließen Sie aus diesen Kennzahlen?

Wenn ich optimistisch interpretiere, schließe ich daraus, dass zwischenzeitlich zumindest eine gewisse Sensibilität für das Thema Unternehmens- oder Bestandswert da sein müsste und Makler sich vermutlich darüber bewusst sind, dass sie – im Gegensatz zu den meisten Handelsvertretern – einen echten Unternehmens- oder Bestandswert geschaffen haben.

Wenn man sich aber vergegenwärtigt, wie die meisten Bewertungen zustande kommen, relativiert sich das alles wieder. Die meisten „Bewertungen“ würde ich höchstens als Wertindikation bezeichnen, die mit Hilfe von Online-Tools oder Excel-Sheets erstellt wurden. Die Anforderung an eine sachverständige Wertermittlung erfüllt keines von denen.

Im Gegenteil: Das meiste, was es „da draußen“ zu finden gibt, ist Mumpitz. Tools, die mit wissenschaftlichem Anstrich letztlich irgendetwas rechnen und einen „Wert“ ausspucken. Damit können Sie im Prinzip kaum etwas anfangen – es sei denn, sie wollen günstig Bestände einkaufen. Auf keinen Fall sollten Sie auf dieser Basis als Seniormakler unternehmerische Entscheidungen treffen. Wenn man sieht, wer solche Tools anbietet oder Berechnungen anstellt und deren Beweggründe hinterfragt, wird schnell hinterfragen, ob der betreffende Anbieter überhaupt ein Interesse an einer objektiven Bewertung haben kann oder ob mit solchen Tools nicht eher Einkaufspolitik betrieben wird – oder Seniormakler zum Beispiel zu einem Rechtsformwechsel verleitet werden sollen, obwohl der in vielen Fällen betriebswirtschaftlich gar keinen Sinn machen dürfte.

In einem Interview mit den geschätzten Kollegen vom Versicherungsboten sagten Sie: „Bestände werden üblicherweise nach einem modifizierten Ertragswertverfahren auf Basis des zu erwartenden Cash-Flows bewertet. In den meisten Fällen ist die Bestandsbewertung allerdings das falsche Instrument, weil nicht der Bestand, sondern das Maklerunternehmen verkauft und übergeben wird.“ Inwieweit kommt es hier nach wir vor zu Fehlern?

Natürlich gibt es auch Fälle, da könnte man auf eine sachkundige Bewertung komplett verzichten. Nämlich dann, wenn ein Makler beim besten Willen keine verwertbaren Daten liefern kann und man auf einer total unvollständigen Datenbasis über den Platzierungsprozess selbst sicherstellen muss, dass das bestmögliche Ergebnis erzielt werden kann. Aber dazu müsste ein Makler einen solchen systematischen Prozess beherrschen. Das geht eigentlich nur über einen Dienstleister, der sich darauf spezialisiert hat.

Was die Frage der Qualität der Bewertungen betrifft: Letztlich dürfte nur bei einer kleinen Minderheit der Transaktionen eine wirklich sachkundige Bewertung zum Einsatz gekommen sein. Mit den bekannten negativen Folgen überwiegend für die Verkäufer.

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Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

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