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Die Vorständinnen und Inhaberinnen der Capa AG Finanzweitblick: v.l. Petra Ahrens, Coleen Trebschick und Angelika Henker. © Capa AG Finanzweitblick
  • Von Oliver Lepold
  • 12.08.2024 um 11:54
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lesedauer Lesedauer: ca. 03:15 Min

Coleen Trebschick, Vorständin und Inhaberin der Capa AG Finanzweitblick, berät mit ihren Kolleginnen Frauen aller Altersklassen. Im Interview mit Pfefferminzia erläutert sie, worauf es ihr dabei am meisten ankommt und was sie durch zahlreiche Beratungsgespräche gelernt hat.

Pfefferminzia: Warum haben Sie sich auf die Beratung von Frauen spezialisiert?

Coleen Trebschick: Wir machen seit vielen Jahren strategische Finanzplanung für Männer und Frauen. Dabei sind uns immer wieder tolle Frauen begegnet, mit Top-Ausbildung und gutem Job, mit Verantwortung und Familie. Aber mit Geld und Finanzen beschäftigen sie sich nicht oder haben keinen Zugang dazu. Wir haben Mandantinnen, die durch Trennung, Scheidung oder auch Tod plötzlich allein dastanden und feststellen mussten, dass nichts geregelt war. Ein Beispiel: Ein Paar, nicht verheiratet, ein gemeinsames Kind, hat sich 20 Jahre lang ein gemeinsames Leben aufgebaut, aber nichts geregelt. Als der Mann unerwartet verstarb, wurde die Tochter zur Alleinerbin und die Frau ging leer aus. Solchen Situationen möchten wir entgegenwirken und die Frauen aufklären. So ist im Jahr 2021 die Idee entstanden, eine Gesellschaft zu gründen, die sich ganz konkret auf die Beratung von Frauen spezialisiert. Ich glaube aber nicht, dass wir für Frauen eine spezielle Finanzberatung oder Finanzprodukte brauchen. Wir brauchen einfach eine andere Ansprache.

Sie beraten bereits seit fast 20 Jahren. Inwieweit haben sich Einstellungen zum Thema Vorsorge und Anlage bei Frauen verändert?

Trebschick: Ich glaube, dass Frauen beginnen, sich mehr dafür zu interessieren. Wir fragen in unseren Beratungen gerne nach: Wie ist die Beziehung zu Geld und Finanzen? In den Antworten von Frauen fallen häufig Begriffe wie „Geld ist langweilig, dreckig, schmutzig, eine Bürde, eine Last und man spricht nicht über Geld.“ Das Thema ist erstaunlicherweise sehr negativ besetzt. Bei Männern kommen Begriffe wie Unabhängigkeit, Freiheit, Macht. Warum ist das so? Ich denke, dass Jungen und Mädchen zu Hause einfach eine andere Ansprache erhalten. Den Töchtern wird teilweise die Kompetenz im Bereich Finanzen abgesprochen. Das bekommen wir leider immer wieder gespiegelt. Dennoch haben Frauen erkannt, dass die Themen Altersvorsorge und Kapitalanlange für sie sehr wichtig und existentiell sind.

Wie sieht Ihre andere Ansprache konkret in der Umsetzung aus?

Trebschick: Wir haben vor anderthalb Jahren die Capa  Lounge ins Leben gerufen, wo wir im kleinen Kreis zusammenkommen, etwa vier bis acht Frauen. Dort sprechen wir in einem geschützten Raum über Finanzen. Ich nehme selbst an vielen Finanzveranstaltungen teil, und stelle immer wieder fest, dass Frauen keine Fragen stellen, wenn sie in einem Raum mit vielen Männern in der klaren Minderheit sind. Bei uns trauen sie sich das. Vor allem, wenn sie feststellen, dass es den anderen Frauen am Tisch ähnlich geht. Das Setting muss einfach stimmen! Und wir haben den Anspruch, Dinge einfach zu erklären, sodass sich alle mitgenommen fühlen. Es gibt keine dummen Fragen, sondern lediglich ungestellte. Aus den Capa-Lounge-Treffen kam auch die Bitte, so eine Veranstaltung auch für die Töchter anzubieten. Vor acht Wochen haben wir mit jungen Frauen zwischen 16 und 20 Jahren unsere erst Capa Lounge Youth Special veranstaltet. Die Resonanz war großartig.

Wie ist die Beziehung zu Geld in dieser neuen Generation?

Trebschick: Die junge Generation hat Lust auf das Thema Finanzen, die Problematik ist aber, wie sie in das Thema reinkommen und die richtigen Informationen erhalten. In der Schule wird dieses Fach leider nicht angeboten. Zu Hause wird zwar über Finanzen gesprochen, wie ich an diesem Abend erfahren durfte, aber nicht über konkrete Zahlen. Das verunsichert die jungen Frauen mehr als es hilft, weil es Unsicherheit schürt. Was ist jetzt viel Geld, was wenig? Aber junge Menschen haben erkannt, dass es wichtig ist, das Thema Finanzen und Geld zu verstehen und finanziell unabhängig zu sein.

Das heißt, sie sind dann auch sehr offen für Beratung?

Trebschick: Absolut, aber sie werden leider auch ausgebremst. Ein Beispiel: Ein Mädchen erzählte, dass sie mit 16 in einem Ferienjob 1.000 Euro erwirtschaftet hatte. Da sie das Geld nicht brauchte, wollte sie es anlegen. Mit ihrem Vater ging sie zur Bank, denn bis zur Volljährigkeit benötigt sie die Unterschrift eines Erziehungsberechtigten. Der Bankberater hat eine Geldanlage für die Schülerin abgelehnt und ihr stattdessen einen Bausparvertrag angeboten. Diese Geschichte hat mich sehr fassungslos gemacht. Die junge Frau hat dies bis heute als schlechte Erfahrung für sich abgespeichert. Sehr schade!

Ihr Fazit aus Ihrer Erfahrung als Beraterin?

Trebschick: Ich möchte an alle Frauen appellieren, sich um ihre Finanzen zu kümmern, mit dem Sparen zu beginnen und Vermögen aufzubauen. Das kann richtig Spaß machen! Sparen heißt natürlich auch verzichten, aber es lohnt sich. Je früher wir Frauen damit beginnen, desto mehr Vermögen haben wir später zur Verfügung. Kundinnen über 50 entwickeln oft eine besondere Form von Ehrgeiz, weil sie plötzlich spüren, dass es ihnen wichtig ist, dass es ihnen im Ruhestand gut geht und sie unabhängig sein möchten. Sich mit dem Thema Finanzen zu beschäftigen, führt immer zu mehr Sicherheit und Erleichterung. Die meisten Frauen verspüren ein gutes Gefühl, wenn alles geordnet ist und sie wissen, wen sie ansprechen können, wenn sich die eigene Situation verändert. Eine Mandantin sagte neulich nach einer umfangreichen Beratung zu mir: Wir bleiben doch ab jetzt ein Leben lang zusammen, oder? Was kann es für ein schöneres Kompliment geben?

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Oliver

Oliver Lepold

Oliver Lepold ist Dipl.-Wirtschaftsingenieur und freier Journalist für Themen rund um Finanzberatung und Vermögensverwaltung. Er schreibt regelmäßig für Pfefferminzia und andere Versicherungs- und Kapitalanlage-Medien.

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