- Von Barbara Bocks
- 13.03.2025 um 17:42
Zumindest vom Volumen her stehen die Zeichen für Risikolebensversicherungen auf dem deutschen Markt zum ersten Mal seit dem Jahr 2019 wieder auf Wachstum. Das zeigt eine Analyse des Branchendienstes Map-Report für das Jahr 2023. Denn Lebensversicherer in Deutschland hatten Ende 2023 insgesamt 9.885.952 Risikolebensversicherungen in den Büchern. Das ist ein Zuwachs gegenüber dem Vorjahr um 4,3 Prozent, aber nur die eine Seite der Medaille.
Tarife für Risikolebensversicherungen wirken aus Sicht der Analysten ambitionslos
Bei der Qualität nämlich herrsche Stillstand, sagt Michael Franke, geschäftsführender Gesellschafter bei Franke und Bornberg: „Trotz der großen Verbreitung sehen wir bei den Versicherern in den vergangenen Jahren wenig Ehrgeiz, den gestiegenen Erwartungen von Verbrauchern gerecht zu werden.“
Viele Versicherer hätten noch nicht einmal den neuen Höchstrechnungszins von einem Prozent als Anlass für Tarifänderungen genutzt. Auch hier zeige sich das mangelnde Engagement der Branche, kritisiert Franke.
Wer eine Risikolebensversicherung abschließt, will meist Hinterbliebene versorgen, gegenseitige Ansprüche absichern oder Kreditgeber über den Tod hinaus bedienen. Doch nicht alles im Leben ist planbar. Deshalb sind flexible Optionen wie Nachversicherungsgarantien für viele Kunden so wichtig.
Versicherte versprechen sich davon mehr Schutz ohne Gesundheitsprüfung. Anlässe dafür sind zum Beispiel eine Heirat, die Geburt oder Adoption eines Kindes oder eine Gehaltserhöhung. „Je flexibler eine Risikoversicherung ist, umso besser schützt sie in jeder Lebensphase“, erläutert Franke.
Nachversicherungoption ohne Gesundheitsprüfung hat auch Nachteile
Allerdings bewertet Franke und Bornberg Nachversicherungsoptionen ohne Gesundheitsprüfung nicht uneingeschränkt positiv: „Versicherte mit gesundheitlichen Problemen nutzen diese Angebote stärker als gesunde Altersgenossen“, beobachtet Franke. Damit steige für Versicherer die Wahrscheinlichkeit für mehr risikoreiche Verträge im Bestand. Daher sollten sie bei Nachversicherungsgarantien stets Augenmaß beweisen.
Im Durchschnitt hat der neue Rechnungszins die Prämie bei gleicher Versicherungssumme um ungefähr 4 Prozent gesenkt, brutto wie netto. Aussagen zum Preis sind aus Sicht der Analysten allerdings schwierig. Denn die meisten Gesellschaften haben traditionell mindestens ein preisaggressives Basis-Produkt sowie ein höherpreisiges Top-Produkt im Programm.
Einige Anbieter bedienen den Hang zur Mitte mit einem weiteren Produkt, das sich in Preis und in Leistung zwischen Basis- und Top-Produkt bewegt. Über die gesamte Breite des Marktes reicht die Spanne aktuell von 58,89 bis 294,49 Euro im Jahr (Beispiel Bankkaufmann, 100.000 Euro Versicherungssumme, Endalter 67, Nichtraucher).

1 Kommentare
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Vor 18 StundenInteressante Analyse, die meine täglichen Erfahrungen als Makler bestätigt. Die Stagnation bei der Qualität trotz steigender Vertragszahlen spüren wir in der Beratungspraxis deutlich. Besonders herausfordernd finde ich, dass wir als Vermittler immer mehr Zeit in die Differenzierung der Tarife investieren müssen, ohne dass echte Innovationen erkennbar sind.
In meiner Praxis setze ich daher vermehrt auf eigene Analysetools und Vergleichsraster, die über die reinen Ratings hinausgehen. Wer sich für diesen praxisorientierten Ansatz interessiert, findet auf meinem Blog [ludwigoelze.com](https://ludwigoelze.com) weitere Einblicke und Arbeitshilfen zur effizienten Tarifauswahl in der Risikolebensversicherung.
Ludwig Oelze