Als Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) die Neuregelung der Bildung der Zinszusatzreserve kürzlich bekannt gab, war die Erleichterung in der Lebensversicherungsbranche groß. © dpa/picture alliance
  • Von Manila Klafack
  • 06.11.2018 um 19:25
artikel drucken artikel drucken
lesedauer Lesedauer: ca. 01:25 Min

Im vergangenen Jahr konnte fast die Hälfte der deutschen Lebensversicherer die gesetzliche Reserve nicht primär bedienen. Eine Neuregelung der Zinszusatzreserve bereits für 2018 kommt daher zum richtigen Zeitpunkt, so eine Analyse des Policenhändlers Policen Direkt.

Bei 39 von 84 Lebensversicherern reichten die im Jahr 2017 erwirtschafteten Erträge aus der Kapitalanlage nicht aus, um die Garantieverpflichtungen zu erfüllen und die gesetzlich vorgeschriebene Reserve zu bedienen. Im Vorjahr waren es noch 30 Unternehmen. Die betroffenen Unternehmen mussten Geld aus anderen Ertragsquellen wie Verwaltungskosten und Risikogewinnen abziehen. Zu diesem Ergebnis gelangt eine aktuelle Analyse des Policenhändlers Policen Direkt.

Grund dafür waren die strengen Regeln für die Bildung der Zinszusatzreserve (ZZR). Um die Situation zu entschärfen, hat die Bundesregierung bereits für 2018 diese Vorgaben überarbeitet. „Gerade auch aus unserer Kundensicht ist das wichtig“, sagt Policen-Direkt-Chefaktuar Henning Kühl, „für viele Versicherer wäre das sonst mittelfristig existenzbedrohend geworden.“

Ohne Neuregelung stünde der zusätzliche Kundennutzen durch die weiteren Reservierungen in keinem Verhältnis zum zusätzlichen Stress für den Versicherer. Kühl: „So hätte sich die Wirkung der ZZR in ihr Gegenteil gedreht.“

Leistungsversprechen sollen langfristig erfüllbar sein

Für viele Versicherer gehe es auch mit der geringeren Belastung durch die ZZR darum, die Leistungsversprechen langfristig erfüllen zu können. Jeweils zum Jahresende geben Lebensversicherer traditionell ihre Überschussbeteiligung für das kommende Jahr bekannt. „Wir erwarten in der Breite keine weiteren starken Kürzungen bei der Überschussdeklaration. Denn die würden fast nur noch das Neugeschäft betreffen. Die Garantien in den Beständen müssen nämlich ohnehin bedient werden“, erklärt Henning Kühl. „Besonders finanzstarken Versicherern trauen wir zu, dass sie ihre Überschüsse konstant halten und auch Schlussüberschüsse zahlen.“

Policen Direkt weist zum einen darauf hin, dass die Finanzstärke der Gesellschaften dauerhaft über 100 Prozent liegen sollte. Außerdem lohne sich ein genauer Blick in die weiteren Pflichtangaben des Lebensversicherers und gegebenenfalls in die Solvenzberichte inklusive Solvenzquoten. Zum anderen würde aber eine einzelne Kennzahl ein umfassendes und qualifiziertes Rating nicht ersetzen.

Für Gesellschaften, die keine Ratings bestellen, würde sie aber aufschlussreiche Einblicke liefern. Dies gilt vor allen Dingen für die Kombination der Angaben zu den Ertragsquellen mit weiteren Veröffentlichungspflichten wie den Solvenzberichten inklusive Solvenzquoten und den jährlichen Standmitteilungen. Kühl: „Sämtliche Transparenzpflichten gelten für Erstversicherer wie auch für Run-off-Plattformen und werden weiter an Bedeutung gewinnen.“

autorAutorin
Manila

Manila Klafack

Manila Klafack war bis März 2024 Redakteurin bei Pfefferminzia. Nach Studium und redaktioneller Ausbildung verantwortete sie zuvor in verschiedenen mittelständischen Unternehmen den Bereich der Öffentlichkeitsarbeit.

kommentare

Hinterlasse eine Antwort

kommentare

Hinterlasse eine Antwort

Pfefferminzia Logo rgb
Suche
Close this search box.
Zuletzt hinzugefügt
Wie die Zukunft der bAV aussieht
Handelsblatt Jahrestagung bAV 2024

Wie die Zukunft der bAV aussieht

Vermittler müssen und wollen sich weiterbilden
AfW-Vermittlerbarometer: Nachhaltigkeit

Vermittler müssen und wollen sich weiterbilden

Skip to content