- Von Andreas Harms
- 27.06.2023 um 12:10
Den Beruf bis zur Rente ausüben? Daran hat ein beträchtlicher Anteil der Deutschen so seine Zweifel. 20,4 Prozent glauben nicht, dass sie bis zum Ruhestand durchhalten. Weitere 6,7 Prozent sind sogar fest überzeugt, dass das nichts wird. Diese Werte liegen – nicht ganz unlogisch – bei Arbeitern und Menschen mit belastenden Berufen um einiges höher als bei eher leichten Tätigkeiten.
Wie stark Optimismus und Pessimismus von der Belastung abhängen, zeigt die folgende Grafik:
Das geht aus einer Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung hervor. Für die Studie befragten die WSI-Forscher Florian Blank und Wolfram Brehmer knapp 5.000 abhängig Beschäftigte und rund 3.600 Betriebs- und Personalräte.
Doch gerade die Betriebs- und Personalräte zeigen sich sogar noch skeptischer als die Arbeitnehmer selbst, schieben die Schuld aber zum Teil auf die Arbeitgeber. Wenn die sich mehr um alternsgerechte Arbeitsumfelder kümmern würden, könnten viel mehr oder sogar alle Beschäftige ihren Job bis zur Rente durchhalten. Davon sind 42 Prozent der Betriebs- und Personalräte überzeugt. Weitere 42 Prozent nehmen das zumindest für einige Mitarbeiter an.
Zugleich reichen laut den befragten Arbeitnehmervertretern die Maßnahmen für alternsgerechtes Arbeiten nicht aus. 40 Prozent erteilen ihren Arbeitgebern in dieser Hinsicht die Schulnote 5 oder 6. Die weiteren Urteile zeigt die folgende Grafik.
Die Autoren Blank und Brehmer setzen die Ergebnisse in Kontext zur aktuellen Diskussion über das Renteneintrittsalter. Wenn also jemand das Eintrittsalter erhöhen will, dürfte das an der Realität vieler Beschäftigter vorbeigehen. Es würde sogar Ungleichheiten auf dem Arbeitsmarkt verschärfen, so die Autoren weiter, zu Ungunsten stark belasteter Menschen.
Stattdessen sollten Unternehmen erst einmal die Arbeitsbedingungen verbessern und dadurch auch ältere Beschäftigte im Job halten.
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