Alle mal herhören! Unsere Leser haben Ideen für die Frühstart-Rente. Hier im Bild: die Neu-Koalitionäre (v.l.n.r.) Markus Söder (CSU), Friedrich Merz (CDU), Lars Klingbeil (SPD) und Saskia Esken (SPD) © picture alliance / dts-Agentur | -
  • Von Andreas Harms
  • 16.04.2025 um 10:48
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lesedauer Lesedauer: ca. 02:20 Min

Das Thema ist offenbar spannend: Nachdem unser Artikel zur Frühstart-Rente auf Linkedin lief, reagierten Leser darauf. Sie bogen mit Vorschlägen um die Ecke, die sich die kommende Regierung ruhig mal anschauen sollte. Es ging dabei auch um die Riester-Rente.

Es sind eindeutig die guten Seiten der Sozialen Medien, wenn Nutzer Gedanken austauschen, Argumente abwägen, Ideen mitteilen. Das geschah tatsächlich im Rahmen einer Pfefferminzia-Meldung zur Frühstart-Rente.

Ursache ist jener Artikel, in dem wir errechneten, was aus 1.440 Euro im Rahmen der Frühstart-Rente wird. Daraufhin schreibt der Rechtsanwalt und AfW-Vorstand Norman Wirth auf Linkedin: „Sehr gut! Das macht den Symbolcharakter der im Koalitionsvertrag vereinbarten Frühstart-Rente erst so richtig deutlich.“

Aber eben diesen Symbolcharakter sollte man eben nicht unterschätzen. So schreibt Wirth auch: „Das wirklich Gute an der Frühstart-Rente ist doch aber, die Bevölkerung für eine auch kapitalmarktorientierte Altersvorsorge zu sensibilisieren.“

Woraufhin der Vermögensverwalter Jens Klingenberg anregt, auch gleich das Kindergeld mit in so ein Depot zu packen: „Dann reden wir nicht über 60k Euro sondern über 1,5 Millionen zu Rentenbeginn.“

Es kann übrigens noch mehr werden, denn wir haben den Vorschlag gleich mal durch den Rechner gejagt: Wer 20 Jahre lang monatlich 250 Euro Kindergeld und von 6 bis 18 Jahren zusätzlich 10 Euro in das Depot packt, hat mit 67 Jahren 3,1 Millionen Euro. Zumindest nominal und bei der von uns veranschlagten Rendite von 7 Prozent im Jahr.

Lieber nicht von „Symbolpolitik“ reden?

Aber das können bei weitem nicht alle Familien bewerkstelligen, führt ein anderer Nutzer an. Viele sind in ihrem monatlichen Haushalt auf das Kindergeld angewiesen (und wofür es ja auch gedacht ist).

Der Finanzanlagenvermittler Hauke Petersen (HP Vermögensmanagement) indes würde den Begriff der „Symbolpolitik“ gern vermeiden. „Warum? Weil die Politik ansonsten überlegen könnte, dieses ‚Symbol‘ noch vor seiner Einführung einzumotten“, schreibt er.

Er fände gut, wenn man das Depot weiter öffnete. Er könnte sich vorstellen, dass auch bei weiteren freiwilligen Zuzahlungen Kapitalerträge unbegrenzt steuerfrei sein könnten.

Wohlgemerkt: Wer derzeit im Wertpapierdepot umschichtet oder Dividenden und Zinsen bezieht, muss darauf 25 Prozent Abgeltungsteuer plus Soli-Zuschlag zahlen. Ausgenommen davon ist ein Freibetrag von 1.000 Euro pro Nase und Jahr – mit dem sich in der Altersvorsorge aber nicht viel anfangen lässt.

Weshalb unser Redakteur Andreas Harms gleich drauf anspringt und ein definitives Altersvorsorgedepot fordert. Eines mit Sperre bis zum 65. oder 67. Geburtstag und in dem alle Kapitalerträge erstmal steuerfrei sind. Über nachgelagerte Besteuerung kann man ja immer noch reden.

Warum so kompliziert?

Der Geschäftsführer von Mypension, Alberto del Pozo, findet die Idee der Frühstart-Rente zwar gut. Er sieht aber einen ziemlichen Verwaltungsakt auf die Branche zukommen: „Ganz ehrlich: wer braucht ein SEPARATES 10-Euro-Kinder-Produkt? Was zu wenig bedacht wird: das Ding soll steuerlich NICHT funktionieren, wie ein normales Depot (Einschränkung im Zugriff, keine Abgeltungsteuer, etc.). Also Extra-Spielregeln für die Anbieter, mit zusätzlichem Aufwand für ein völlig neues Produkt.“

Warum also so kompliziert? Stattdessen könnte man die Frühstart-Rente mit dem eh schon geplanten (und kurz vor dem Ziel gekippten) Altersvorsorgedepot im Rahmen der Riester-Rente kombinieren. Für die Zulagenbehörde (ZFA) wäre es nur eine weitere Zulage. Und die Menschen würden das Depot schon ab Geburt haben. Denn warum es erst mit sechs Jahren losgehen soll, versteht del Pozo nicht (wir übrigens auch nicht).

Und dann schreibt er einen Satz, den die Entscheider in Berlin lesen sollten: „Wir brauchen eine Konsolidierung, der vielen, teilweise total effektiven Altersvorsorgelösungen in Deutschland. Ein zentrales Altersvorsorgedepot, in dem jegliche Förderung hineinläuft: Das muss es doch sein. Und nicht ständig neue Insellösungen einführen.“

Es ist eine Stoßrichtung, die übrigens auch das Institut für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP) für richtig hält. Denn es hat neulich vorgeschlagen, die Riester- und Rürup-Rente kurzerhand zusammenzulegen.

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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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