Ron Sommer, Ex-Vorstandsvorsitzende der Deutschen Telekom, bei der Einführung der Telekom-Aktie im Jahr 1996. © picture-alliance / dpa | Stephanie_Pilick
  • Von Sabine Groth
  • 18.01.2023 um 14:51
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Mal angenommen, Sie könnten mit Ihren Kunden ins Jahr 2000 zurückreisen, und wüssten um die bevorstehende Dotcom-Blase und die spätere Banken-Krise. Würden Sie Ihren Kunden dann trotzdem noch raten, in Aktien zu investieren? Eine interessante Frage, oder? Hier finden Sie die Antwort.

Hohe Inflation, steigende Zinsen, wirtschaftliche Abkühlung: Ihre Kunden wollen mit der Altersvorsorge starten, sind sich aber unsicher, ob die nächsten Jahre tatsächlich zum Investieren an den Aktienmärkten geeignet sind? Garantieren können Sie ihnen das nicht. Aber das ist auch gar nicht nötig. Selbst wenn es erst einmal nicht so gut läuft, auf lange Sicht ist das nicht entscheidend. Ein Blick in die Vergangenheit kann oft helfen, die Angst vor zwischenzeitlichen Börsenschwächen zu nehmen.

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Reisen wir gedanklich zurück ins Jahr 2000. Nach der Millennium-Silvester-Feier herrschte zu Beginn des Jahres immer noch Aktieneuphorie in Deutschland. Der Dax eilte von Rekord zu Rekord, das Tech-Börsensegment „Neuer Markt“ sowieso, und auch die Telekom-Aktie, zum Börsenstart 1996 vermarktet als Volksaktie, setzte ihren Höhenflug fort.

Börsen auf Talfahrt

Im Frühjahr endete der Rausch dann sehr abrupt, und Quartal für Quartal starb immer mehr die Hoffnung, dass es sich um Nachkaufkurse handelte und die Party wieder los gehen würde. Der Tiefpunkt war erst drei Jahre später im Frühjahr 2003 erreicht. Der Dax hatte über 70 Prozent verloren, die T-Aktie sogar über 90 Prozent und der „Neue Markt“ wurde ein paar Monate später endgültig geschlossen.

Angesichts dieser Entwicklungen scheint auf den ersten Blick ein Start in eine Altersvorsorge mit Aktienfonds oder einer aktienorientierten fondsgebundenen Police im Jahr 2000 nicht die beste Idee gewesen zu sein. Dieser Eindruck verstärkt sich, wenn man sich dann noch vor Augen führt, dass knapp fünf Jahre nach dem Tiefpunkt, gerade als die Kurse wieder die alten Höchststände erklommen, die globale Finanzkrise die Börsen weltweit erneut auf Talfahrt schickte. Diesmal verlor das deutsche Aktienbarometer zwar „nur“ rund 50 Prozent, der Index überwand aber erst 2013 die Krisen, erreichte eine neue Rekordmarke und setzte die alte Aufwärtsbewegung fort.

Unterschätztes Aufholpotenzial nach Krisen

Waren es 13 verlorene Jahre für Aktieninvestoren? Nicht für Altersvorsorgesparer, die Monat für Monat für einen bestimmten Betrag Aktienfondsanteile erwarben. Sie kauften während dieses Zeitraums zu unterschiedlichen Kursen ein. Und je schlechter es gerade an den Märkten lief und je günstiger entsprechend die ausgewählten Fonds waren, desto mehr Anteile konnten sie hiervon für ihren Beitrag erwerben. Diese besonders günstig eingekauften Anteile haben zudem das höchste Aufwärtspotenzial, und das wird häufig unterschätzt. Erholt sich ein Markt von einem Kurseinbruch von 50 Prozent, heißt das, dass die Aktien vom Tiefpunkt 100 Prozent zulegen, um das alte Niveau zu erreichen. Bei einem 70-prozentigen Einbruch sind es sogar rund 233 Prozent.

Fondssparer können ihr Vermögen also auch in Krisenzeiten mehren – vorausgesetzt die Märkte erholen sich irgendwann wieder. Wie gut dies funktioniert, offenbart ein Blick auf das Dax-Renditedreieck des Deutschen Aktieninstituts. Es zeigt die jährlichen Durchschnittsrenditen für fiktive Sparpläne auf den Dax. Eine fixe monatliche Einzahlung in die Dax-Werte von Ende 1999 bis Ende 2012 hätte (ohne Berücksichtigung von Kosten) im Schnitt 5,6 Prozent Rendite pro Jahr erzielt.

Ausstiegszeitpunkt wichtiger als Startzeitpunkt

Hinzu kommt: 13 Jahre sind für eine Altersvorsorge ein sehr kurzer Zeitraum. Hier geht es meist um mehrere Jahrzehnte. Über solche Zeiträume sollten die Aktienmärkte per saldo deutlich steigen – ­zwischenzeitliche Rückschläge gehören dazu. Schon heute haben die Börsen die damaligen Rekordmarken weit hinter sich gelassen. Das bringt auch Schwung in die Altersvorsorge. Von Ende 1999 bis Ende 2021 lieferte der fiktive Dax-Sparplan eine jährliche Rendite von 7,2 Prozent. Die Zahlen für Ende 2022 sind noch nicht veröffentlicht, dürften aber aufgrund des Kursrückgangs im vergangenen Jahr etwas tiefer liegen.

Der Ausstiegszeitpunkt spielt für den Gesamterfolg durchaus eine Rolle und sollte mit Bedacht gewählt oder über ein Ablaufmanagement vorbereitet werden. Der Startzeitpunkt für den langfristigen Kapitalaufbau per regelmäßigem Fondssparplan ist letztlich hingegen wenig ausschlaggebend. Viel wichtiger ist es, durchzuhalten und auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ruhig zu bleiben und weiter zu investieren.

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Sabine Groth

Sabine Groth schreibt seit über 20 Jahren schwerpunktmäßig über Geldanlage sowie weitere Finanz- und Wirtschaftsthemen, seit 2009 als freie Journalistin. Zu ihren Auftraggebern zählen vor allem Fachmagazine und -portale.

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