- Von Sabine Groth
- 05.07.2023 um 14:06
Der anvisierte Rentenbeginn steht kurz bevor. Das angesparte Kapital in der Fondspolice wird nicht für eine große Ausgabe benötigt. Es soll vielmehr dazu eingesetzt werden, das monatliche Einkommen aufzupeppen. Klassisch würde es nun in eine lebenslange Verrentung fließen. Alternativ könnte es auch – sofern der Tarif es zulässt – innerhalb der Police in Fonds angelegt bleiben. Der Kunde würde dann über einen Auszahlplan monatliche Zuwendungen erhalten – ohne Garantie, dass das Kapital bis an sein Lebensende reicht.
Entnahmeplan-Rechner helfen abzuschätzen, wie hoch die monatliche Zahlung sein kann, damit das Geld über einen bestimmten Zeitraum reicht. Dabei können unterschiedliche langfristig erwartete jährliche Renditen für das Fondsinvestment unterstellt werden. Die Krux: Unabhängig davon, ob die Annahme bei 4, 6 oder 7 Prozent Rendite p. a. liegt, wird immer ein konstanter Performance-Verlauf berechnet. In der Berechnung wird unterstellt, dass das verbliebene Guthaben Jahr für Jahr um den gleichen Prozentsatz wächst. Aktienmärkte verlaufen jedoch nicht linear, sondern schwanken, mal stärker, mal schwächer.
Kursschwankungen erschweren Prognosen
Und diese Schwankungen wirken sich auf die Aussagekraft der Berechnungen aus, wie auch das Ifa Institut für Finanz- und Aktuarwissenschaften kürzlich in einer Untersuchung dargelegt hat. Mit einer linearen Wertentwicklung von 6 Prozent p. a. könnte eine 65-jährige Person mit 100.000 Euro Startguthaben über 25 Jahre jeden Monat 632 Euro entnehmen. Dann ist das Geld im Alter von 90 Jahren aufgebraucht. Das ist aber nur die rein schematische Betrachtung, die ein Entnahmeplan-Rechner aus dem Internet bietet. „Berücksichtigt man, dass der Fonds – selbst, wenn er langfristig die erhoffte Rendite von 6 Prozent p. a. erzielt – diese nur unter marktüblichen Schwankungen erwirtschaften kann, ist die Dauer, die das Geld reichen wird, aus heutiger Sicht zufällig“, heißt es in der Ifa-Studie. Die Wahrscheinlichkeit, dass der gewünschte Betrag tatsächlich bis zum 90. Geburtstag entnommen werden kann, liegt in diesem Beispiel den Ifa-Experten zufolge bei gerade einmal 32,4 Prozent.
Die interessante Alternative zur Verrentung
„Ein Mix aus Auszahlplan und Rente ist oft sinnvoll“
Auszahlplan versus lebenslange Rente – was ist besser?
Vergangenheitsbetrachtung: Auszahlpläne sind attraktive Alternative zur Verrentung
Da keiner weiß, wie sich die Aktienmärkte und die gewählten Fonds in Zukunft bewegen, ist der Guthabenverlauf von Auszahlplänen nicht vorhersagbar. Man kann jedoch in die Vergangenheit schauen, wie es sich entwickelt hätte. Das hat Helvetia Leben getan ohne den Anspruch, dass diese Zahlen in die Zukunft übertragen werden können. Eine Vergangenheitsbetrachtung mit realen Zahlen ist dennoch hilfreich für eine bessere Einordnung.
Untersucht wurde, ob Auszahlpläne trotz der Krisen in den vergangenen 50 Jahren und den damit verbundenen, zum Teil drastischen Kurseinbrüchen Bestand gehabt hätten oder frühzeitig abgebrochen werden mussten, da die Geldschatulle leer war. Auf Basis echter Performance-Daten seit 1970 wurde simuliert, wie sich Auszahlpläne entwickelt hätten.
Es wurde angenommen, dass jeweils ein Drittel des Guthabens in den drei Aktienindizes Dax®, DowJones® und MSCI World® investiert ist – eine rein fiktive Anlage, bei der eventuelle Produktkosten nicht berücksichtigt sind. Zudem wurde wie in der schematischen Berechnung mit konstanter Rendite (siehe Teil 1 der Serie) eine gewünschte Auszahldauer von 25 Jahren (vom 65. bis zum 90. Lebensjahr) für ein Guthaben von 400.000 Euro unterstellt. Monatlich ausgezahlt wird ein Betrag von 1.140 Euro, der in etwa einer derzeit lebenslangen garantierten Rente mit Rentengarantiezeit entspricht. Das führt über 25 Jahre zu einer Gesamtauszahlung von 324.000 Euro.
Ergebnis: In allen untersuchten Perioden wären über die gesamte Dauer 1.140 Euro monatlich ausgezahlt worden – und zwar ohne Kapitalverzehr. In allen Fällen hätte das Guthaben trotz der Auszahlungen am Ende über dem Startwert von 400.000 Euro gelegen – in der schlechtesten betrachteten Periode bei knapp 580.000 Euro, in der besten bei über 4,5 Millionen Euro. Dieser krasse Unterschied zeigt, welch starke Auswirkung Marktschwankungen auf Auszahlpläne haben und welche Renditekraft Aktienmärkte entwickeln können.
Die Schattenseiten des Cost-Average-Effekts
Auch wenn in dieser Beispielrechnung alles glatt gelaufen ist, kann es sinnvoll sein, zumindest zum Teil auf diese Renditekraft zu verzichten. Während sich starke Schwankungen der Fondspreise in der Ansparphase aufgrund des Durchschnittskosten-Effekts (Cost-Average-Effekts) tendenziell positiv auswirken, zeigt der Effekt in der Auszahlphase seine Schattenseiten. Wird monatlich ein fester Betrag ausgezahlt, müssen hierfür in schwachen Marktphasen bei niedrigen Kursen vergleichsweise viele Fondsanteile verkauft werden. Um sich davor zu schützen, kann es ratsam sein, in guten Marktphasen einen Teil des Guthabens in schwankungsarme Produkte umzuschichten, um aus diesen die nächsten Auszahlungen zu leisten.
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