- Von Andreas Harms
- 29.08.2022 um 16:55
In einer Serie beleuchten wir, wie Anleger gut mit hoher Inflation fertig werden können. Im ersten Teil befassten wir uns mit Staatsanleihen, im zweiten Teil mit Aktien und Aktienfonds. Sie finden die Artikel hier und hier. Doch jetzt soll es um die sogenannte Krisenwährung Gold gehen.
Doch um gleich zu Beginn mal was kaputt zu machen: Das Edelmetall dürfte der am meisten missverstandene Sachwert sein. Denn im Gegensatz zu Aktien und einigen gängigen Klischees bewegt es sich kein Stück mit der normalen Inflation mit. Wer zum Beispiel im Januar 1980 (nach der großen Inflation) zum damaligen Rekordpreis von 850 US-Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) gekauft hätte, hätte bis heute zumindest in Dollar nominal nur 1,7 Prozent im Jahr verdient (siehe Hinweis am Ende des Artikels). Denn zurzeit kostet eine Unze etwa 1.735 Dollar (Stand: 29. August 2022). Zwischenzeitlich lag sie viel tiefer, um die Jahrtausendwende gar unter 300 Dollar. Dann ging es für Jahre wieder aufwärts.
Staatsanleihen im Inflations-Check
Aktien und Aktienfonds im Inflations-Check
Immobilien, Immobilienaktien und Infrastruktur im Inflations-Check
Als dauerhafter Renditebringer scheidet Gold damit allerdings aus. Tatsächlich richtet sich der Goldpreis stark nach dem realen Zins, also dem Zinsniveau minus Inflation. Derzeit steigt die Inflation erst einmal nicht weiter, dafür aber der Zins in Europa und USA. Das erhöht den realen Zins (wenn auch im Minusbereich) – und drückt den Goldpreis. Was übrigens auch die schwache Entwicklung in diesem Jahr erklärt.
Warum Gold halten, wenn es keine Rendite bringt?
Aber warum hält zum Beispiel ein Star-Fondsmanager wie Bert Flossbach vom Kölner Vermögensverwalter Flossbach von Storch in seinen Mischfonds immer mindestens 5 Prozent Gold? Schließlich hat er damit bislang einiges an Rendite verschenkt. Ganz einfach: Weil es die ultimative Krisenwährung ist. Der Goldpreis schnellt immer dann empor, wenn die Inflation so richtig aus dem Ruder läuft und Aktien leiden. So stellt Volkswirt Thomas Mayer, Gründungsdirektor des Flossbach von Storch Research Institutes, fest: „Die beste Performance lieferte Gold in Krisenzeiten. Dazu zählten die frühen 1930er Jahre, die Jahre der Stagflation in den 1970er Jahren und die Jahre nach der Finanzkrise von 2007/08.“ Gold ergänzt also Aktien und federt deren Verluste bei besonders schlimmer Inflation ab.
Das Edelmetall in eine Fondspolice einzubinden, dürfte schwierig werden. Stattdessen steht es Anlegern in erster Linie klassisch als Barren und Münzen vom Goldhändler zur Verfügung. Unter Umständen ist dann ein Bankschließfach nötig, das laufend Geld kostet. Oder man verbuddelt es im Garten, mit allen damit verbundenen Risiken.
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