Marcel Fratzscher © picture alliance / photothek | Thomas Koehler
  • Von Lorenz Klein
  • 06.05.2022 um 15:47
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Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, geht davon aus, dass die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins in der zweiten Jahreshälfte anheben wird. Die Inflation werde aber trotzdem „hoch bleiben in diesem und im nächsten Jahr“, so Fratzscher in einem Fernseh-Interview.

Marchel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), hat in einem Interview erklärt, dass die Europäische Zentralbank (EZB) demnächst wohl eine Abkehr von ihrer lockeren Geldpolitik vollzieht und den Leitzins anheben wird. „Ich denke, dass die EZB das im zweiten Halbjahr machen wird“, vermutlich „nach den Sommerferien. Das halte ich auch für richtig“, sagte der Ökonom gegenüber dem Fernsehsender Phoenix.

Eine direkte Auswirkung auf die Inflation dürfte der Schritt aber nicht haben, glaubt Fratzscher: „Da dürfen wir keine falschen Erwartungen haben. Die Inflation wird hoch bleiben in diesem und im nächsten Jahr.“ Es sei aber wichtig für die Glaubwürdigkeit der EZB, „den Menschen, auch den Unternehmen, den Gewerkschaften, zu signalisieren: Schaut mal her, wir nehmen das Ernst. Und ihr könnt euch darauf verlassen, dass wir in den nächsten Jahren wieder zu unserem Ziel der Preisstabilität zurückkommen.“

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Zugleich betonte der DIW-Präsident, dass die Inflation in Deutschland nicht das Resultat einer höheren Nachfrage sei, sondern ein Ergebnis des Krieges in der Ukraine und der Corona-Pandemie. Darauf habe eine Zentralbank wie die EZB keinen Einfluss – und das mache es so schwer, die Inflation unter Kontrolle zu bringen und die Inflation durch eine Zinserhöhung schnell zu reduzieren, so Fratzscher weiter.

Fratzscher: Zinsanstieg für Staat verkraftbar und für Sparer eine gute Nachricht

Sorgen vor einer drohenden Insolvenz des Staates infolge steigender Zinsen hält der Finanzwissenschaftler für unbegründet. „Für den deutschen Staat ist das erst einmal nicht so besorgniserregend“, da die Laufzeiten von Staatsanleihen oftmals über 10 Jahre gingen und somit „praktisch zu Nullzins“. Insofern sei ein Zinsanstieg „jetzt keine Katastrophe für den Staat, für die Finanzierungsbedingungen“, erst recht nicht für Deutschland. Es gebe kaum ein Land, das solidere Staatsfinanzen habe, was die Verschuldung beträfe, wie Fratzscher betonte.

Auf der anderen Seite bedeute eine Zinserhöhung für die Sparerinnen und Sparer im Land grundsätzlich gute Nachrichten, „weil jetzt ein Ende der Nullzinsen in Sicht ist“, so Fratzscher.

Das ganze Interview mit Marcel Fratzscher ist hier abrufbar.

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Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

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