Wie wird die Rendite eines Fonds richtig berechnet? © Freepik
  • Von Sabine Groth
  • 10.10.2024 um 11:28
artikel drucken artikel drucken
lesedauer Lesedauer: ca. 06:20 Min

Die Wertentwicklung von Fonds wird nach einer einheitlichen Methode berechnet. Wir zeigen, wie sie funktioniert und welche Rolle Kosten dabei spielen.

Welcher Fonds hätte sich rückblickend als die bessere Wahl erwiesen? Ein ETF auf einen globalen Aktienindex, der über einen Ein-Jahres-Zeitraum eine Performance von 8 Prozent ausweist und eine Kostenquote von z. B. 0,2 Prozent jährlich hat? Oder ein aktiv gemanagter globaler Aktienfonds, der ähnlich volatil ist, wie der Index ist und ebenfalls eine Performance von 8 Prozent ausweist, allerdings mit satten laufenden Kosten von z. B. 2 Prozent jährlich belastet ist?

Die Antwort lautet: Weder der eine noch der andere Fonds war überlegen. Anleger konnten mit beiden Produkten ihr Fondsvermögen um 8 Prozent erhöhen. Entscheidend ist dabei, dass die laufenden Kosten, die früher als Total Expense Ratio (TER) bezeichnet wurden, keinen Einfluss auf dieses Ergebnis haben. Diese Kosten sind bereits in der ausgewiesenen Wertentwicklung enthalten, wie sie auf den Factsheets der Produkte, in Vergleichsportalen oder in Medienberichten dargestellt werden. Dieses Wissen ist entscheidend für den Vergleich der Leistung verschiedener Fonds. Aktive Manager, die höhere Gebühren verlangen, müssen auch eine höhere Rendite durch die Aktienauswahl erzielen, bevor die Kosten abgezogen werden, um am Ende dieselbe ausgewiesene Performance wie Manager mit niedrigeren Gebühren zu erreichen.

Abzug aller Kosten auf Fondsebene

Die Wertentwicklung von Fonds wird in Deutschland nach der Methode des Bundesverbands Investment und Asset Management e.V., BVI, berechnet, die auf international anerkannten Standards basiert und das Ergebnis nach Abzug aller internen Fondskosten ausweist. Die Wertentwicklung wird für einen bestimmten Zeitraum berechnet (beispielsweise für ein Jahr oder fünf Jahre zum Stichtag) und beschreibt die prozentuale Veränderung zwischen dem angelegten Vermögen zu Beginn und am Ende des Zeitraums. Bei ausschüttenden Fonds werden die Ausschüttungen rechnerisch sofort in neue Fondsanteile investiert, sodass die Wertentwicklung mit der thesaurierenden Variante vergleichbar ist.

Basis dieser Berechnung ist der Anteilswert, der börsentäglich ermittelt wird. Hierzu werden die Vermögensgegenstände, also Aktien, Anleihen oder Cash, und die Erträge wie Zinsen oder Dividenden addiert. Anfallende Kosten auf Fondsebene wie Verwaltungs- und Managementgebühren oder Verwahrkosten werden abgezogen. Auch Transaktionskosten sowie erfolgsabhängige Managervergütungen, die unter dem Punkt „laufende Kosten“ im Factsheet oder Basisinformationsblatt nicht enthalten sind, werden hier berücksichtigt.

Es mag ein wenig verwundern, dass diese übliche Nach-Kosten-Berechnung im Kleingedruckten der Produktblätter als Bruttoperformance (BVI-Methode) bezeichnet wird. Die Nettoperformance, die manche Fondsgesellschaften ebenfalls auf den Factsheets darstellen, geht noch einen Schritt weiter und berücksichtigt den Ausgabeaufschlag, der bei Kauf des Fonds zu zahlen ist. Er fällt nicht auf Fondsebene an, sondern zählt wie etwaige Depotgebühren zu den externen Kosten. Er ist zwar in der Höhe durch die Fondsgesellschaft begrenzt, wie viel letztlich fällig wird, hängt aber vom Vertriebskanal ab.

Doppelten Kostenabzug vermeiden

Oft ziehen Berater und auch Kunden von der veröffentlichten Performance noch die laufenden Kosten ab. Besonders in Fondspolicen wird dies bei der sogenannten Bruttomethode gern angewandt. Dies ist aber eben falsch! Die Kosten wurden bereits berücksichtigt! Dementsprechend muss bei der persönlichen Zielsetzung eines Anlageproduktes eine Entscheidung getroffen werden. Variante 1: entweder es wird eine theoretische Marktrendite angesetzt, wobei hier die Quellen insbesondere bei gemischten Portfolios sehr schwierig zu finden sind. Davon werden dann Fondskosten abgezogen, Mehrwerte eines aktiven Managements werden dadurch vernachlässigt. Variante 2: Als Kalkulationsgrundlage werden historische Vergangenheitswerte von bestehenden Fonds angenommen, egal ob passiv oder aktiv. Dann dürfen Fondskosten jedoch nicht mit einbezogen werden. Beide Varianten sind in der Beratung nutzbar, jedoch sollte man eine Vermischung vermeiden.

autorAutorin
Sabine

Sabine Groth

Sabine Groth schreibt seit über 20 Jahren schwerpunktmäßig über Geldanlage sowie weitere Finanz- und Wirtschaftsthemen, seit 2009 als freie Journalistin. Zu ihren Auftraggebern zählen vor allem Fachmagazine und -portale.

kommentare

Hinterlasse eine Antwort

kommentare

Hinterlasse eine Antwort

Pfefferminzia Logo rgb
Suche
Close this search box.
Zuletzt hinzugefügt
Wie die Zukunft der bAV aussieht
Handelsblatt Jahrestagung bAV 2024

Wie die Zukunft der bAV aussieht

Vermittler müssen und wollen sich weiterbilden
AfW-Vermittlerbarometer: Nachhaltigkeit

Vermittler müssen und wollen sich weiterbilden

Zuletzt hinzugefügt
„Honorarberatung ist hochflexibel“
„Lass mal reden“ mit Honorarkonzept

„Honorarberatung ist hochflexibel“

„In fünf Jahren sterben Online-Abschlussstrecken aus“
„Lass mal reden“ mit Ralf Pispers, Personal Business Machine (PBM)

„In fünf Jahren sterben Online-Abschlussstrecken aus“

Skip to content