Susanna Adelhardt, stellvertretende Vorsitzende der DAV und Vorstandsmitglied des IVS: „Nur weniger Stellschrauben“ © DAV
  • Von Andreas Harms
  • 15.11.2023 um 12:29
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Nach den Wirtschaftsweisen melden sich nun die Aktuare mit Vorschlägen, wie man die gesetzliche Rente zukunftsfähig hinbekommen könnte. Darin taucht das unbeliebte Thema des Renteneintrittsalters auf, allerdings nebst weiteren Vorsorgeformen.

Nachdem sich die sogenannten Wirtschaftsweisen schon für eine Reform der gesetzlichen Rente in die Brust warfen, lassen die Aktuare von der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV) und dem Institut der versicherungsmathematischen Sachverständigen für Altersversorgung (IVS) ihre – durchaus ähnliche – Sichtweise verlauten.

Dabei betont Susanna Adelhardt, stellvertretende Vorsitzende der DAV und Vorstandsmitglied des IVS zunächst eine mathematische Grundlage, die in Berlin jedoch noch nicht allzu bekannt zu sein scheint: „Nach den anerkannten Grundsätzen der Versicherungsmathematik bleiben nur wenige Stellschrauben: nochmals massiv steigende Steuerzuschüsse aus dem allgemeinen Staatshaushalt, höhere Beiträge, ein geringeres Rentenniveau oder ein späterer Renteneintritt.“

So weit, so – meist – bekannt. Doch wie soll man an den Schrauben drehen? In dieser Frage können sich die Versicherungsmathematiker für den Vorschlag der Wirtschaftsweisen erwärmen: Denn die wollen das Eintrittsalter zur Rente an die Lebenserwartung koppeln. Und weil die mit nur wenigen Pausen in den vergangenen Jahrzehnten stieg, sollte es das Eintrittsalter auch tun. Der Effekt daraus: Die Menschen zahlen länger Beiträge und beziehen kürzer Rente. Was die Gleichung mit den vier Variablen deutlich entspannen dürfte.

Adelhardt hierzu: „Wir Aktuarinnen und Aktuare haben das schon immer für eine sachgerechte Antwort auf die Verlängerung der Lebenserwartung gehalten. Ein Großteil der jetzt in das Berufsleben einsteigenden Bürgerinnen und Bürger wird voraussichtlich deutlich älter als 85 Jahre. Wir können diese an sich erfreuliche Entwicklung bei der Ausgestaltung der Gesetzlichen Rentenversicherung nicht ignorieren, wenn wir die Finanzierungslasten zwischen den Generationen einigermaßen gerecht verteilen wollen.“

Zusätzlichen betonen die Aktuare, wie wichtig die lebenslange Rente ist – gleichermaßen bei gesetzlicher und privater Vorsorge. Man müsse das Risiko, gegen Ende des Lebens ohne Geld dazustehen, unbedingt absichern, heißt es dazu. Gerade weil es ungewiss sei, wie lange man denn nun wirklich lebt.

Sozialer Gedanke in der Vorsorge

Und außerdem? Mögen es die Aktuare, wenn die Menschen die gesetzliche Rente um Vorsorgeverträge aus den Säulen 2 und 3 ergänzen, sprich: betriebliche (bAV) und private Altersvorsorge. Wobei sie vor allem aus sozialen Gründen die betriebliche und die staatlich geförderte Vorsorge anpreisen. „Sie tragen wesentlich dazu bei, vor allem bei jenen Menschen den Lebensstandard zu sichern, die sich keine darüberhinausgehenden Investments und privaten Vorsorgeinstrumente leisten können“, so Adelhardt. Weshalb man die bAV unbedingt weiter in Deutschland verbreiten müsse.

Doch auch die Riester-Rente und die private Altersvorsorge sollte man über Reformen auf Vordermann bringen, meinen die Mathematiker. Dabei liegen sie wiederum mit der Fokusgruppe Altersvorsorge auf einer Wellenlänge, die die Vorsorgeformen vor allem bei den Beitragsgarantien lockern will. Adelhardt: „Durch Garantieabsenkungen unter den Beitragserhalt sind aus unserer Perspektive deutlich bessere Erträge zu erwarten, und die Attraktivität der Angebote steigt. Weniger ist mehr; der Gesetzgeber muss es nur zulassen. Es muss aber definitiv etwas passieren.“

Mal sehen, ob man das in Berlin zur Kenntnis nimmt.

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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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