- Von Lorenz Klein
- 28.11.2022 um 15:02
Frauen gehen im weltweiten Durchschnitt mit nur 74 Prozent des von Männern angesammelten Vermögens in den Ruhestand. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie des Versicherungsmaklers Willis Towers Watson (WTW). Den Autoren des WTW-Berichts „Global Gender Wealth Equity“ zufolge gibt es einen „erschreckenden Unterschied zwischen dem Vermögensaufbau von Männern und Frauen“. Wobei es hier regionale Unterschiede gibt, wie der weltweite Vergleich zeigt. Demnach reicht die Spanne in den 39 untersuchten Ländern zwischen 60 Prozent im schlechtesten und 90 Prozent im besten Fall.
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Insgesamt wies Europa mit 77 Prozent das geringste durchschnittliche geschlechtsspezifische Wohlstandsgefälle aller Regionen auf. Deutschland liegt, wie die Schweiz, mit 76 Prozent knapp darunter – noch größer als hierzulande ist der Gender Wealth Gap in den Niederlanden: Frauen starten dort mit durchschnittlich nur 70 Prozent des Vermögens von Männern in den Ruhestand und sind damit Schlusslicht in Europa. Am besten schneidet Spanien auf dem Kontinent ab: Dort erreichen Frauen immerhin 86 Prozent der Vermögenswerte von Männern.
Nigeria weltweit Schlusslicht
Die USA liegen mit 75 Prozent knapp über dem globalen Durchschnitt von besagten 74 Prozent. Den weltweit größten Vermögensunterschied auf weist WTW zufolge Nigeria auf mit 60 Prozent, dicht gefolgt von Argentinien (61 Prozent), Mexiko und der Türkei (jeweils 63 Prozent).
Darüber hinaus zeigt die Studie von Willis Towers Watson, dass das Vermögensgefälle zu Rentenbeginn mit dem Dienstalter zunimmt – Frauen gelingt es also meist nicht, trotz einer langen Karriere zu den Männern aufzuschließen. Danach haben Frauen in leitenden Fach- und Führungspositionen weniger als zwei Drittel (62 Prozent) des akkumulierten Vermögens, das ihre männlichen Kollegen im Ruhestand genießen. „Bei den mittleren beruflichen und technischen Positionen war der Unterschied mit 69 Prozent immer noch beträchtlich, verringerte sich jedoch erheblich auf 89 Prozent bei den operativen Funktionen an vorderster Front“, wie die Autoren mitteilen.
Das Lohngefälle ist nicht die einzige Stellschraube
„Die Ergebnisse unserer globalen Analyse sind erschreckend“, sagt Manjit Basi von WTW. Die Entlohnung sei dabei ein grundlegender Faktor, der dem geschlechtsspezifischen Wohlstandsgefälle zugrunde liege. Die Beseitigung des geschlechtsspezifischen Lohngefälles werde das Wohlstandsgefälle allerdings nur teilweise schließen und nicht vollständig beseitigen, wie der Manager hinzufügt.
Neben der Lohnunterschiede zwischen Mann und Frau und den verzögerten Karriereverläufe insbesondere von Müttern beeinflussten Lücken in der finanziellen Allgemeinbildung und familiäre Betreuungsaufgaben außerhalb des Arbeitsplatzes die Beteiligung von Frauen an der Erwerbsarbeit – und damit ihre Fähigkeit, Vermögen aufzubauen.
Die Studienautoren heben hervor, dass der Trend zur Geschlechterdiskriminierung durch das jüngste Erwachen in Sachen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG) zunehmend in den Mittelpunkt gerückt sei. Darüber hinaus hätten die Bemühungen der Unternehmen zur Förderung von Vielfalt, Gleichberechtigung und Integration dazu beigetragen, das geschlechtsspezifische Lohngefälle und die Unterrepräsentation von Frauen in Vorständen und Führungspositionen zu verringern. „Doch es bleibt noch mehr zu tun“, fordern die Autoren.
Grundsätzlich sei die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern bei der Vermögensbildung noch zu wenig erforscht und werde übersehen. „In Wirklichkeit sind das Problem der ungleichen Vermögensverteilung und seine Ursachen und Auswirkungen multidimensional und sollten als solche untersucht und angegangen werden“, so Manjit Basi.
Hintergrund zur Methodik der Studie sowie weitere Erläuterungen und Details erfahren Sie hier.
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