Dämmerung in Schweden: Im Rentensystem ist es alles andere als zappenduster © Pexels / Pixabay
  • Von Andreas Harms
  • 04.07.2023 um 09:02
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Hat Schweden sein Rentensystem besser im Griff als Deutschland? Ein Wissenschaftler von der Universität in Stockholm deutet das an. Und in der Tat weist das System der Nördlichen einige Merkmale auf, die auch dem deutschen guttun würden. Welche das sind, und welches Problem beide Länder nicht so einfach lösen können, arbeiten wir hier einmal heraus.

Das ist ein ziemlicher Unterschied zu Deutschland, mental und finanziell. Denn die Schweden bringen mit diesem Schritt das System jetzt schon weg von der reinen Umlage hin zu einem mit Altersvermögen unterfütterten System. Der Sinn dahinter dürfte bekannt sein: Die Umlage leidet darunter, dass es jedes Jahr mehr Rentner und weniger Beitragszahler gibt. Das Demografieproblem auch in Schweden.

In Deutschland hingegen muss sich Finanzminister Christian Lindner schon abmühen, um überhaupt mal 10 Milliarden Euro als Startguthaben in Aktien stecken zu dürfen. Viele Regierungsbeteiligte wollen eben nicht mehr Schweden wagen. Der AP7 Aktiefond hingegen ist umgerechnet bereits 78 Milliarden Euro schwer, und der Räntefond immerhin knapp 8 Milliarden Euro. Beide gibt es seit Mai 2010.

Staatliche Rente steht nur in zweiter Reihe

Ein weiterer Aha-Effekt ist jener, dass diese erste Schicht in Schweden bei weitem keine so große Rolle spielt wie in Deutschland. Während hierzulande noch immer viele Menschen komplett auf die staatliche Rente bauen, macht sie in Schweden nicht mal die Hälfte der dort gezahlten Renten aus. Den größeren Teil beziehen die schwedischen Rentner aus der zweiten Schicht, der betrieblichen Altersvorsorge. Laut Europäischer Kommission bekommen 90 Prozent der Arbeitnehmer eine solche Rente von ihrem Arbeitgeber. Professor Wadensjö dröselt noch ein bisschen auf: 97 Prozent der Arbeitnehmer haben so etwas, aber nicht einmal 40 Prozent der Selbstständigen. Grund dafür sind die in Schweden traditionell starken Gewerkschaften, die für die Arbeitnehmer entsprechende Vereinbarungen ausgehandelt haben. Als Beiträge fließen bis zur Beitragsbemessungsgrenze 4,5 Prozent in die entsprechenden Systeme. Und jenseits der Grenze sind es 30 Prozent.

Eskil Wadensjö von der Stockholm University bei seinem Vortrag
Eskil Wadensjö von der Stockholm University bei seinem Vortrag über das schwedische Rentensystem (Foto: Pfefferminzia)

Was am Ende als Rente herauskommt, richtet sich hauptsächlich nach Beiträgen, Wertentwicklung und dem Alter, in dem man in Rente geht. Bereits seit 1994 bewegt sich das alles schrittweise vom leistungsorientierten System weg, hin zu einem beitragsorientierten. Die Betriebe müssen also nicht mehr eine bestimmte Pensionspflicht erfüllen, sondern machen zum Rententermin Kassensturz und verrenten das, was da ist.

Auch das ist ein Unterschied zu Deutschland, wo Unternehmen noch immer unter Pensionsverpflichtungen ächzen, die sie lange Zeit vor dem Hintergrund sinkender Zinsen immer schwerer erfüllen konnten. Von Aktien lassen sie vor diesem Hintergrund tunlichst die Finger, obwohl sie ihnen renditetechnisch sehr wohl helfen könnten. Die schwankenden Kurse könnten die Punktlandung für die Rente gefährden, so die Sorge.

bAV zielt genau in die schwedische Richtung

Absolut in die schwedische Richtung zielen die in Deutschland beliebter werdenden Verträge zur betrieblichen Altersversorgung (bAV). Sie nageln die Arbeitgeber nicht auf bestimmte Pensionspflichten fest, sondern auf Beitragspflichten. Somit kann das Geld problemlos in Aktienfonds fließen und jahrzehntelang ordentlich arbeiten. Das setzt allerdings voraus, dass man diesem Prinzip vertraut, den Aktienmärkten eine Chance gibt und nicht im Vorfeld alle Renditen haarklein wissen will.

Seite 3: Beifall gibt’s von Mercer

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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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