- Von Andreas Harms
- 10.08.2022 um 17:01
Investmentgesellschaften spüren offenbar Druck, mehr nachhaltige Investmentfonds anzubieten. Mit ein Grund könnte sein, dass Anlageberater und Versicherungsvermittler seit 2. August ihre Kunden zum Thema Nachhaltigkeit (kurz: ESG) befragen müssen. Jetzt stellt die Rating-Agentur Morningstar im Rahmen einer Studie fest, dass Anbieter im zweiten Quartal für 713 Fonds den sogenannten SFDR-Status geändert haben. Damit erfüllen sie andere Kriterien der Offenlegungsverordnung. Insgesamt sind laut Studie rund 23.000 Fonds auf dem Markt.
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Hintergrund: Seit März 2021 müssen Investmentgesellschaften ihre Fonds nach der Offenlegungsverordnung einschlüsseln. Die heißt komplett „Sustainable Finance Disclosure Regulation“ (SFDR) und unterscheidet zwischen den Artikeln 6, 8 und 9. Herkömmliche Fonds landen in Artikel 6. Fonds nach Artikel 8 müssen ökologische oder soziale Merkmale aufweisen, es müssen also schon Fonds mit nachhaltigen Kriterien sein. Artikel-9-Fonds hingegen müssen ausdrücklich ökologische und soziale Ziele verfolgen und über die Wirkung berichten. Weshalb man sie auch zuweilen als dunkelgrün bezeichnet.
Und in dieser Liste geht es kräftig aufwärts. Morningstar-Direktorin Hortense Bioy schreibt dazu: „Fondsgesellschaften spüren eindeutig den kommerziellen Druck, so viele Fonds wie möglich zu haben, die mindestens die Anforderungen von Artikel 8 erfüllen.“ 652 Fonds wechselten um eine Stufe von Artikel 6 in 8. Der größten und (in Deutschland) wohl bekannteste ist der 24 Milliarden schwere Mischfonds FvS Multiple Opportunities aus dem Hause der Kölner Vermögensverwaltung Flossbach von Storch. 17 Fonds sprangen sogar von Artikel 6 auf 9.
Mancher Anbieter wird vorsichtig
Abwärts ging es für lediglich 16 Fonds, und zwar von Artikel 9 auf 8. Bioy sieht das als Ergebnis dessen, dass Regulatoren erst kürzlich einiges nachträglich geklärt haben – was manche Anbieter vorsichtig werden ließ.
Und wie sieht der Markt insgesamt nun aus? 183 neue nachhaltige Fonds kamen im zweiten Quartal hinzu. Damit sind 7.273 Fonds nach Artikel 8 und 948 nach Artikel 9 einsortiert. Beide Gruppen zusammen machen mit einem Volumen von 4,18 Billionen Euro (Stand: 30. Juni 2022) mehr als die Hälfte des gesamten Fondsvermögens in der Europäischen Union aus. Vor einem Jahr war es noch ein Drittel.
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