Welcher Weg ist der richtige: Auszahlplan oder Verrentung? © picture alliance / Robert Schlesinger
  • Von Sabine Groth
  • 23.06.2023 um 11:36
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Ein Auszahlplan in einer Fondspolice kann eine Alternative oder Ergänzung zur lebenslangen Verrentung darstellen. Er lässt sich ganz nach den Wünschen Ihrer Kunden einrichten. Wie attraktiv das sein kann, zeigen wir anhand einer Beispielrechnung im ersten Teil unserer neuen Serie „Fondspolicen – Auszahlplan oder Verrentung?“

Anbieter von Fondspolicen passen ihre Produkte immer mehr an die Bedürfnisse und Lebensrealitäten ihrer Kunden an. Während zunächst der Fokus auf der Ansparphase lag, gewinnt nun auch zunehmend die Rentenphase an Flexibilität. Lange standen meist zwei Alternativen zur Auswahl: Das angesparte Vermögen wird am Ende der Laufzeit direkt per Einmalzahlung oder als lebenslange Rente ausgezahlt.

In Zeiten niedriger Zinsen – der Höchstrechnungszins liegt immer noch bei nur 0,25 Prozent p. a. – hat die Verrentung an Attraktivität verloren. Mit der Kapitalauszahlung hat der Kunde eine hohe Summe auf einmal zur Verfügung, die er eventuell gar nicht sofort braucht, und der Versicherer hat einen Kunden weniger.

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Wie unterschiedlich Auszahlpläne besteuert werden

Mittlerweile sind daher zunehmend neue Möglichkeiten im Angebot, die das Kapital in der Police halten, ohne dass es sofort in eine lebenslange Verrentung fließt. Während einer Verfügungsphase können die Kunden ihr Guthaben frei verwenden. Dabei kann es komplett in Fonds investiert bleiben und damit die Chancen der Kapitalmärkte weiterhin nutzen. Diese Phase dauert meist maximal bis zum 85. oder 87. Lebensjahr. Bei Whole-Life-Policen kann sie auch verlängert werden und lebenslang anhalten.

Kapital weiterarbeiten lassen

In der Verfügungsphase kann flexibel so viel Kapital entnommen werden, wie benötigt wird, und zwar zu dem Zeitpunkt, wann es benötigt wird. Als Alternative oder zusätzliche Option haben einige Gesellschaften Auszahlpläne im Angebot, wie sie vor allem aus der direkten Fondsanlage bekannt sind. Das sind regelmäßige monatliche Auszahlungen aus dem Versicherungsguthaben. Die Höhe der Auszahlungen muss nicht fest verankert sein. Idealerweise kann sie jederzeit angepasst werden, etwa wenn mehr oder weniger Kapital monatlich benötigt wird oder wenn die Fondspreise einbrechen und Anteilsverkäufe wenig vorteilhaft scheinen.

Da die Anbieter bei Auszahlplänen nicht sicherstellen müssen, dass das Geld bis zum Tod reicht, kann es, falls gewünscht, komplett in renditeträchtigen Aktienfonds investiert bleiben. Bei einer Auszahldauer über zwanzig Jahre oder mehr kann sich das eingegangene Risiko durchaus rechnen, selbst bei einer etwas gemäßigteren Investmentauswahl.

Beispielrechnung: Wachsendes Vermögen trotz Auszahlung

Dass ein Auszahlplan eine gute Alternative oder zumindest eine Ergänzung zu einer garantierten lebenslangen Rente sein kann, zeigt ein Berechnungs-Tool von Helvetia Leben. Wir haben ausprobiert, wie es für einen 65-Jährigen aussieht, der in einer Fondspolice ein Guthaben von 400.000 Euro angespart hat. Wir unterstellen für die Zukunft eine jährliche lineare Performance des verbleibenden Vermögens von 4 Prozent.

In der ersten Berechnung unterstellt das Tool auf Basis des angesparten Vermögens für den Auszahlplan einen monatlichen Betrag in Höhe einer aktuell bei einem deutschen Lebensversicherer durchschnittlich erzielbaren lebenslangen Bruttorente. Im Beispiel liegt diese bei 1.140 Euro im Monat (13.680 Euro im Jahr) und ist als Todesfallleistung mit einer Rentengarantiezeit versehen. Damit liegt die Auszahlung unter der angenommen jährlichen Rendite von anfangs 16.000 Euro (4 Prozent von 400.000 Euro). Es wird also kein Kapital verzehrt, sondern das Vermögen wächst trotz monatlicher Auszahlung Jahr für Jahr an. Wenn der Kunde 100 Jahre alt ist, hat er über 470.000 Euro.

Als weitere Optionen berechnet das Tool, welche Auszahlungen sich mit Kapitalverzehr darstellen lassen. Soll das Kapital bis zum 100. Geburtstag reichen, können 1.695 Euro pro Monat ausgeschüttet werden, wenn es schon zum 90. aufgebraucht sein soll, sogar 2.005 Euro.

Was bei der Berechnung zu beachten ist

Erstens werden Dynamisierungen bei dieser Berechnung außen vorgelassen, lassen sich im Tool jedoch darstellen. Zweitens ist eine 4-prozentige lineare Performance-Entwicklung unterstellt, wie sie in der Realität nicht vorkommt. Wie sich Auszahlpläne unter realen Bedingungen in der Vergangenheit entwickelt hätten, betrachten wir im zweiten Teil dieser Serie. Drittens handelt es sich um Bruttoauszahlungen, also vor Steuer. Der Fiskus schlägt bei Auszahlung und lebenslangen Renten unterschiedlich zu. Mehr dazu in Teil 5 der Serie.

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Sabine

Sabine Groth

Sabine Groth schreibt seit über 20 Jahren schwerpunktmäßig über Geldanlage sowie weitere Finanz- und Wirtschaftsthemen, seit 2009 als freie Journalistin. Zu ihren Auftraggebern zählen vor allem Fachmagazine und -portale.

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