Kraftquelle Natur: Umweltaskpekte gewinnen auch beim Investieren an Bedeutung. © freepik
  • Von Sabine Groth
  • 20.07.2022 um 10:33
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Umwelt und Soziales gewinnen beim Investieren an Bedeutung. Wie sich dies in ihrer täglichen Arbeit bemerkbar macht und wo es mitunter noch hakt, erklären Christian Cichon von HSBC Global Asset Management sowie Christoph Schmid von Vontobel Asset Management im dritten Teil unserer kleinen Serie zur Arbeit von Vermögensverwaltern.

Das Bewusstsein für Nachhaltigkeit wächst. Lässt sich das auch im Fondsuniversum erkennen?

HSBC: Der Trend zu nachhaltigen Investments ist ungebrochen. Das zeigt sich auch im stetig wachsenden Fondsuniversum. Immer mehr neue nachhaltige Fonds werden aufgelegt, oder bei bestehenden Fonds wird der Investmentprozess so umgestellt, dass die Fonds – gemäß der EU-Offenlegungsverordnung, der SFDR – als nachhaltig eingestuft werden können.

Vontobel: Das Inkrafttreten der SFDR-Verordnung im März 2021 hat die Entwicklung beschleunigt. Es kommen viele nachhaltige Fonds auf den Markt und viele Fonds transformieren sich auf Artikel 8 und 9, da die Investoren vermehrt auf die SFDR-Eingliederung achten.

Müssen Anleger für Nachhaltigkeit auf Performance verzichten?

HSBC: Investoren müssen nicht auf Performance verzichten. Wie immer hängt es jedoch im Detail vom jeweiligen Markt ab. Je größer das nachhaltige Anlageuniversum wird, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit, dass nachhaltige Investments mindestens eine ähnliche risikoadjustierte Rendite erwirtschaften wie nicht-nachhaltige Investments.

Vontobel: In gewissen Bereichen, zum Beispiel bei Anleihefonds, ist die Risikoprämie leicht tiefer und somit die Renditeaussichten etwas geringer, was unter anderem darauf zurückzuführen ist, dass ein hoher ESG-Wert mit der Qualität einer Anlage korreliert. Zudem legen nachhaltige Aktienanlagen häufig einen gewissen Schwerpunkt auf Qualitäts- und Wachstumstitel. Diese entwickeln sich schwächer in Phasen, in denen beispielsweise Value-Aktien und speziell Energieaktien, die tendenziell weniger nachhaltig sind, besonders gut performen. Studien belegen jedoch einen überwiegend positiven Zusammenhang zwischen ESG-Kriterien und Rendite. Das Managen von ESG-Risiken kann die Rendite mittel- bis langfristig also sogar verbessern. Darüber hinaus werden nachhaltige Lösungen stark nachgefragt und wachsen entsprechend sehr stark. Dieses Momentum kann die Performance positiv beeinflussen.

Lässt sich ein breit gestreutes nachhaltiges Fondsportfolio überhaupt erstellen? In welchen Bereichen sollte sich das Angebot noch verbessern?

HSBC: Das nachhaltige Anlageuniversum ist mittlerweile groß genug, um ein gutes Rendite-Risiko-Profil für ein Portfolio konstruieren zu können. Bei Rohstoffen, teilweise im Technologiebereich oder bei alternativen Investments, wie Volatilitätsstrategien, könnte das nachhaltige Fondsangebots allerdings noch erweitert werden.

Vontobel: Auch wir sehen noch Bedarf in einigen Bereichen, etwa bei Aktienstrategien mit Value Charakter Rohstoffen und liquiden alternativen Strategien. Durch das Thema Nachhaltigkeit entsteht ein strukturelles Untergewicht in Energie, was in einer Value-Rally von Nachteil sein kann. Dies zeigt sich besonders in diesem Jahr. Der Fondsmarkt ist jedoch ständig in Bewegung und wir erwarten ein wachsendes Angebot in den Bereichen, in denen nachhaltige Lösungen noch Mangelware sind. Langfristig ist ein nachhaltiges Mandat aber nicht minder attraktiv als ein nicht-nachhaltiges Mandat.

Welche speziellen Herausforderungen gibt es bei der Auswahl von nachhaltigen Fonds? 

Vontobel: Es gibt viele verschiedene Ansätze und man benötigt eine eigene Definition und Überzeugung von Nachhaltigkeit, die so ausgestaltet ist, dass verschiedene Ansätze integriert werden können. Wichtig ist, klar darzustellen, was man macht und was nicht. Nachhaltigkeit sollte so definiert werden, dass das Produkt glaubwürdig und nachvollziehbar ist, aber dem Manager immer noch ein ausreichend großes Anlageuniversum bietet.

 Ist die Klassifizierung von Fonds nach Artikel 6, 8 und 9 der Offenlegungsverordnung hilfreich?

Vontobel: Man darf nicht vergessen, dass die SFDR das primäre Ziel hat, ESG-Prozesse transparent zu machen und nicht, Fonds zu klassifizieren. Allerdings wird dadurch der Fokus der Fonds klarer. Schon vor dem Inkrafttreten der SFDR haben wir unseren eigenen ESG-Research-Prozess durchgeführt und Fondsmanager getroffen, um die ESG-Prozesse zu verstehen und sicherzustellen, dass die Fonds unserem Nachhaltigkeitsansatz und den Auswahlkriterien entsprechen. Das werden wir auch weiterhin machen.

Welchen Einfluss hat das Thema Greenwashing?

Vontobel: Die Offenlegungsverordnung hat Investoren, Manager und Aufsichtsbehörden für das Problem des Greenwashing sensibilisiert. Grundsätzlich ist die öffentliche Diskussion darüber begrüßenswert, weil sie mithelfen kann, die Verordnungen besser umzusetzen. Für Produktanbieter wird Transparenz wesentlich relevanter. Vor allem in der aktuellen frühen Umsetzungsphase ohne einheitliche Begrifflichkeiten durch eine Taxonomie halten wir es jedoch für umso wichtiger, einen eigenen Ansatz zu fahren und Produkte auszusuchen, die den Kriterien in sinnvoller Weise gerecht werden.

autorAutorin
Sabine

Sabine Groth

Sabine Groth schreibt seit über 20 Jahren schwerpunktmäßig über Geldanlage sowie weitere Finanz- und Wirtschaftsthemen, seit 2009 als freie Journalistin. Zu ihren Auftraggebern zählen vor allem Fachmagazine und -portale.

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