Frankfurter Skyline mit Banken: „Vom Zertifikateabsatz profitierte auch der Derivatehandel.“ © picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt
  • Von Andreas Harms
  • 28.08.2023 um 09:27
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Die Zinsen sind in Deutschland zurück – und damit auch die sogenannten Anlagezertifikate. Mancher Berater befürchtet sogar schon regelrechte Zertifikatewochen, wenn die Vertriebsmaschinerie so richtig läuft. Wir erklären die drei wichtigsten Anlagezertifikate, ihre Köder und ihre Haken.

Der Satz auf Seite 60 im Geschäftsbericht der Deka-Gruppe lässt sich getrost auch als Warnung verstehen: „Im Zertifikategeschäft steht 2023 unverändert die Nettovertriebsleistung für Retailkunden im Vordergrund.“ Retail-Kunden, das sind nämlich alle Normalos, die sich in einer Sparkasse zu einer Geldanlage beraten lassen. Und damit die Nettovertriebsleistung am Ende stimmt, kann es sein, dass ihnen ein Zertifikat empfohlen wird.

Zertifikate haben schon das Halbjahresergebnis der Fondsgesellschaft Deka gerettet, für knapp 11 Milliarden Euro setzte sie welche ab. Fast doppelt so viel wie im Vorjahreszeitraum und viel mehr als mit Investmentfonds.

Der Honorarberater Gunnar Marschke, warnte bereits im Blog von Hartmut Walz vor regelrechten Zertifikatewochen. Und zwar zu Recht. Denn Zertifikate sind nicht ganz einfach zu durchschauen und noch schwerer zu vergleichen. Und sie sind auch nicht für Leute geeignet, die sich vor Aktienrisiken fürchten. Denn meistens enthalten sie eins, und zwar nicht zu knapp.

Das Papier, das Marschke in seinem sehr lesenswerten Blog-Beispiel zeigt, ist noch recht einfach und im Grunde gar kein echtes Zertifikat: eine normale Anleihe der Bank Société Générale mit fester Laufzeit, festem Zins und festem Rückzahlpreis. Kein großer Haken dabei, kein Derivat, aber eben unverschämte Konditionen.

Auch die Derivateabteilung hat was davon

Der Markt für sogenannte Anlagezertifikate – die anderen sind die Hebelzertifikate – enthält drei große Produktgruppen, wenn man nach Börsenumsatz und Neuemissionen geht: Aktienanleihen, Discount-Zertifikate und Bonuszertifikate.

Der oft genutzte Begriff „strukturierte Anleihe“ ist dagegen gar keine richtige Produktkategorie. Er umfasst ganz einfach alle Anleihen, die nicht klassisch sind (siehe oben), sondern mit Derivate-Schmu und sonstigen Bedingungen verändert wurden. Deshalb heißt es im Deka-Bericht auf Seite 48: „Vom Zertifikateabsatz profitierte auch der Derivatehandel.“

Rein rechtlich betrachtet gehören übrigens alle Zertifikate zur Gattung der Anleihen, weil dahinter immer ein Emittent steht, der sie ausgegeben hat und am Ende den Rückzahlbetrag rausrücken muss.

Die Aktienanleihe

Doch gehen wir die drei genannten Zertifikatetypen durch und beginnen mit der Aktienanleihe. Denn sie lockt regelmäßig mit Zinsen über dem Marktniveau, hat aber einen Haken.

Wie der Name schon andeutet, sind Aktienanleihen an eine bestimmte Aktie gekoppelt. Sie ist der Basiswert, von dem das Endergebnis abhängt. Aktienanleihen haben feste Laufzeiten und feste Zinsen, die es jährlich oder halbjährlich bar aufs Konto gibt (kein Zinseszins!). Beides kann sich auch nicht ändern, sondern steht fest in den Bedingungen.

Läuft die Anleihe jedoch aus, gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder der Anleger bekommt den Nennwert (also 100 Prozent) plus letzten Zinsbetrag zurück. Dann hatte er einfach eine gute Zinsanlage.

Seite 2: Man muss die zugrunde liegende Aktie grundsätzlich mögen

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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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