- Von Lorenz Klein
- 08.06.2023 um 10:01
Der Streit über den verpflichtenden Einbau von klimaschonenden Heizungen trübt offenbar nicht nur die Stimmung in der Koalition und bei Immobilienbesitzern. Auch Menschen, die einen Immobilienkauf erwägen, treibt die Sorge um, Klimaschutz-Auflagen bei Immobilien könnten sie finanziell überfordern. Dies legt jedenfalls eine repräsentative Umfrage im Auftrag von Immoverkauf24 und ImmoScout24 nahe.
Danach sieht fast jeder Vierte vom Eigentumserwerb ab, aus Sorge, die erforderlichen Investitionskosten nicht stemmen zu können (23 Prozent). Noch größer sind die Kauf-Bedenken allerdings aufgrund zu geringen Eigenkapitals und nach wie vor hohen Immobilienpreisen (siehe Grafik).
Besonders verbreitet ist die Sorge über hohe Investitionskosten für Heizung, Dämmung & Co bei Eltern von minderjährigen Kindern (26 Prozent) und bei Menschen zwischen 45 und 54 Jahren (29 Prozent). Für jeweils mehr als ein Drittel der kaufwilligen Menschen in Deutschland sind zu wenig Eigenkapital (37 Prozent) und zu hohe Immobilienpreise (35 Prozent) ausschlaggebend dafür, dass sie keine Immobilien kaufen. Fast ein Viertel gibt zudem überfordernde Finanzierungsraten als Grund an (21 Prozent). Seit Mitte 2022, mit Ansteigen der Finanzierungszinsen, ist die Nachfrage nach Kaufimmobilien spürbar zurückgegangen.
„Es ist zurzeit eine herausfordernde Gemengelage für Menschen, die Eigentum erwerben möchten: Angesichts der ausgeprägten Inflation und gestiegener Zinsen verlangen Banken bei Immobilienfinanzierungen einen höheren Eigenkapitalanteil als noch vor einem Jahr. Und das bei einem immer noch sehr hohen Preisniveau“, wie Cinja Kinnemann, Geschäftsführerin von Immoverkauf24, erklärt. Weil Kaufwillige zudem nicht absehen könnten, wie hoch weitere finanzielle Belastungen aufgrund der von Bundesregierung und EU angekündigten Klimaschutzauflagen sein werden, scheine vielen ein Kauf ein kaum kalkulierbares Risiko.
„Hier wäre eine klare Kommunikation über Zuschüsse und Umsetzungsmöglichkeiten für die Betroffenen eine große Hilfe“, so Kinnemann. Die anziehende Nachfrage im 1. Quartal 2023 zeige aber, dass die Zuversicht wieder steige. Das sei auch deshalb so, weil sich Preisvorstellungen von Verkaufenden und Kaufenden annäherten. „Der Wunsch nach Eigentum ist bei der Mehrheit der Deutschen nach wie vor vorhanden“, betont die Immobilien-Expertin.
Frauen häufiger von Finanzierungssorgen geplagt
Weiter ergab die Umfrage, dass Frauen die Sorge um einen zu geringen Eigenkapitalanteil häufiger umtreibe als Männer: 40 Prozent teilen diese Befürchtung, während es unter Männern nur 35 Prozent sind. Und auch in einer bestimmten Lebensphase sei der Blick auf die Finanzierbarkeit von Immobilien überdurchschnittlich pessimistisch: So stuften Menschen zwischen 45 und 54 Jahren zu 42 Prozent die Preise als zu hoch ein – im Gesamtschnitt sind es 35 Prozent. 43 Prozent der Befragten fürchten, über zu wenig Eigenkapital zu verfügen.
Ein Eigenheim bindet außerdem die Besitzer – und genau das möchte fast jeder Sechste nicht: Die damit einhergehende Verantwortung hält gut 15 Prozent vom Kauf ab, für 12 Prozent ist es der Verlust an Flexibilität. Auffällig: Weil sie flexibel bleiben möchten, sehen Befragte in Ostdeutschland häufiger vom Immobilienkauf ab (16 Prozent) als in Westdeutschland (11 Prozent). Besonders hoch ist die Quote derer, die nicht „immobil“ werden möchte in Berlin mit 25 Prozent.
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