Reicht das Geld? Wer im Ruhestand gut leben möchte, sollte vorher gut nachrechnen und planen © picture alliance / Zoonar | Robert Kneschke
  • Von Andreas Harms
  • 23.01.2023 um 11:37
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Wer in die Zielgerade zur Rente einbiegt, sollte die eigene Vorsorge überprüfen und die Rentenlücke ausrechnen. Wir haben uns bei Beratern umgehört, wie das geht und welchem Irrtum ihre Kunden gern unterliegen.

Im gleichen Zug des Gesprächs muss sich der Kunde entscheiden, wie viel Geld er im Alter regelmäßig haben möchte. Eine Daumenregel aus diversen Studien, aber auch vom IVFP lautet: 80 Prozent vom letzten Netto können den Lebensstandard erhalten. Die 20 Prozent sind gut einsparbar, zum Beispiel weil Fahrkosten wegfallen und selber kochen nun mal günstiger ist als der Besuch in der Kantine.

Dann wird gerechnet, und die berüchtigte Rentenlücke gibt sich zu erkennen. Es ist die Differenz zwischen Ist und Soll – und oft ein Schock. „Gerade Gutverdiener sind oft erschrocken, wie viel noch fehlt“, berichtet Nils Reimann, der bei dem Makler DRB in Kaiserslautern künftige Ruheständler berät. Gerade Menschen mit hohen Gehältern pflegen gern einen hohen Lebensstandard, der mit entsprechend hoher Vorsorge finanziert werden will.

Menschen unterschätzten oft die Inflation

Ein von Kunden ebenfalls oft unterschätztes Phänomen ist die Inflation, die einerseits am Ist nagt und andererseits das Soll zusätzlich erhöht – allein in den vergangenen zwölf Monaten um mehr als 10 Prozent. Für Stefan Morche ist das eine durchaus heilsame Erkenntnis. „Im Grunde freue ich mich, dass das jetzt jeder mal wirklich spürt. Bisher war es zu abstrakt, viele Kunden hatten das gar nicht verstanden“, sagt der Makler. Schon vor der großen Inflationswelle hatte er in Gesprächen 3 Prozent als Rate angesetzt, heute sind es auch mal 5 Prozent. Morche hält es für einen großen Fehler in der Ruhestandsplanung, die Inflation zu unterschätzen.

Wie stark sie wirkt, zeigt folgende simple Rechnung: Wenn es noch 15 Jahre bis zum Ruhestand sind, werden aus heute vorhandenen 2.000 Euro Einkommen bei 3 Prozent Inflation 1.284 Euro. Die Kaufkraft sinkt. Ausgaben hingegen legen von 2.000 Euro auf 3.116 Euro zu. Damit wächst die Lücke in nur 15 Jahren von null auf 1.832 Euro – wenn man nichts dagegen unternimmt.

Doch mit Anfang 50 ist es zwar spät, aber noch nicht zu spät. Was dann zu tun ist, dafür gibt es aber kein Patentrezept. Die beiden Vorstände der Initiative Ruhestandsplanung, Olaf Neuenfeldt und Ronald Perschke, nannten gegenüber der Zeitschrift „Das Makler-Magazin“ die drei Dinge, die Beratende besonders beachten sollten: 1. Konzeptionell beraten und langfristig Kunden binden anstatt einfach Produkte verkaufen. 2. Aktiv zuhören. 3. Sensibilität und Empathie gegenüber der Zielgruppe zeigen.

Und wenn dann das Konzept für die Kunden in Ordnung ist, und wirklich erst dann, kommen die Produkte. Und die hängen davon ab, welche Lücken sich im Vermögensgefüge zeigen. Erweist sich die selbst genutzte Immobilie als Schwamm, der den Großteil des Vermögens aufgesaugt hat? Dann sollte man mal schauen, ob man sie nicht zu Teilen verrenten kann. Manche Dienstleister bieten entsprechende Produkte schon an. Liegt hingegen viel Geld in einem Wertpapierdepot, könnte man es in großen Beträgen in eine Rentenversicherung hinüberschaufeln.

Die Vorteile der Rürup-Rente

Ein Begriff, der in dieser Hinsicht immer wieder fällt, ist die Basisrente, im Volksmund auch Rürup-Rente genannt. „Auch wenn man der Rente schon recht nahegekommen ist, ist das noch ein Super-Instrument“, meint Berater Reimann. Man könne zum Beispiel mit einem hohen Beitrag einsteigen und die erstatteten Steuern entweder in den bestehenden Vertrag reinvestieren oder in einen weiteren Sparvertrag einzahlen. In ein Wertpapierdepot zum Beispiel oder in eine private Rentenversicherung der Schicht 3.

Dazu eine stark vereinfachte Rechnung mithilfe des Fairadvisor-Portals: Ein 50-jähriger Alleinstehender mit einem Brutto-Einkommen von 100.000 Euro im Jahr zahlt monatlich 500 Euro ein. Dann spart er rund 220 Euro an Steuern im Monat – bis zum 67. Lebensjahr läppert sich das auf über 45.000 Euro. In der Basisrente selbst entsteht bei einer Bruttorendite von 4 Prozent ein Guthaben von über 108.000 Euro, was anschließend eine lebenslange Rente erzeugt. Legt man die gesparte Steuer zu gleichen Konditionen an, entwickeln sich daraus weitere fast 48.000 Euro. Kann man machen, hängt aber wie schon betont vom Detail ab – und natürlich vom Okay der Kunden.

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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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