- Von Mario Strehl
- 08.05.2023 um 09:08
In der Beratung deiner Kunden zum Thema Altersvorsorge gibt es zwei Phasen: die Ansparzeit vor dem Renteneintritt und die Verrentungszeit mit Beginn der berufsfreien Jahre.
Die Zeit bis zum Renteneintritt kann in der Beratung sehr lang sein, weil deine Kunden zum Beispiel eher 30 Jahre alt sind und noch 37 Jahre Zeit haben, um bis zum eigenen Renteneintritt monatlich sparen zu können. Oder du berätst auch Kunden, die aus Immobilienverkauf, Abfindung oder Auszahlung aus anderen Verträgen einen Einmalbeitrag zur Verfügung haben, den sie gerne zur Altersversorgung verwenden möchten. Beide Zielgruppen kommen aber – hoffentlich – irgendwann an den Punkt, an dem über die Verrentung entschieden werden muss.
Wie hohe Inflation der Rente zusetzt
Entnahmeplan statt Kapitalauszahlung oder Verrentung
Spannende Alternative zur klassischen Verrentung
In diesem Beitrag soll es um die Rentenphase und die verbundenen Entscheidungen gehen.
Gibt es hierfür eine „beste Empfehlung“ für die Kundenberatung?
Gleich vorweg: natürlich nicht! Es gibt nicht den besten Weg, denn die individuellen Faktoren und Neigungen sind so unterschiedlich, dass eine pauschale Lösung niemals richtig oder „die Beste“ sein kann. Dieser Beitrag soll und kann auch keine persönliche Beratung ersetzen, sondern lediglich Hinweise geben, welche Möglichkeiten zur Verrentung bestehen und welche Gedanken dich in deiner Beratung begleiten können und sollten.
Steht zum Rentenbeginn ein Verrentungskapital zur Verfügung, dann stellt sich die Frage, was mit diesem Geld gemacht werden soll, um die regelmäßigen monatlichen Kosten zu bestreiten:
- bei einem Versicherungsunternehmen verrenten lassen.
- Kapital auszahlen lassen und monatlich entnehmen.
- Kapital auszahlen lassen und selbst „intelligent“ verrenten.
Drei wesentliche Werte wurden ausgewählt, die in der Betrachtung eine entscheidende Rolle spielen:
- der Rentenfaktor (garantiert und/oder nicht garantiert)
- die möglichen Renditen am Kapitalmarkt
- die Lebenserwartung.
Selbstverständlich spielen weitere Faktoren eine Rolle, wie zum Beispiel die Inflation, die familiäre Situation bezüglich einer Versorgung Dritter oder der individuelle Steuersatz. Diese sind im Artikel zum Teil beleuchtet – dort, wo sie eine wichtige Größe darstellen.
Im Beispiel wird davon ausgegangen, dass dein Kunde zum 67. Lebensjahr (fürs leichtere Mitrechnen) 100.000 Euro Kapital zur Verfügung hat. Angespart, geerbt, ausgezahlt aus Arbeitsverhältnis oder Sparprodukt.
Zunächst einmal zu den drei wesentlichen Werten:
Der Rentenfaktor unterliegt der größten Spannweite. Denn, rechnet man zum Beispiel heute aus, welcher Rentenfaktor einem 32-jährigen Sparer (mit einer Rentengarantiezeit von nur 10 Jahren) angeboten wird, dann findet man garantierte Rentenfaktoren von 23,80 bis zu 26,10 bei den Top-10-Versicherern laut einer Untersuchung von Franke & Bornberg aus 02/2023. Tatsächlich geleistet, also nicht nur garantiert, wird derzeit aber etwas höher: Hier liegt die Spanne zwischen 26,16 und 26,99.
Wählt der Kunde eine längere Rentengarantiezeit, sinkt logischerweise entsprechend der Rentenfaktor noch einmal, da der Versicherer im Zweifel eben länger leisten, das eingezahlte und verzinste Kapital länger halten muss.
Zur schnellen Auffrischung des §34d-Wissens: pro 10.000 Euro investiertem Kapital würde bei diesen Rentenfaktoren eine monatliche Rente von 23,80 Euro bis zu 26,99 Euro gezahlt.
Das bedeutet im Idealfall, dass beim Beispielkunden mit 100.000 Euro vorhandenem Kapital eine monatliche Rente von 238 Euro bis rund 270 Euro gezahlt würden. Lebenslang! Stirbt der Kunde vor Ablauf der Rentengarantiezeit in der Verrentungsphase, dann erhalten die Hinterbliebenen insgesamt bis zu 10 Jahre die Rente garantiert gezahlt.
2 Kommentare
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kommentierenjoachim.dolatschko@der-finanzberater.de
Vor 2 JahrenWie wäre es denn mit einer Möglichkeit Nummer? So wie beim 2-Konten Modell, nur dass das Kapital nach 13 Jahren in eine weitere Rentenversicherung geht. Könnte eine interessante Rechnung sein und evtl. zu einer noch höheren lebenslangen Rente führen?
mail@mariostrehl.com
Vor 2 JahrenAbsolut, Herr Dolatschko!
Deshalb sehen Sie im Beitrag auf Seite 4 unten auch die Einstellung “Halbeinkünfteverfahren”. Denn manchmal kann es eben, genau wie Sie schreiben, Sinn machen, dass das Kapital-Konto innerhalb einen Fondspolice geführt wird und damit dann ggf. auch steuerlich noch einmal einen Vorteil bringen kann.
Danke fürs Lesen!
Mario