Steigende Zinsen und Renditen (links) lassen den Höchstrechnungszins noch lange nicht steigen (rechts) © Illustration: Jcomp / Freepik.com; Daten: Bundesbank, DAV
  • Von Andreas Harms
  • 26.06.2023 um 14:43
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Offenbar reicht es noch nicht aus – obwohl Zinsen und Renditen am Anleihemarkt kräftig gestiegen sind, feiert die 100-prozentige Beitragsgarantie erst mal kein Comeback. Und das hat triftige Gründe. Allerdings gibt es einzelne Modelle, die das höhere Zinsniveau durchaus schon nutzen.

Eine Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts IW Köln verdeutlicht, was selbst Prognosen von Experten manchmal taugen: nichts. Im Dezember 2018 nehmen die Wirtschaftsexperten Sparern jede Hoffnung, dass in der Eurozone die Zinsen steigen könnten. Bis 2050 werde das nicht passieren, heißt es damals. Schuld seien der demografische Wandel und die sogenannte globale Sparschwemme: Wenn mehr Menschen fürs Alter sparen, gibt es zu viel Anlegergeld für zu wenige Investitionsmöglichkeiten. Also müssen die Zinsen sinken. Ganz klar.

Heute – eine Coronakrise, eine Energiekrise und eine heftige Inflationswelle später – liegt der wichtigste Leitzins in der Eurozone bei 4 Prozent. Und die zehnjährige Bundesanleihe, deren Rendite mal deutlich unter null lag, bringt wieder mehr als 2 Prozent, wenn man sie kauft. Deutlich mehr. In der globalen Sparschwemme hat die Ebbe eingesetzt.

Indem sich der Zinsmarkt entspannt hat, fällt ein großer Stressfaktor für ein spezielles Gebiet in der Altersvorsorge weg: die Beitragsgarantie in Fondspolicen. Denn indem die Zinsen jahrelang fielen, erschwerten sie es Versicherern mehr und mehr, ihren Vorsorgern die eingezahlten Beiträge zumindest in absoluten Zahlen zu garantieren (also sogar noch vor Abzug der Inflation). So, wie es übrigens die Riester-Rente noch immer vorschreibt.

Geld fließt in zwei oder drei Töpfe

Der Zusammenhang zwischen Zinsen und Garantien kommt daher, dass Versicherer das zu sichernde Geld in mindestens zwei Teile teilen. Der eine darf in Aktienfonds fließen und so für erhöhte Renditen sorgen, aber auch zwischenzeitliche Kursrisiken mit sich bringen. Der andere muss das ganze Unterfangen garantieren, besteht also aus sehr sicheren Anlagen. Nicht selten ist das der klassische Deckungsstock. Manche Versicherer teilen die Beträge fest auf, was sich dann „statischer Zwei-Topf-Hybrid“ nennt. Andere fahren mit drei Töpfen und verteilen das Geld je nach Marktlage, um in guten Zeiten Risiken hoch- und in schlechten Zeiten Risiken herunterzufahren.

Info-Grafik über Inflation, Marktzinsniveau und Höchstrechnungszins
Inflation, Marktzinsniveau und Höchstrechnungszins im Überblick: Obwohl Inflation und Zinsen anzogen, bleibt der Höchstrechnungszins erst einmal am Boden (Quellen: Bundesbank, DAV, Destatis)

Ein Beispiel für so einen Zwei-Topf-Hybrid liefert die Hanse-Merkur mit ihrer Privatrente Vario Care. Dort können sich Kunden ganz nach Gusto zwischen klassischer Rente, reinem Fondsmodell und Zwischenstufen entscheiden. Die Garantiehöhe kann in Zehnerschritten zwischen 10 und 90 Prozent liegen. „Topf 1 ist das klassische Sicherungsvermögen für die Garantien, Topf 2 ist die freie Fondsauswahl“, sagt Christian Neumann, Spezialist für LV-Grundsatzfragen. „So erhält der Kunde einen Durchschnittspreis der Fondsanteile, der oftmals günstiger ist als bei dem Versuch, den Markt zu timen.“

Seite 2: Warum das Sicherungsniveau sinken musste

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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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