Mit welchen Methoden wird die Ablaufleistung von Fondspolicen berechnet? © Freepik
  • Von Sabine Groth
  • 16.10.2024 um 12:59
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Die mögliche Ablaufleistung von fondsgebundenen Lebens- und Rentenversicherungen lässt sich nach der Brutto- und der Nettomethode hochrechnen. Lesen Sie, wie sich die Hochrechnungen unterscheiden und warum es wichtig ist zu wissen, welche Methode für die Vorausschau angewandt wurde.

Was bei einer Fondspolice am Ende herauskommt, hängt vor allem davon ab, wie sich die Fonds entwickeln, in die investiert wird. Deren Wertentwicklung ist zwar nicht vorhersagbar, es lassen sich jedoch Annahmen aufgrund von Vergangenheitswerten treffen. Mit den angenommenen Renditen werden die Policen über die Laufzeit hochgerechnet. Schließlich wollen Kunden wissen, was aus ihren zum Teil über Jahrzehnte laufenden Einzahlungen werden kann.

Auch für Berater sind Hochrechnungen wichtig, vor allem, wenn die Policen der Altersvorsorge dienen. Schließlich sollen sie helfen, die voraussichtliche Rentenlücke der Kunden zu schließen. Da ist es elementar zu wissen, wie viel Kapital aus der Police später zu erwarten sein könnte. Zudem können anhand der Hochrechnungen die Ablaufleistungen der Produkte verschiedener Versicherer verglichen werden. Damit dieser Wettbewerbsvergleich aussagekräftig ist, muss überall die gleiche Berechnungsmethode verwendet werden.

Für Fondspolicen ohne Garantien gibt es zwei Arten von Hochrechnungen: die Brutto- und die Nettomethode. Früher dominierte der Nettoansatz. Jetzt hat sich die Bruttoberechnung ins Rampenlicht geschoben. Um sie zu bewerten, ist es wichtig zu wissen, wie sie sich unterscheiden. Konkret geht es um den Umgang mit den jährlichen Fondskosten. Jeder Investmentfonds erzeugt laufende Kosten für Management, Verwaltung, Bestandsprovisionen und vieles mehr. Diese Gebühren auf Fondsebene weisen die Investmentgesellschaften als „laufende Kosten“ aus. Bei aktiv gemanagten Fonds sind diese höher als bei passiven ETFs, und bei Aktienfonds höher als bei Rentenfonds.

Wertentwicklung vor oder nach Kosten

Identisch bei beiden Methoden ist, dass Versicherungsmantelkosten, z. B. für Verwaltung und Vertrieb, mit eingerechnet sind. Eventuelle Kickbacks, das heißt Rückflüsse der Fondsgesellschaft an den Versicherer, werden, wenn vorhanden, als Überschüsse hinzugerechnet und senken die Kosten etwas. Jetzt zu den Unterschieden: Bei der Bruttomethode werden die Fondskosten von einer unterstellten theoretischen jährlichen Rendite des Marktes abgezogen. In der Regel geht man also von der reinen Wertentwicklung von Indizes aus und vernachlässigt jegliche Effekte eines Fondsmanagements.

Bei der Nettomethode hingegen legt man in der Vergangenheit erzielte und von der Fondsgesellschaft publizierte Werte der hinterlegten Wunschfonds zugrunde. In diesen Werten sind alle Fondskosten schon berücksichtigt. Auch die Leistung der Manager ist enthalten. In anderen Worten: Die Bruttomethode geht von einer fiktiven Wertentwicklung vor fondsinternen Kosten aus, die Nettomethode basiert auf einer historischen Wertentwicklung nach Fondskosten. Damit wird klar, dass sich ein ETF-„Fan“ eher in der Bruttomethode wiederfindet – ein Vermögensverwalter mit einem selektiven Ansatz dagegen eher in der Nettomethode, weil aus seiner Erfahrung in einigen Märkten aktive Manager Mehrrenditen erzeugen können.

Wird bei beiden Methoden die gleiche jährliche Performance, beispielsweise 6 Prozent, unterstellt, würde die Nettohochrechnung zwangsläufig zu einer höheren Ablaufleistung führen. Denn beim Bruttoansatz werden von den 6 Prozent die Fondskosten abgezogen und somit mit einem niedrigeren Zins hochgerechnet. Ein Angebotsvergleich mit unterschiedlichen Hochrechnungsmethoden führt daher in die Irre. Da der Gesetzgeber beide Methoden erlaubt und auch beide genutzt werden, gilt es, hier wachsam zu sein.

Netto im Kundengespräch, Brutto zum Anbietervergleich

Aber welche ist die bessere Methode? Beide haben ihre Berechtigung, meint Guntram Overbeck, Leiter Produktmanagement bei Helvetia Leben. Ein häufig angeführtes Argument für die Bruttomethode ist die höhere Kostentransparenz. Fondskosten sind nicht unwichtig, da sie die Wertentwicklung belasten. Allerdings können höhere Kosten, die bei aktivem Management durch Research und Risikomanagement entstehen, zu einer besseren Performance führen als etwa bei einem ETF, der vergleichsweise kostengünstig einen Index nachbaut. Ausschlaggebend für die Leistung eines Fonds ist daher die Performance nach Kosten – und das ist auch die Performance, die Fondsgesellschaften ausweisen.

Die Nettomethode nutzt somit die Rendite, die die Fonds veröffentlichen und für Kunden nachvollziehbar sind. Ein zusätzlicher Kostenausweis, wie ihn die Bruttomethode erfordert, könne daher gerade in einem Kundengespräch verwirrend sein, meint Overbeck. Ein Beispiel: In der Police soll ein bestimmter Fonds bespart werden, der laut Fonds-Factsheet langfristig im Durchschnitt (nach Kosten) 6 Prozent pro Jahr erzielt hat. Mit dieser Performance soll für die Zukunft hochgerechnet werden, um dem Kunden eine mögliche Ablaufleistung zu präsentieren. Für eine Bruttohochrechnung müssten nun die laufenden Kosten zu der veröffentlichten Rendite hinzuaddiert werden, sodass sich nach Abzug der Fondskosten 6 Prozent Rendite ergeben. „Das ist ein überflüssiger, irritierender Schritt. Die Nettohochrechnung ist daher im Beratungsgespräch die bessere Wahl“, stellt Overbeck fest.

Helvetia Leben hat anders als andere Versicherer die Nettohochrechnung vorbelegt, bietet ihren Vertriebspartnern jedoch die Möglichkeit eines zusätzlichen individuellen Hochrechnungssatzes zur Nachbildung der Bruttomethode. Für mehr Transparenz können die Kunden zusätzlich aufgeklärt werden, dass auf Fondsebene Kosten entstehen, die aber bereits in der Performance berücksichtigt sind.

In anderen Bereichen kann der Bruttoansatz Mittel der Wahl sein – so Overbeck: „Für Vergleiche unterschiedlicher Tarife ist die Bruttomethode ein gutes Verfahren. Allerdings muss dabei bei allen Tarifen mit dem gleichen Fonds und der gleichen Tranche gerechnet werden.“

Beide Methoden machen somit Sinn. Man muss nur für jede Anwendung die richtige Wahl treffen.

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Sabine

Sabine Groth

Sabine Groth schreibt seit über 20 Jahren schwerpunktmäßig über Geldanlage sowie weitere Finanz- und Wirtschaftsthemen, seit 2009 als freie Journalistin. Zu ihren Auftraggebern zählen vor allem Fachmagazine und -portale.

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