- Von Lorenz Klein
- 25.11.2022 um 11:12
Auch Sachversicherer stehen unter Druck
Auch Sachversicherer stehen nach Einschätzung von Simon-Kucher unter Druck, „jetzt schnell die richtigen Ableitungen daraus zu ziehen, dass sich die Einstellung der Versicherungskunden geändert hat“. Vor dem Hintergrund, dass die Kosten in vielen Facetten des Lebens steigen, sei zwar etwas mehr als die Hälfte der Befragten bereit, einen höheren Beitrag für die gleiche Leistung zu bezahlen. Gleichzeitig sei aber die Treue zum aktuellen Versicherer gesunken: So gaben 51,4 Prozent der Befragten an, dass die Wechselbereitschaft aufgrund der Inflation gestiegen sei.
„Durch Zusatzleistungen können Versicherer allerdings die Möglichkeit nutzen, die Kündigungsbereitschaft zu senken“, sagt Simon-Kucher-Berater Bastian Walter. Der Grund hierfür ist, dass 58,2 Prozent der Befragten bereit seien, einen höheren Beitrag zu bezahlen, wenn in der Police künftig zusätzliche Leistungen und Services enthalten seien. „Im Zuge dessen wird auch das Upselling für Versicherer wichtig“, so Walter.
Wie die Branche gegensteuern kann
Wegen des gestiegenen Leistungsanspruchs seien zwei Drittel der Kunden nun bereit, sich mit höherwertigen Versicherungsprodukten zu beschäftigen. „Dabei sollten Versicherer das richtige Segment treffen. Sonst verpufft die Initiative“, warnt Walter. Hintergrund sei hier, dass sich bei affinen Segmenten neun von zehn Personen mit höherwertigen Produkten beschäftigen wollen – bei nicht affinen Segmenten seien es aber nur zwei von zehn. „Wichtig ist es aber auf der anderen Seite auch, Produkte zu entgolden, damit die Versicherer in passenden Segmenten Kosten reduzieren können“, empfiehlt der Experte. Denn für sechs von zehn Befragten gebe es Leistungen in den Produkten, die sie entweder nicht wertschätzten oder die sie nach ihrer Einschätzung gar nicht benötigten.
Simon-Kucher-Mann Schmidt-Gallas erteilt der Branche abschließend folgenden Rat: „Die Inflation erhöht die Kosten für die Konsumenten und auch für die Versicherungsgesellschaften. Die Versicherer müssen jetzt reagieren, wenn sie ihr Geschäft stabil halten und im besten Fall sogar Potenzial nutzen wollen.“ Das komme zwar manchmal einer Gratwanderung gleich, weil falsche Maßnahmen sowohl das Bestandsgeschäft als auch die Neukundengewinnung gefährden könnten, so der Berater. Nichts zu tun, sei allerdings keine Option. „Wenn Versicherer die aktuellen Sorgen der Kunden adressieren, ihr Produktportfolio im Hinblick auf Preis und Leistung schärfen und dabei im besten Fall auch noch einen Mehrwert für die Kunden generieren, haben sie gute Chancen, gestärkt aus der aktuell herausfordernden Situation hervorzugehen“, zieht Schmidt-Gallas ein versöhnliches Resümee.

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