- Von Lorenz Klein
- 28.07.2023 um 17:08
Vier der fünf Wirtschaftsweisen haben sich dafür ausgesprochen, einen staatlich organisierten Aktienfonds als Standardprodukt für die private Altersvorsorge einzuführen – und gehen damit bewusst in die Konfrontation. Denn einen solchen Staatsfonds nach dem Vorbild Schwedens oder Großbritanniens hatte die Fokusgruppe Altersvorsorge zuvor verworfen. Und das finden die Ökonominnen und Ökonomen gar nicht gut. Ohnehin scheinen die vier Wirtschaftsweisen vom Bericht der Fokusgruppe nicht sonderlich viel zu halten.
„Umsetzung aller Einzelvorschläge würde Transparenz verringern“
Aktuare warnen vor „staatlich geförderter Altersarmut“
So finden die Vermittlerverbände den Wurf der Fokusgruppe
In einem Gastbeitrag für die „Zeit“ (bezahlpflichtig) teilen sie ordentlich aus gegen die Vorschläge des vom Bundesfinanzministerium eingesetzten Expertengremiums. Der Abschlussbericht dokumentiere „in erster Linie sehr detailliert unterschiedliche Interessen, die die in die Beratungen eingebundenen Akteure verfolgen“. Die Umsetzung aller Einzelvorschläge der Kommission „würde die Transparenz jedoch verringern, statt sie zu erhöhen“, heißt es in dem Gastbeitrag.
Im Klartext: Die Wirtschaftsweisen werfen den Teilnehmern der Fokusgruppe vor, nur das jeweils eigene Partikularinteressen-Süppchen zu kochen, wobei am Ende weder Fisch noch Fleisch herauskommt. Devise: Arbeitgebervertreter wollen möglichst wenig am System ändern, weil sie den Mehraufwand scheuen, die Gewerkschaften setzen hingegen auf eine starke gesetzliche Rente.
Der Staatsfonds wäre aus Sicht der vier Wirtschaftsweisen quasi der große Wurf, der mit dem Mix aus Einzelmaßnahmen aufräumen würde. Konkret verweisen die Autoren auf den schwedische Staatsfonds AP7 Såfa und den britische National Employment Saving als positive Beispiele. Doch bei den Deutschen rennen die Wissenschaftler mit ihren Plänen offenbar noch keine offenen Türen ein. Das ergab zumindest eine Umfrage des Deutschen Instituts für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA), das dem Finanzvertrieb DVAG nahesteht.
Danach sehen die Befragten einen staatlich verantworteten Fonds für die Altersvorsorge überwiegend kritisch. So vertrauten rund 61 Prozent privaten Finanzangeboten mehr als staatlichen. Zudem trauten knapp 68 Prozent dem Staat kein professionelles Fondsmanagement zu. Drei Viertel (75 Prozent) der Befragten äußerten die Sorge, dass die Politik die Mittel für die Altersvorsorge zweckentfremden könnte.
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