Frau bei der Kosmetik: Die meisten weiblichen Selbstständigen in Deutschland arbeiten in der Körperpflegebranche © picture alliance / Andreas Arnold/dpa-tmn
  • Von Andreas Harms
  • 08.07.2022 um 14:16
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lesedauer Lesedauer: ca. 06:15 Min

Die Bundesregierung will Selbstständige verpflichten, fürs Alter vorzusorgen. Eine entsprechende Passage im Koalitionsvertrag hat immerhin einen Fehler früherer Pläne beseitigt. Das ist ja schon mal was. In anderer Hinsicht hat das Vorhaben jedoch noch Mängel.

Dort endet die Rechnung, aber wir drehen sie mal weiter. Denn diese 370 Euro könnte man monatlich alternativ in eine Geldanlage mit einer Rendite von 6 Prozent einzahlen. Das ist für einen Aktienfonds sogar noch konservativ gerechnet und nebenbei sogar inflationssicher. Nach 45 Jahren hätten sich dann 1.025.000 Euro zusammengeläppert. Wenn man die anschließend konservativ zu 3 Prozent anlegt, erhält man monatlich über 2.500 Euro aufs Konto. Und zwar, ohne das Guthaben dafür angreifen zu müssen – also lebenslang. Allerdings fehlen hier die Steuern und Informationen, wie viel das Geld in 45 Jahren überhaupt noch wert ist. Aber das Problem besteht bei der gesetzlichen Rente ja zum Teil auch.

Bei den Produkten kneift es gewaltig

Womit wir bei den Produkten ankommen, und dort kneift es noch ganz gewaltig. Die nüchterne Erkenntnis lautet: Es gibt kaum welche. Ein privates Vorsorgeprodukt soll insolvenz- und pfändungssicher sein und eine lebenslange Rente zahlen, heißt es. Das ist sinnvoll und richtig und sollte unbedingt so sein. Nur gilt das bislang nur für Riester- und Rürup-Renten, also Basisrenten. Doch die haben dafür andere Mängel. Die Riester-Rente leidet unter akuter Renditeschwäche, ausgelöst durch die noch immer bestehende Pflicht zur Beitragsgarantie. Außerdem muss man in die Gesetzliche einzahlen (oder zumindest Ehepartner oder -partnerin), um sie direkt abschließen zu können.

Die Idee der Rürup-Rente ist an sich ganz okay. Sie erfüllt die geforderten Kriterien und funktioniert wie ein Sparplan mit anschließender lebenslanger Rente. Doch sie krankt daran, dass sie einen Großteil der Rendite aus Steuergutschriften zieht und damit für Gutverdiener rentabler ist als für andere. Außerdem wird sie so zu einer aus Steuergeld mitgespeisten Rente. Ist das die Zukunft der Altersvorsorge? Wohl kaum. Die Steuer-Bonbons sind wiederum der Grund, weshalb man Rürup-Guthaben nur stark eingeschränkt vererben kann, wenn überhaupt. „Das könnte jedoch aus meiner Sicht gelockert werden, da in der heutigen Zeit Partnerschaften ohne Trauschein nicht mehr die Ausnahme sind, sondern eher die Regel“, meint Michael Hauer vom IVFP dazu. Was man übrigens auch für die Riester-Rente mal andenken sollte, um sie in die moderne Zeit zu hieven.

Die 401(k)-Pläne aus den USA lassen grüßen

Private Rentenversicherungen – ob mit Fonds oder ohne – erfüllen die Bedingung hingegen nicht. Zwar kann man sie über spezielle Vertragsklauseln zu großen Teilen vor dem Zugriff schützen, aber eben nicht vollständig. Von 18 bis 27 Jahren darf man jedes Jahr zusätzlich 6.000 Euro pfändungssicher als Vorsorge besitzen. Ab dem 27. Geburtstag betragen die Stufen 7.000 Euro pro Jahr. Macht mit 67 Jahren 340.000 Euro Vorsorgevermögen, die pfändungssicher in einer Versicherung schlummern dürfen. Alles, was darüber reicht, ist nur noch zu 30 Prozent geschützt.

Die im Koalitionsvertrag angepriesene Wahlfreiheit ist das nicht wirklich. „Neben der Rürup-Rente muss es noch andere Wege geben“, sagt auch Andreas Lutz und denkt dabei zum Beispiel an ein Sperrdepot, in dem sich jeder selbstbestimmt eine Altersvorsorge aufbauen kann. Regelmäßig oder unregelmäßig, Hauptsache geschützt vor fremden und den eigenen Fingern. Mit 67 – oder später – ist Kassensturz und wird die Rente ausgerechnet. Die 401(k)-Pläne aus den USA lassen grüßen. Für eine Fondssparerin wie Imke Strunk wäre so etwas eine feine Sache. Aber auch bei Rentenversicherungen sind spezielle Tarife denkbar, die den staatlichen Stempel „AV“ bekommen könnten und damit unpfändbar, unbeleihbar und überhaupt unantastbar wären. Wir dürfen gespannt sein, was sich Berlin ausdenkt, um das Vorhaben letztendlich mit Leben zu füllen. Und ob dann wirklich eine Wahl bleibt.

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Andreas

Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

kommentare
Wilfried Strassnig Versicherungsmakler
Vor 2 Jahren

Eine Branche, einschließlich der Fachzeitschriften, die es nicht für notwendig erachtet die Jahrhundertidee mit 7 Erfolgsfaktoren für hohe Renditen zu beachten, schreit förmlich danach vom Staat bevormundet zu werden. Man bremst, vermeintlich im WISSEN alles besser zu können, Querdenker sind ja grundsätzlich bäh, dabei kann man diese bei Nichtgefallen direkt kostenfrei entsorgen.
Der geringe OBOLUS ist mit Sicherheit lächerlich, in aller Regel vom Endergebnis unter 0,1% die man ja den Vermittlern üblicherweise zur Bezahlung überlässt, der Grund für Desinteresse? Diese erzielen bei BAVs-etc., aktuell die Vollkatastrophe, die man ohne Chuzpe den Bürgern verkauft, besonders extreme Verluste. Ganz leise, nur nicht unser Hautgeschäft mit Alleistellung gefährden. Anwälte und Richter schlafen aber auch nur so lange bis IHRE Auszahlungen erbärmlich sind. Millionen Einzelfälle.
Es kann sich wohl niemand vorstellen, dass ein Produkt mit Begeisterung von allen Bürgern akzeptiert wird und damit, nicht mehr “VERBESSERBAR” jede staatliche Lösung ins Abseits stellt. Nach allen Kosten und Inflation bietet der gesamte Markt keine Chance auf reale Gewinne.
Der Staat mit gigantischem Beamtenpensionsdefizit, der nach Covid und dem unnötigen Krieg in der Ukraine auf Jahre mit Rohstoffen aller Art unterversorgt ist und gewaltige Wirtschafts- und Arbeitsmarktprobleme wie immer erst registriert, wenn das Chaos da ist, ruiniert alles was über Jahrzehnte aufgebaut wurde.
Schade das deutsche Volk hat Besseres verdient. Mit Methoden von Gestern die Zukunft zu gestalten, natürlich alles sehr vernünftig und vor allem fair und sicher, ist für die oberen 20% der Bürger vielleicht perfekt. Mit dem Blick in den Rückspiegel mit 100 in die Kurve, für die restlichen 80% eine vorhersehbare Katastrophe.
Die letzten 10 Wörter Jesus am Kreuz….

F. Peters
Vor 2 Jahren

Es ist unglaublich!
WAS ist nur seit bereits über 20 Jahren so schwer daran, ein Gesetz zu entwerfen, dass jeden Selbstständigen generell zwingt, exakt denselben Betrag in eine wie auch immer geartete und für immer gesperrte AV einzuzahlen, wie er es auch müsste wenn er Angestellter wäre.

Sprich: „Bedenke, wenn Du Dich selbstständig machst, dass wir (der Staat) nach einer Schonfrist von max. 2 Jahren einen entsprechenden Vertrag von Dir erwarten. Legst Du diesen nicht vor, entfällt die Befreiungsmöglichkeit aus der Gesetzlichen Rente (bis Du uns die rechtlich zugelassene Alternative vorlegst).
Ferner werden wir jedes Jahr überprüfen, ob Du den Vertrag noch bestehen hast. Liegt der Beitrag unter dem Satz, den Du bei gleichem Einkommen auch als Angestellter zahlen müsstest, fällst Du wieder zurück in die Gesetzliche RV .. usw…
Das ist manchen Weicheiern und permanent Empörten zu hart? Wieso denn!? Jeder Angestellte hat doch auch keine Wahl! .. und das ist auch gut so.

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Wilfried Strassnig Versicherungsmakler
Vor 2 Jahren

Eine Branche, einschließlich der Fachzeitschriften, die es nicht für notwendig erachtet die Jahrhundertidee mit 7 Erfolgsfaktoren für hohe Renditen zu beachten, schreit förmlich danach vom Staat bevormundet zu werden. Man bremst, vermeintlich im WISSEN alles besser zu können, Querdenker sind ja grundsätzlich bäh, dabei kann man diese bei Nichtgefallen direkt kostenfrei entsorgen.
Der geringe OBOLUS ist mit Sicherheit lächerlich, in aller Regel vom Endergebnis unter 0,1% die man ja den Vermittlern üblicherweise zur Bezahlung überlässt, der Grund für Desinteresse? Diese erzielen bei BAVs-etc., aktuell die Vollkatastrophe, die man ohne Chuzpe den Bürgern verkauft, besonders extreme Verluste. Ganz leise, nur nicht unser Hautgeschäft mit Alleistellung gefährden. Anwälte und Richter schlafen aber auch nur so lange bis IHRE Auszahlungen erbärmlich sind. Millionen Einzelfälle.
Es kann sich wohl niemand vorstellen, dass ein Produkt mit Begeisterung von allen Bürgern akzeptiert wird und damit, nicht mehr “VERBESSERBAR” jede staatliche Lösung ins Abseits stellt. Nach allen Kosten und Inflation bietet der gesamte Markt keine Chance auf reale Gewinne.
Der Staat mit gigantischem Beamtenpensionsdefizit, der nach Covid und dem unnötigen Krieg in der Ukraine auf Jahre mit Rohstoffen aller Art unterversorgt ist und gewaltige Wirtschafts- und Arbeitsmarktprobleme wie immer erst registriert, wenn das Chaos da ist, ruiniert alles was über Jahrzehnte aufgebaut wurde.
Schade das deutsche Volk hat Besseres verdient. Mit Methoden von Gestern die Zukunft zu gestalten, natürlich alles sehr vernünftig und vor allem fair und sicher, ist für die oberen 20% der Bürger vielleicht perfekt. Mit dem Blick in den Rückspiegel mit 100 in die Kurve, für die restlichen 80% eine vorhersehbare Katastrophe.
Die letzten 10 Wörter Jesus am Kreuz….

F. Peters
Vor 2 Jahren

Es ist unglaublich!
WAS ist nur seit bereits über 20 Jahren so schwer daran, ein Gesetz zu entwerfen, dass jeden Selbstständigen generell zwingt, exakt denselben Betrag in eine wie auch immer geartete und für immer gesperrte AV einzuzahlen, wie er es auch müsste wenn er Angestellter wäre.

Sprich: „Bedenke, wenn Du Dich selbstständig machst, dass wir (der Staat) nach einer Schonfrist von max. 2 Jahren einen entsprechenden Vertrag von Dir erwarten. Legst Du diesen nicht vor, entfällt die Befreiungsmöglichkeit aus der Gesetzlichen Rente (bis Du uns die rechtlich zugelassene Alternative vorlegst).
Ferner werden wir jedes Jahr überprüfen, ob Du den Vertrag noch bestehen hast. Liegt der Beitrag unter dem Satz, den Du bei gleichem Einkommen auch als Angestellter zahlen müsstest, fällst Du wieder zurück in die Gesetzliche RV .. usw…
Das ist manchen Weicheiern und permanent Empörten zu hart? Wieso denn!? Jeder Angestellte hat doch auch keine Wahl! .. und das ist auch gut so.

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