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Garantien statt Rendite? Oft lohnt sich ein Risiko bei der Wahl der Fondspolice. © Adobe Stock / Andrej Popov
  • Von Sabine Groth
  • 20.09.2023 um 12:05
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lesedauer Lesedauer: ca. 02:50 Min

Ein Blick in die Vergangenheit hilft, um Aktienrisiken einzuschätzen. Ein Blick in die Zukunft wäre besser. Hier helfen Simulationen, um durchzurechnen, wie sich Börsenkrisen auf Fondssparpläne oder Fondspolicen mit laufenden Beiträgen auswirken können.

Mit dem langjährigen Niedrigzinsumfeld hat das Interesse an den Aktienmärkten zugenommen – vor allem, aber nicht nur, bei der jüngeren Generation. Die Angst vor Verlusten ist jedoch nicht verschwunden und der Wunsch nach Sicherheit so groß wie eh und je. Feste Garantien, die Verluste ausschließen, sind allerdings nach wie vor teuer und lähmen den langfristigen Vermögensaufbau für die Altersvorsorge.  

Berater und Beraterinnen stehen also vor der Herausforderung, ihrer Kundschaft zu erklären, dass auf lange Sicht Garantien nicht sonderlich wichtig sind und Kurseinbrüche an den Aktienmärkten, selbst wenn sie stärker ausfallen und etwas länger dauern, dem Gesamtanlageerfolg ihres Fondssparplans oder ihrer Fondspolice nicht schaden müssen. Tatsächlich ist sogar meist das Gegenteil der Fall: Beim langfristigen Fondssparen profitieren Kunden vom Durchschnittskosten-Effekt (Cost-Average-Effekt). In einer Krise, wenn die Kurse und Fondspreise stark gefallen sind, bekommen sie für ihren monatlichen Beitrag mehr Fondsanteile als bei hohen Kursen. Sie kaufen in dieser Zeit günstig ein. 

Um den langfristigen Sparern die Angst vor Krisen an den Finanzmärkten zu nehmen, wird gern in die Vergangenheit geschaut. Der Blick muss gar nicht so weit zurück gehen, um starke Kurseinbrüche und anschließende mehrjährige Erholungsphasen zu finden: etwa das Platzen der Dotcom-Blase oder die globale Finanzkrise. Sparer, die durchgehalten und Monat für Monat weiter Fondsanteile gekauft haben, konnten sich im Nachhinein über einen günstigen durchschnittlichen Kaufpreis freuen.  

Die Zukunft berechnen

Doch wie wir alle wissen, ist die Performance der Vergangenheit kein zuverlässiger Indikator für künftige Entwicklungen. Wer kann schon absehen, was auf uns zukommt und wie sich die Börsen entwickeln? Verlässliche Aussagen gibt es hier nicht. Mithilfe der heutigen Computerleistung lassen sich Szenarien simulieren und Wahrscheinlichkeiten erstellen.  

So hat beispielsweise Helvetia Leben einen Zukunftssimulator für Verläufe fiktiver Sparpläne auf den Dax entwickelt. Vier frei wählbare Daten sind hierfür erforderlich: der anfängliche Dax-Kurs, die geplante Laufzeit, ein Dax-Kurs zum Ende sowie ein maximaler Kursrückgang während der Laufzeit. Der Simulator wählt dann per Zufall 60 mögliche Dax-Verläufe aus, die die Vorgaben erfüllen, und berechnet die durchschnittliche Jahresrendite der Sparpläne. Der Vorgang lässt sich wiederholen, so dass letztlich unendlich viele Dax-Verläufe mit den gleichen Vorgaben simulierbar sind.  

Helvetia hat für uns zwei Beispielfälle getestet. In beiden geht es um einen 35-jährigen Kunden, der bis zur Rente eine Laufzeit von 32 Jahren hat. Zudem wurde unterstellt, dass der Dax ein Nullsummenspiel liefert, also am Ende auf dem gleichen Niveau ist wie am Anfang. In einem Fall unterstellen wir einen maximalen Rückgang von 90 Prozent, im anderen von 50 Prozent. Der Durchschnitt der Sparplanrendite über alle simulierten Verläufe liegt in beiden Fällen im Plus, beim unterstellten 90-Prozent-Rückgang fällt der Durchschnittswert allerdings deutlich höher aus. 

Je stärker der Kurseinbruch, desto besser!

Das mag auf den ersten Blick überraschen, ist aber leicht zu erklären. Denn je stärker der Preis zwischenzeitlich fällt, desto günstiger kann eingekauft und desto stärker von der anschließenden Erholung profitiert werden. Dabei zeigt ein weiterer Effekt Wirkung: Um einen Verlust aufzuholen, braucht es einen prozentual stärkeren Anstieg. Ein Beispiel in Zahlen: Der Kurs fällt um 50 Prozent von 100 auf 50 Euro. Um nun wieder auf 100 Euro zu kommen, muss sich der Kurs verdoppeln, also um 100 Prozent zulegen. Bei einem Minus von 90 Prozent – der Kurs ist von 100 auf 10 Euro gefallen – ist ein Plus von 900 Prozent nötig, um das alte Niveau wieder zu erreichen. Und von diesen enormen Zuwachswerten profitieren in unserem Beispiel die günstig eingekauften Anteile.  

Regelmäßige Fondssparer müssen also keine Angst vor einem Crash am Aktienmarkt haben. Wichtig ist nur, dass genügend Zeit vorhanden ist, um die anschließende Erholung mitzunehmen. Besteht nicht die Möglichkeit, die angestrebte Laufzeit flexibel zu verlängern und den Verkauf der Fonds oder eine Verrentung des Anlageguthabens hinauszuschieben, sollten unbedingt rechtzeitig vor Ablauf Sicherungsmechanismen eingeleitet werden, etwa über ein Ablaufmanagement in Fondspolicen. Schließlich sollen Kurseinbrüche genutzt werden, um zu Schnäppchenpreisen einzukaufen und nicht, um zu Schleuderpreisen zu verkaufen.  

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Sabine

Sabine Groth

Sabine Groth schreibt seit über 20 Jahren schwerpunktmäßig über Geldanlage sowie weitere Finanz- und Wirtschaftsthemen, seit 2009 als freie Journalistin. Zu ihren Auftraggebern zählen vor allem Fachmagazine und -portale.

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