Italiens Finanzminister Daniele Franco (links) und Premierminister Mario Draghi: Trotz Zinswende bleibt ihre Zinslast erstmal stabil © picture alliance / EPA | ALESSANDO DI MEO
  • Von Andreas Harms
  • 14.06.2022 um 11:35
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Da kann die EZB noch so lange zögern – die Zinswende ist eigentlich schon lange da. Am Anleihemarkt hat es gekracht, dafür winken Neueinsteigern endlich wieder zählbare Renditen. Wir nennen einige Zahlen, die das eindrucksvoll bestätigen, und die eine Ausnahme.

Ein Vergleich mit Spanien und Deutschland legt nahe, dass die Renditen zwar überall gestiegen sind, Investoren aber sehr wohl auf die Schuldnerqualität schauen. Italien ist mit 151 Prozent seiner jährlichen Wirtschaftsleistung (Bip) verschuldet. Im relativ geringer verschuldeten Spanien – „nur“ 119 Prozent des Bip – klappten die Renditen um lediglich 2,0 Prozentpunkte auf 2,2 Prozent auf. Und im beinahe maastrichtfähigen Deutschland (70 Prozent des Bip) um 1,6 Prozentpunkte von minus 0,4 auf 1,3 Prozent. Gleichwohl krachte es auch dort kurstechnisch. Spanische Staatsanleihen verloren 13,6 und deutsche 12,0 Prozent an Wert.

23 Prozent Kursverlust mit Bundesanleihen

Und nebenbei mal eine Zahl aus dem Gruselkabinett: Es gibt einen Index, der alle Bundesanleihen mit Laufzeiten von zehn Jahren und mehr enthält. Er brach seit Jahresbeginn um 22,8 Prozent ein. Die durchschnittliche Rendite beträgt trotzdem noch vergleichsweise läppische 1,6 Prozent. Ende 2021 lag sie aber noch bei: 0,0 Prozent.

Geradezu sehenswert ist es sogar, was Anleger inzwischen in anderen Segmenten nun wieder geboten bekommen. Gemessen am Index liefern Euro-Hochzinsanleihen jetzt wieder 5,9 Prozent, höherwertige Euro-Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Status immerhin 2,8 Prozent. Euro-Hochzinsler hatten angesichts von 2,8 Prozent Rendite Ende 2021 ihren Namen schon gar nicht mehr verdient.

In den USA macht sich das generell höhere Renditeniveau bemerkbar – trotz lange Zeit gleicher Leitzinsen: Bei hochwertigen Unternehmensanleihen kletterte die Rendite um 2,2 Prozentpunkte auf 4,6 Prozent, bei Hochzinsanleihen sogar um 3,4 Punkte auf satte 7,7 Prozent. Wer also risikotechnisch ein Knuff vertragen kann und auch den Dollar nicht scheut, kann wirklich mal wieder Geld verdienen.

Doch auch für diese Märkte gilt: Es sind alles Durchschnittswerte, die sich auf Indizes beziehen. Und seit Jahresbeginn rutschten die Kurse durchweg um zweistellige Prozentbeträge. Hier sind sämtliche Zahlen im Überblick (zum Vergrößern auf die Tabelle klicken):

Ausgewählte Anleihemärkte, ihre Renditen und die Kursverluste 2022
Ausgewählte Anleihemärkte, ihre Renditen und die Kursverluste 2022

Die Grafik zeigt auch die große Ausnahme: die Schwellenländer. Staatsanleihen, die die Länder in Asien und Lateinamerika in ihren landeseigenen Währungen ausgegeben haben, verloren nur rund 3 Prozent an Wert. Entsprechend moderat zogen die Renditen an. In Asien ging es von 4,1 auf 5,0 Prozent hinauf. Was daran liegt, dass die asiatischen Staatshaushalte noch vergleichsweise stabil dastehen.

Zweistellige Rendite mit Lateinamerika

Im Gegensatz zum wieder einmal wirtschaftlich und politisch kräftig durchgeschüttelten Lateinamerika. Dort ging es von 8,6 auf 10,4 Prozent hinauf. Ob man deshalb aber gleich einsteigen sollte, lassen wir mal dahingestellt. Man muss ja nicht gleich alles kaufen.

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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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