- Von Lorenz Klein
- 11.08.2022 um 14:57
Frauen sind statistisch betrachtet wesentlich stärker von Altersarmut bedroht als Männer: Während Männer eine durchschnittliche gesetzliche Rente von 1.227 Euro pro Monat beziehen, erhalten Frauen nur 807 Euro – das sind 34 Prozent weniger. Betrachtet man das gesamte Einkommen im Rentenalter haben Frauen hierzulande sogar 46 Prozent weniger zur Verfügung als Männer. Damit gibt es in Deutschland im OECD-Ländervergleich das größte „Gender Pension Gap“, wie die Autoren der „Metall Rente Jugendstudie 2022“ am Donnerstag mitteilten. An der Studie, die im Abstand von drei Jahren durchgeführt wird, wurden rund 2.500 junge Erwachsene befragt.
Und hier zeigt sich, dass sich die Schere zwischen den Geschlechtern künftig noch weiter zu öffnen droht: Denn nur noch 29 Prozent der jungen Frauen zwischen 17 und 27 Jahren sparen regelmäßig für ihr Alter, wie die Studie ergab. Zum Vergleich: Im Jahr 2010 taten dies immerhin noch 39 Prozent. Während junge Frauen also immer weniger regelmäßig vorsorgen, haben junge Männer ihre Anstrengungen im gleichen Zeitraum deutlich erhöht: Statt 38 Prozent legen heute 45 Prozent regelmäßig Geld für ihren Ruhestand beiseite (siehe erste Grafik).
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„Teilzeitarbeit bleibt vor allem ein Frauenthema“, benennen die Autoren eine wesentliche Ursache für eine derart große Spanne in Sachen Vorsorge. Laut der Studie gehen derzeit 70 Prozent der jungen Frauen davon aus, dass sie in bestimmten Lebensphasen nur in Teilzeit arbeiten werden. Auffällig ist hier das West-Ost-Gefälle: In den alten Bundesländern rechnen 71 Prozent der weiblichen Befragten mit späteren Teilzeitphasen, während es in den neuen Ländern nur 62 Prozent sind. Bei den Männern ist dieses Gefälle hingegen überhaupt nicht zu sehen: Sowohl in Ost als auch West rechnen 36 Prozent der Männer mit späteren Teilzeitphasen. „Die verschiedenen Erwerbsbiografien der Frauen vor der Wiedervereinigung setzen sich in den unterschiedlichen Vorstellungen der heutigen jungen Frauen fort“, kommentieren die Autoren.
Geschlechter eint große Sorge vor Altersarmut
Studienherausgeber Klaus Hurrelmann findet diese Entwicklung höchst bedauerlich: „So eine starke, emanzipierte Frauengeneration, wie wir sie heute haben, fällt bei der Altersvorsorge in alte Rollenmuster zurück, die wir eigentlich schon überwunden glaubten“, sagt er. Das werde beim Thema Teilzeitarbeit besonders deutlich. So steckten Frauen für die Familie zurück und investierten deshalb „viel zu wenig in ihre eigene Alterssicherung. Dabei wissen sie, dass sich das eines Tages rächt“, so Hurrelmann.
Und diese Befürchtung scheinen auch die Befragten zu teilen: 84 Prozent der jungen Frauen haben Angst davor, im Rentenalter nur eine geringe Rente zu bekommen und in die Altersarmut abzurutschen. Bei den gleichaltrigen Männern sind es etwas weniger, aber immerhin auch noch 74 Prozent.
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Scheu vor Aktien schwindet, doch Frauen bleiben vorsichtiger
Größere Unterschiede zwischen den Geschlechtern treten wieder zu Tage, wenn es um die Art der Vorsorge geht – allen voran beim Aktiensparen: Zwischen 2016 und 2022 hat sich der Gesamtanteil derjenigen verdreifacht, die aktien- und fondsbasiert für ihre Rente sparen – von 16 auf 50 Prozent, allerdings nur gesamtgeschlechtlich gesehen. Denn während bei den jungen Männern bereits 62 Prozent auch auf Aktien und Fonds setzen, sind es bei den jungen Frauen lediglich 34 Prozent. Immerhin ist dieser Wert im Vergleich zur letzten Erhebung im Jahr 2019 stark angestiegen von damals 18 Prozent.
Festverzinsliche Anlagen verlieren bei beiden Geschlechtern an Attraktivität, bleiben aber für Frauen weiterhin die meist genutzte Sparform. 54 Prozent der Alterssparerinnen lassen ihr Geld auf ein Festgeldkonto, ein Sparbuch oder in festverzinsliche Wertpapiere fließen (siehe zweite Grafik).
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